Breitere Felgen liegen stark im Trend. Nach Spank, Syntace, Ibis und anderen stellt nun auch Roval breite Laufräder vor: Die Modelle Roval Traverse Fattie und Traverse SL Fattie. Die Aluminium-Felge soll die Vorteile breiter Felgen möglichst vielen Bikern zugänglich machen, die Carbon-Felge dagegen den zusätzlichen Grip mit geringem Gewicht und dennoch hoher Haltbarkeit kombinieren. Details und ein erster Fahrbericht hier.
# Fett – 30 mm Innenweite bedeuten 36 mm Außenweite
Hintergrund
Ausgangspunkt für die Entwicklung der neuen Laufräder war das Fatbike. Als einer der Produktmanager eine Runde mit dem Fatbike gedreht hatte, war er begeistert von der unglaublichen Traktion. Davon könnten doch alle Biker profitieren, oder nicht? Also erstmal irgendwelche 45 mm 29” Felgen gekauft, eingespeicht, normale Reifen drauf.
# Produktmanager Joe Buckley mit einem der frühen Prototypen.
Dieses erste Funktionsmuster war so schwer, dass die Erwartungen nicht geringer hätten sein können. Aber: Der geringe fahrbare Luftdruck und das mehr an Grip waren beeindruckend genug, um die Sache interessant erscheinen zu lassen. Mehr als ein Jahr voller Fahr- und Prüfstandtests kommt Roval zu folgendem Ergebnis: Eine breitere Felge lässt den Reifen bei gleicher Kraft weniger ausweichen. Das bedeutet, die breitere Felge gibt dem Reifen mehr Unterstützung und lässt ihn weniger verwinden. Für den Fahrer heißt das: Mehr Kontrolle.
# Prüfstand zur Ermittlung des Kraft-Weg-Diagramms
# Deutlicher Unterschied: Der breitere Reifen weicht weniger aus.
Weitere Vorteile (wie bekannt) sind: Der selbe Reifen kriegt mehr Volumen, was für ein geschmeidigeres, komfortableres Gefühl sorgt. Außerdem erlaubt die bessere Abstützung des Reifen es, geringeren Reifendruck zu fahren, was dann wieder Komfort und Grip erhöhen soll. Entgegen der Aussagen anderer Hersteller konnte man bei Roval keinen generellen Unterschied in Sachen Pannensicherheit und Verschleiß feststellen.
# ROVAL Traverse SL Fattie Laufradsatz
So weit, so gut – doch werden breitere Felgen natürlich auch zwangsläufig schwerer. Die Frage lautet also: Welche Breite bietet die Vorteile breiter Felgen, ohne zu viel Mehrgewicht mit sich zu bringen?
Hier hat sich Roval auf das Feedback seiner Testfahrer verlassen: Der Schritt von 22 mm auf 30 mm Innenweite brachte einen drastischen Gewinn an Traktion und Kontrolle mit vertretbarem Mehrgewicht. Die Prototypen mit 40 mm Innenweite brachten dagegen nur noch einen geringen Zuwachs an Grip und Komfort, schlugen aber ordentlich Gewicht drauf. Deshalb sollen 30 mm Innenweite der beste Kompromiss aus Breite und Gewicht sein. Aus dieser Erkenntnis heraus entstanden die zwei neuen Laufräder aus Alu und Carbon:
Roval Traverse Fattie 29 & 650b
Das Preis-Leistungs-Modell aus dem Hause Roval. Breite Alu-Felgen kombiniert mit zuverlässigen DT-Swiss Speichen und Naben. Die Felgen sind innen 29 statt 30 mm breit, was daran liegt, dass das Felgenhorn innen und außen je einen halben Millimeter Extra-Fleisch spendiert bekommen hat, um Durchschläge besser wegzustecken. Dabei handelt es sich jedoch ausdrücklich nicht um Felgenhaken.
# Sieht filigran aus – 8 radial eingespeichte Straight-Pull Speichen
Es werden DT Swiss Revolution Speichen verwendet, am Vorderrad 24, am Hinterrad 28. Möglich wird das laut Roval durch die steiferen Felgen. Während vorne die eigens entwickelte Nabe (Straight-Pull) zum Einsatz kommt, wird am Hinterrad eine Variation der DT360 Nabe verbaut. Ihr Auslösewinkel beträgt 10°.
