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Auf den Spuren des Eismannes: Alpiner Trailspaß im Ötztal [Fotostory]

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Manfred Stromberg und Fabian Gleitsmann waren zusammen mit David Schultheiß als Fotografen im Ötztal unterwegs. In hochalpinem Gelände folgten sie den Spuren des Eismannes und entdeckten dabei geniale Trails mit atemberaubendem Panoramablick. Die Dreitagestour führt sie über Bergbäche und Gletscher zur Ötzi-Fundstelle auf 3210 Metern Höhe und bietet dabei viele Motive für ein paar geniale Fotos. Viel Spaß bei der Fotostory.

Wir sind auf knapp 2.500 Meter Höhe und ich pfeife aus dem letzten Loch. Kein Wunder: der Karrenweg, auf dem wir hinaufkurbeln, ist fast senkrecht und mein vollgepackter Rucksack zieht mich in die andere Richtung. Warum wir uns das antun? Wir sind auf den Spuren von Ötzi, dem Eismann, der vor knapp 5300 Jahren aus dem Schnalstal auf dem Weg nach Tirol war und in der Nähe des Hauslabjochs heimtückisch ermordet wurde.


# Bis zur Hüfte im Schnee – der Weg ist lang und kräftezehrend

Zum Glück ist es nicht mehr allzu weit bis zur Martin-Busch-Hütte. Die dunklen Wolken machen uns allerdings Sorgen und wir möchten nicht schon am ersten Tag unserer Tour patschnass werden. Wir legen einen Zahn zu und erreichen gleichzeitig mit den ersten Regentropfen das schützende Dach. Nach einer beeindruckenden Speckknödelsuppe machen wir uns an die weitere Tourenplanung. Unser nächstes Ziel ist die Fundstelle des Mannes vom Hauslabjoch, wie Ötzi südlich der Grenze genannt wird. Laut Karte verläuft der direkte Weg dorthin allerdings über einen Gletscher und wir kommen ins Grübeln: sollen wir nicht vielleicht erst zur Similaunhütte aufsteigen und von dort über einen felsigen, zum Teil mit Seilen versicherten Grat hinüberqueren? Das wäre zwar ein Umweg und bestimmt nicht viel einfacher, der Gletscher flößt uns allerdings doch einigen Respekt ein. Ein anwesender Bergführer beruhigt uns schließlich: der Gletscher existiert nicht mehr, allenfalls ein paar Schneereste sind noch übrig.

Steiler Uphill zur Martin-Busch-Hütte
# Steiler Uphill zur Martin-Busch-Hütte
Kaiserschmarrn zur Stärkung
# Kaiserschmarrn zur Stärkung

Am nächsten Tag brechen wir früh auf. Obwohl das Tal noch komplett im Schatten liegt, ist es warm genug um ohne Jacke zu fahren – der verrückte Sommer 2013 hat auch hier Einzug gehalten. Langsam fahren wir weiter, trialen über Stufen, lockere Steine und durch Schmelzwasserbäche. Irgendwann wird der Weg dann doch zu steil und wir müssen die Bikes tragen. Bei 13 kg Rad und einem vollen Rucksack auf den Schultern fühlen wir uns wir uns wie Ötzi mit seiner Kraxe.

Auf knapp 2900 m dann die Entscheidung: das Abenteuer Gletscher wagen, oder doch den sicheren Weg über die Hütte wählen? Auf den ersten Blick sind nur ein paar weiße Flecken zu erkennen, kein Problem also. Auf den zweiten Blick sind es dann doch ein paar mehr Schneefelder und vor allem: große Schneefelder. Glücklicherweise haben wir anfangs noch trockenen Boden unter den Füßen. Unglücklicherweise wird dieser mit zunehmender Nähe zu den Schneefeldern immer matschiger – wohl durch das Schmelzwasser – so dass wir bei jedem Schritt bis zum Knöchel einsinken. Großartig. Kaum erreichen wir die Schneefelder, müssen wir feststellen, dass diese von der Sonne extrem aufgeweicht sind und wir regelmäßig bis zur Hüfte im Schnee versinken. Immerhin werden so die Schuhe wieder sauber.

