Eine Woche nach dem Auftakt der Specialized Sram Enduro Series in Terlago (wir berichteten) stand nun die Wiederholung des 2013 ins Leben gerufenen Multi-Stage-Endurorennens am Gardasee an. Gastautor Tommy hat sich wieder unter das aus 350 gemeldeten Fahrern bestehende Teilnehmerfeld gemischt, um das Event aus Fahrersicht zu beleuchten.
Nach dem für mich unglücklichen Verlauf des Rennens in Terlago mit 2 Platten, hatte ich während der 3 Tage Wettbewerbspause genug Zeit, um #1 der SSES abzuhaken und mich für Riva, dem 2. Lauf der SSES in Euphorie zu versetzen. Nachdem ich auch schon letztes Jahr an dem Rennen teilgenommen hatte und wusste, was für tolle und fordernde Stages hier auf einen warteten, konnte ich den Trainingstag zum diesjährigen Rennen kaum erwarten. „Komplett neue Strecken soll es geben!“, hieß es. Umso mehr war man gespannt, was wohl dieses Jahr geboten war. Der Veranstalter hat es diesmal sehr gut hinbekommen, die Wertungsprüfungen bis zum Training am Donnerstag geheim zu halten, sodass gefühlt gleiche Bedingungen für alle herrschten. Natürlich nicht immer leicht umzusetzen, aber genau so sollte ein Rennen mit einem Trainingstag ablaufen. So bleibt die Attraktivität eines Endurorennens in dem Sinne erhalten, dass auch voll Berufstätige am Freitag bzw. in diesem Fall am Mittwoch Abend noch anreisen können, am nächsten Tag so wie alle anderen auch ihr Training fahren und der an- und abschließende Tag den Renntag darstellt.
# Willkommen zum Bike Festival
Mittwoch
Die Anmeldung öffnete am Mittwoch 16 Uhr ihre Pforten. Auch diesmal, genau wie in Terlago waren die Herrschaften der FCI (Italian Cycling Federation) anwesend, um die Fahrerlizenzen zu checken und diese mit abgestempelten Postits zu versehen. Dabei können auch schon mal bis zu 4 Personen beschäftigt werden. :)
Entgegen dem Starterpaket in Terlago mit vielen Giveaways wie T-Shirt, Betriebsmittel und allerhand Infomaterial über deren Region gab es in Riva NIX.
Naja, mit ein paar Kabelbindern und Sicherheitsnadeln für die Startnummernmontage und einem nicht aussagefähigem Streckenplan ohne Kilo- und Höhenmeterangabe ausgerüstet ging es zurück zum Campingplatz, wo man anhand von Navigationssoftware und dem dazugehörigen Kartenmaterial versuchte, die Stages und somit die Shuttles für den nächsten Tag zu planen.
Donnerstag
Am nächsten Tag, Donnerstag, Trainingstag, zeigte sich das Wetter von seiner schönsten Seite. Mit viel Sonnenschein ging es also auf die Trainingsrunde, um die vom Vortag noch feuchten Wertungsprüfungen zu trainieren. Am Ende dieses Trainingstages stand der Prolog auf dem Programm. Ein ca. 1-Minütiger Rundkurs im Hafen von Riva, welcher durch S-Kombinationen, extra aufgebauten Tables, Hindernisüberfahrten und 180°-Kehren sowohl für Fahrer also auch für Zuschauer ein Spektakel darstellte. Die Sieger des Prologs waren bis auf die Klasse Amateur Women identisch zum Event in Terlago eine Woche vorher. In der Klasse Pro Men konnte Michal Prokop an seine Leistung anknüpfen und gewann auch in Riva den Prolog, in der Klasse Pro Women war Anneke Beerten die Schnellste. In der Masters-Klasse fuhr Remo Heutschi die beste Zeit heraus, in der Klasse Amateur Men gewann Leonhard Putzenlechner und in der Klasse Amateur Women war diesmal Jana Götze die Schnellste.