Übersicht Traverse Fattie Übersicht
- Felgen: Aluminium mit 29 mm Innenbreite und verstärktem Felgenhorn
- Vorderradnabe: Aluminium, gedichtete Lager, 15/20 mm Steckachs-kompatibel
- Hinterradnabe: Aluminium, gedichtete Lager, 135/142 X 12 mm oder 142+ (Specialized), DT Freilauf, auch für XD-Freilaufkörper erhältlich
- Tubeless-kompatibel mit Felgenband
- Speichen: DT Swiss Revolution
- Gewicht: 29″ = 1770 g, 650b = 1690 g (Ohne Ventil oder Felgenband)
- Farbe: Schwarz mit grauen Schriftzügen
- Preis: 600$, UVP für Europa wird noch bekannt gegeben
Roval Traverse SL Fattie 29 & 650b
Das Top-Produkt aus dem Hause Roval trägt den Namenszusatz SL. Dafür kriegt man hier eine Felge aus Kohlefaser und einen besseren Freilauf. Wie bisher bekannt kommen für Freilauf, Lager und Speichen Produkte von DT Swiss zum Einsatz. Die Anzahl der Speichen wurde reduziert – Grund: Durch die breitere, steifere Felge reichen weniger Speichen: Vorne sind es 24, hinten 28 . Als Naben kommen DT350 mit 54 Zähne Freilauf (6° Auslösewinkel) zum Einsatz. Die VR-Nabe wird von bekannten Roval Rädern übernommen.
# Im Inneren der Nabe kommt bewährte DT Swiss Technik zum Einsatz – DT 350 HR-Nabe
Felge
Die Vorteile der Kohlefaser werden in der Felge an verschiedenen Stellen ausgenutzt: Der verstärkte Nippelsitz erhöht die Festigkeit und reduziert das Gewicht, er macht weniger Speichen erst möglich. Die Steifigkeit der Felge wurde richtungsabhängig optimiert: Lateral ist eine hohe Steifigkeit erwünscht, vertikal nicht: Dadurch kann das Rad Schläge (und insbesondere auch Durchschläge) besser wegstecken und dennoch eine hohe Lenkpräzision bieten. Wie bereits bei den bekannten Roval CFK-Felgen kommt ein Design ohne Felgenhaken zum Einsatz.
# Makellose Verarbeitung und schwarzer Schriftzug unter Lack
Eingespeicht wird die Felge mit DT Revolution Speichen und DT Aluminium Hexlock Nippeln mit Prolock. Am Vorderrad kommen links 16 gekreuzte, rechts 8 radial eingespeichte Speichen zum Einsatz. Das berücksichtigt zum einen die Tatsache, dass das Bremsmoment links eingeleitet wird, zum anderen aber auch, dass durch den Bauraum der Bremse bedingt die linken Speichen steiler stehen. Am Hinterrad sind links und rechts je 14 Speichen gekreuzt verbaut.
Felgenband
Bei 29” wiegt das Felgenband ungefähr 2 X 35 g – lassen sich da nicht ein paar Gramm sparen? Deshalb hat man Kunststoffnippel mit O-Ring entwickelt, diese wiegen nur noch 12 g pro Rad – spart insgesamt 40 – 50 g bei einem 29”-Bike. Alternativ kann natürlich das einfachere Felgenband genutzt werden.
# Sparen insgesamt 40 – 50 g – Lochnippel statt Felgenband
# Die Idee ist nicht neu, ergibt aber nach wie vor Sinn
Um den Laufradsatz gut an die Optik des Komplettbikes anpassen zu können, werden die Räder mit dezenten (Schwarzen) Aufklebern unter Lack und mit roten Vinyl-Schriftzügen darüber ausgeliefert. Zusätzlich werden blaue und zitronengelbe Vinyl-Sticker mitgeliefert.
# Schick – die Felge kann individuell angepasst werden
Crash Replacement
Einen 1400 $ Laufradsatz kaputt zu machen, tut weh. Damit es nicht ganz so schlimm wird, bietet Roval ein Crash-Replacement. Der Preis liegt in den USA bei 125 $ + Montage.
Übersicht Traverse SL Fattie Übersicht
- Carbon-Felgen mit 30 mm Innenweite
- Vorderradnabe: Aluminium, gedichtete Lager, 15 / 20 mm Steckachs-kompatibel
- Hinterradnabe: Aluminium, gedichtete Lager, 135/142 X 12 mm oder 142+ (Specialized) kompatibel, mit DT Zahnscheibenfreilauf mit 6° Auslösewinkel, auch mit XD-Freilaufkörper kompatibel.