Schnelle Bachquerung
# Schnelle Bachquerung

Irgendwann erreichen wir das Hauslabjoch. Eine Steinpyramide erinnert an den Fund und weist auf die Fundstelle hin, einen windgeschützten Platz, an dem der Eismann – schwerst verletzt durch eine Pfeilspitze in der Unterschlüsselbeinarterie – seine letzte Ruhe fand. Im Vorfeld zu der Tour hatten wir uns intensiv mit dem Thema befasst und waren über alles informiert, was mit Ötzi zu tun hatte: seine Reiseroute (die unter anderem durch Pollen in seinem Magen zurückverfolgt werden konnte), seine Kleidung (Jacke und Beinlinge aus Schaffell, Schuhe aus Rindleder, Mütze aus Bärenfell), Pfeil und Bogen, das Kupferbeil aus dem Salzburger Land, den Dolch mit Feuerstein-Klinge vom Gardasee und die Trage aus Haselholz.

Alles wertvolle Gegenstände, die darauf schließen lassen, dass Ötzi ein durchaus wohlhabender Mann gewesen sein muss. Nichts desto trotz war er deutlich rustikaler unterwegs als wir heute – was er sich wohl gedacht hätte, wenn er hier oben ein paar Leuten in bunten Klamotten auf seltsamen Rohrgestellen begegnet wäre? In einer Hinsicht hatte er uns allerdings etwas voraus: in seinem Magen wurde Fleisch des Alpensteinbocks gefunden, während in unseren gähnende Leere herrscht. Wir machen uns also auf zur 150 Höhenmeter tiefer liegenden Similaunhütte. Der Weg fordert uns noch einmal alles ab, doch der Kuchen auf der Hütte entschädigt für alles.

Als Ausgangspunkt für diverse hochalpine Touren wird die Similaunhütte hauptsächlich von Bergsteigern frequentiert – in nicht gerade geringer Anzahl, und so müssen wir uns mit wenig Platz im Hochbett-Matratzenlager begnügen. Manfred versucht meine strategisch ungünstige Position am äußeren Rand auszunutzen und mich eine Etage nach unten zu befördern. Zum Glück erfolglos. Der nächste Morgen beginnt für uns noch etwas früher als der vorherige, wir möchten unbedingt den Sonnenaufgang nutzen, um ein paar Fotos auf dem Trail oberhalb der Hütte zu schießen. Leider merkt man die 500 Höhenmeter Unterschied zur Martin Busch-Hütte deutlich, und auch die Lage der Hütte direkt an der Kuppe macht uns eines klar: es wird ungemütlich!

Ein kalter Wind pfeift uns um die Ohren, wir zittern in unseren Daunenjacken und warten sehnsüchtig auf den Sonnenaufgang. Der Mond steht noch hoch am Himmel, während im Süden der Gipfel des Ortler bereits im roten Morgenlicht erstrahlt. Nach und nach steigt die Sonne auf, bis auch wir die ersten wärmenden Strahlen abbekommen. Eine absolut magische Stimmung, und am liebsten würden wir einfach nur sitzenbleiben und genießen. Auch David ist völlig euphorisch, aber er möchte das Licht unbedingt nutzen um schöne Fotos zu schießen. So verbringen wir gut und gerne 2 Stunden auf dem Trail, bis wir endlich unser verdientes Frühstück auf der Similaunhütte bekommen.