Freitag
Am darauf folgenden Tag regnete es – und das wie auch schon in Terlago den ganzen Tag lang! Ich persönlich empfand dies als positiv, da ich noch daran gewohnt war, wie sich nasse Füße und ein nasser Hintern anfühlen :).
Stage 1 begann dabei erstmal mit einem ordentlichen 40 hm Anstieg, welcher am Renntag die Lungen plötzlich und ohne Gnade öffnen sollte. Allerdings wertete nicht jeder Fahrer diese Lungenfrischluftsektion als gerechtfertigt, was zum ersten Unmut führte. Objektiv bewertet und aufgrund dessen, dass die restlichen Stages kaum noch Gegenanstiege aufzubieten hatten, entsprach dieser Gegenanstieg allerdings schlicht und einfach einem Enduroformat, in welchem Gegenanstiege und Tretpassagen von 10-15 % Inhalt sein sollten. Der Downhill nach dem gerade angeführten Gegenanstieg war richtig gut, doch leider sehr kurz. Gerade Fahrspaß aufkommen lassend brachte er auch schon das Ende der Stage mit sich. 40 hm Uphill und 90 hm Downhill, ein tschechischer Mitstreiter, der während des Trainings auch in unserem Fahrerfeld unterwegs war, hat Stage 1 herrlich zusammengefasst: „Naja, wenigstens haben wir fast keine Höhenmeter verloren :)!“
Stage 2 ähnelte der ersten Stage vom Untergrund sehr stark. Mit einer Topzeit von knapp über einer Minute ebenfalls sehr kurz.
Stage 3 mit einem interessanten, über große Felsen verlaufenden Dropin und einer noch viel interessanteren, dafür aber berechenbaren und großen Felsplatte wohl die technischste Sektion im Rennen. (Am verregneten Renntag wurde diese Stage aufgrund der Nässe für alle Frauen ausgelassen)
# Steinplatte Stage 3
Stage 4 wurde aufgrund der angekündigten Nässe gestrichen.
Stage 5 war eher tretlastig, hatte dafür aber einen schwer berechenbaren und steinigen Mittelteil, der so manchen Sturz, sogar manchen Rennausfall erzwang. Entgegen dem Training war das Mittelstück am Renntag allerdings einfacher zu fahren, da die Erde der Vordermänner auf den ansonsten rund polierten Steinen mehr Grip bot.
Stage 6 bildete mit dem legendären von Nago nach Torbole verlaufenden Marmitte dei Giganti Wanderweg, welcher schon in früheren Enduroformaten am Gardasee gefahren wurde, den Abschluss der Runde. Am Ende standen ca. 30 km und 1000 hm für die Runde auf dem GPX-Tracker.
Die Sieger dieses Rennen heißen in der Klasse Pro Men Nicolas Lau, in der Klasse Pro Women wie auch schon in Terlago eine Woche zuvor Anneke Beerten, in der Klasse Masters Remo Heutschi, in der Klasse Amateur Men ebenfalls und wie auch schon in der Vorwoche in Terlago Daniel von Kossak und in der Klasse Amateur Women Anna Brandtner.
# Transfer Stage 5 Training
Entgegen dem Rennen von 2013 in Riva und dem tollen, vorwöchigen Event in Terlago konnte die SSES in Riva 2014 leider nicht dem Anspruch eines kompletten Enduros gerecht werden. Die Siegerzeit von 7:23 Minuten aller Stages inkl. Prolog ist außerordentlich kurz und misst bei vielen anderen Veranstaltungen die Länge einer einzelnen Stage. Viele Teilnehmer fanden, dass das Startgeld, die Anreise, die Vorfreude auf der einen Seite und das kaum ausgeschöpfte Potential der Gardaseetrails auf der anderen Seite nicht in einem guten Verhältnis zueinander standen.
Bleibt die Frage nach dem „Warum solch ein Rennen?“ und die Hoffnung, die weiteren Rennen wieder in gewohnt guter Manier bestreiten zu können.
Der Beitrag SSES #2 Riva aus Teilnehmersicht: Matschiges Sprintenduro! ist auf MTB-News.de erschienen.