- Tubeless-kompatibel durch Roval Loch-Clips oder Felgenband
- Gewicht: 29″ = 1570 g, 650b = 1530 g (jeweils ohne Ventil, Felgenband oder Aufkleber)
- Preis. 1400$, Preis für Europa wird noch bekannt gegeben
Fahrbericht
Ich hatte die Möglichkeit, die Räder sieben Tage am Stück zu fahren. Während der Zeit wurden hauptsächlich die Strecken am Hood River (Oregon) und Syncline (Washington), und auch das Enduro Rennen am Hood River unter die Stollen genommen. Gefahren wurde der Traverse SL Fattie Laufradsatz. Weil ich die ganze Woche auf 2015er Bikes unterwegs war, kann ich von mir leider keine Bilder zeigen; stattdessen gibt es Bilder vom Rennen und Kollegen.
# Kollege Daniel Dunne hatte die Räder in sein persönliches Yeti gebaut, um sich ganz auf die Räder konzentrieren zu können.
Die Räder sehen ziemlich schick aus. Vier Farbvarianten gleich dabei zu haben, sehe ich als schönes Argument – wer will so viel Geld für Räder ausgeben, und dann keine stimmige Optik erhalten? Die Verarbeitung ist makellos, und der Ansatz, Speichen und Innereien bekannter Qualität (das beste von DT Swiss) zu verbauen, gefällt mir gut. Straight-Pull Speichen sind nicht jedermanns Sache, jedoch bei Systemlaufrädern immer häufig und nicht grundlos anzufinden.
# Schicke Vinyl-Sticker liegen auch in blau und gelb bei
Obwohl Laufräder mit die Komponenten sind, die den größten Unterschied im Fahrverhalten eines Bikes machen und sich meist unmittelbar fühlen lassen, ist ein Test gar nicht so einfach – was insbesondere für die Haltbarkeit gilt. Im Falle der Roval Fatties gab es aber einen Parameter, den ich deutlich ertesten konnte: Der Reifendruck. Ich begann mit meinem gewöhnlichen Druck von 1,7 – 1,8 Bar und tastete mich langsam immer niedriger. Im Rennen fuhr ich schließlich auf allen Stages am Vorderrad 1,35 Bar und am Hinterrad 1,45 Bar. Beim Terrain handelte es sich ausdrücklich nicht hauptsächlich um Babypopo-glatte Trails. Die zahlreichen Plattfüße auch von Profis vor allem im Steinfeld von Stage 2 und 5 zeigen, dass hier durchaus die Räder belastet wurden.
# Ständig im Hintergrund – der 3429 m hohe und stark vergletscherte Mt. Hood
Der Reifendruck wirkte sich natürlich durch mehr Grip und besser gedämpfte Schläge positiv aus – diese Mission haben die Roval Fatties also definitiv erfüllt, obwohl das natürlich für jede Breite Felge gilt. Dennoch habe ich den Eindruck, dass das Design ohne Felgenhaken den Reifen noch ein klein wenig breiter aufstellt, als es ein Design mit Bead Hook macht.
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen
Produkt-spezifisch konnte ich jedoch einige Punkte besonders erfahren: 1. Der Freilauf mit 54 Eingriffen sorgt auch bei großen Rädern für einen unmittelbaren und direkten Eingriff. 2. Die Laufräder fühlte sich leicht, aber solide an. Lenkbefehle wurden unmittelbar übertragen, nie hatte ich das Gefühl, ein fragiles Rad zu fahren. 3. Die Vinyl-Sticker sind leider nicht so richtig haltbar, dafür aber der Klarlack auf den Felgen. Wie neu werden die Räder als nur mit anthrazit-farbenen Schriftzügen aussehen.
Fazit
Kaum etwas zu beklagen – leicht, steif, breit und mit einem klasse Freilauf ausgestattet. Einziger Haken natürlich der Preis. Deshalb wäre es äußerst interessant gewesen, den nicht einmal halb so teuren Traverse Fattie Laufradsatz zu fahren, was wir schnellst möglich nachholen wollen. Mit nur 170 g mehr und geschmeidige 800$ günstiger klingt er nach einem sehr interessanten Angebot. Auf Gadgets wie den 54 Zähne Freilauf und die 4 Farboptionen muss man leider hier verzichten.
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Redaktion: Stefanus Stahl
Fotos: Specialized / Dan Barham, MTB-News.de / Stefanus Stahl
Der Beitrag Roval Traverse Fattie Laufräder – Vorstellung und Kurz-Fahrbericht der leichten Breiten ist auf MTB-News.de erschienen.