Auf dem Weg zur Ötzi Fundstelle
# Auf dem Weg zur Ötzi Fundstelle

Die Abfahrt von dort zum Vernagt-Stausee ist mit Sicherheit eine der besten der gesamten Alpen: im oberen Bereich ausgesetzt und technisch, dann unglaublich flüssig und schnell. Wir fliegen Richtung Tal und halten nur kurz an, um Wanderern und Kühen an engen Stellen den Vortritt zu lassen. Kurzer Rückblick: genau diesen Weg nutzte Ötzi vor über 5000 Jahren für den Aufstieg. Historischer Boden also, den wir viel zu schnell hinter uns lassen und uns auf den Weg zum nächsten Uphill machen: zum Hochjoch. Freundlicherweise transportiert die Seilbahn auch Fahrräder und wir legen den mühsamsten Teil ganz entspannt zurück.

Für den weiteren Weg empfiehlt uns der Schaffner die direkte Abfahrt über den Gletscher. Aufgrund unserer unguten Erfahrungen auf diesem Untergrund wählen wir jedoch die Alternativroute, die sich schnell als Klettersteig entpuppt. Doch auch diesen bringen wir sicher hinter uns, genießen die endlose Abfahrt nach Vent, dem Startpunkt unserer Reise, und fragen uns: wie wäre die Geschichte ausgegangen, wenn Ötzi nicht den Weg über das Hauslabjoch, sondern die entspannte Variante über das Hochjoch gewählt hätte?

Irgendwann wird der Weg zu steil - Tragen ist angesagt ...
# Irgendwann wird der Weg zu steil - Tragen ist angesagt ...
... Spaß macht es trotzdem
# ... Spaß macht es trotzdem
Ein paar Actionfotos mit der traumhaften Landschaft im Hintergrund ...
# Ein paar Actionfotos mit der traumhaften Landschaft im Hintergrund ...
... und dann wird weitergetragen
# ... und dann wird weitergetragen
Anstrengender Weg über den früheren Gletscher
# Anstrengender Weg über den früheren Gletscher
Da soll's hingehn
# Da soll's hingehn
Bis zur Hüfte im Schnee - der Weg ist lang und kräftezehrend
# Bis zur Hüfte im Schnee - der Weg ist lang und kräftezehrend
Spaß im hochalpinen Gelände
# Spaß im hochalpinen Gelände
Kleiner Panoramasnack
# Kleiner Panoramasnack
Die Ötzi-Fundstelle ist erreicht ...
# Die Ötzi-Fundstelle ist erreicht ...
... und die Abfahrt beginnt
# ... und die Abfahrt beginnt
Der Abstieg zur Similaunhütte wird nochmal anspruchsvoll
# Der Abstieg zur Similaunhütte wird nochmal anspruchsvoll
Kondensstreifen
# Kondensstreifen
Vollmond
# Vollmond
Traumhaft
# Traumhaft
Ohne Worte
# Ohne Worte
Am nächsten Morgen - Fotoshooting bei den ersten Sonnenstrahlen
# Am nächsten Morgen - Fotoshooting bei den ersten Sonnenstrahlen
Das Licht ist genial
# Das Licht ist genial
Trail mit schönem Panoramablick
# Trail mit schönem Panoramablick
Das Gelände bleibt alpin
# Das Gelände bleibt alpin
Noch ein paar technische Kehren und dann geht es flowig Richtung Tal
# Noch ein paar technische Kehren und dann geht es flowig Richtung Tal
Trailbekanntschaften
# Trailbekanntschaften
Flowig und mit Vollgas Richtung Tal
# Flowig und mit Vollgas Richtung Tal
Der Bach wird mit Style überquert
# Der Bach wird mit Style überquert
Nach dem morgendlichen Fotoshooting ...
# Nach dem morgendlichen Fotoshooting ...
... verdientes Frühstück auf der Similaunhütte
# ... verdientes Frühstück auf der Similaunhütte

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Fotos von David Schultheiß

Der Beitrag Auf den Spuren des Eismannes: Alpiner Trailspaß im Ötztal [Fotostory] ist auf MTB-News.de erschienen.


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