Vor kurzem stellte der Magstadter Fahrrad-Hersteller Centurion in der Nähe von Roth in Franken seine neuen Bikes für die kommende Saison vor. Im Mountainbike-Bereich gibt es einige Neuheiten und Neuerungen, zusätzlich ergänzt erstmalig ein E-Fully mit Bosch-Motor die Centurion-Produktpalette. Wir werfen einen ersten Blick auf die Neuheiten.
Im Hubert Schwarz-Zentrum des gleichnamigen Athleten wurden die Neuheiten gezeigt und konnten dort direkt auf den verzweigten Trails bewegt werden. Zusätzlich erzählte der Extremsportler Schwarz am Abend von dem Abenteuer, von dem er erst am Wochenende zurückgekommen war – seiner vierten Race Across America-Teilnahme und dem Rekord in der Altersklasse 60 Jahre – beeindruckend!
Zurück zu den Bikes bei Centurion – dem Grund, warum wir eigentlich unterwegs gewesen sind: Harmonisierung von Stack to Reach war ein Thema der Überarbeitungen und Neuentwicklungen:
XC-Rakete und Centurion-Konstrukteur Hannes Genze führte aus, dass man bei den eigenen bestehenden Rahmen das Verhältnis von Stack zu Reach (Vorderbauhöhe zu Vorderbaulänge, kurz STR – je größer der Wert, desto aufrechter die Sitzposition) analysiert habe und zum Schluss kam, dass es bisher zwischen den einzelnen Rahmengrößen Verbesserungsmöglichkeiten gab. Sprich: auf einigen Größen sitzt der Fahrer z.B. deutlich gestreckter als auf dem gleichen Bike in einer anderen Größe. Diesen Punkt hat man bei den neuen Modellen behoben, so dass der Character des Bikes, den der Stack-Wert geteilt durch den Reach vorgibt, jetzt unabhängig von der Rahmen-Größe erhalten bleiben soll.
Bikes
Centurion Numinis 29
Neu ist der Rahmen des Centurion Numinis 29er. Gegenüber dem Vorgänger hat das Numinis beim Federweg um je 10mm zugelegt und kommt jetzt mit 130mm vorne und 120mm hinten – und bewegt sich damit Richtung Trailbike. In den einzelnen Rahmengrößen wurde auch hier wie oben angesprochen auf ein konstanteres Verhältnis von Stack zu Reach bei den unterschiedlichen Rahmenhöhen geachtet.
Gegenüber der Vorgängerversion sind entsprechend dem aktuellen Trend die Kettenstreben etwas kürzer geworden, das Oberrohr hingegen länger, kombiniert mit kürzeren Vorbauten. Durch einen konstanten Radstand soll die Laufruhe erhalten geblieben sein, während das Handling positiv beeinflusst worden sein soll. Das Numinis lässt sich damit eher komfortabel bewegen, da man vergleichsweise aufrecht darauf sitzt.
Am Heck sorgt eine Centurion-typische Float-Link Konstruktion für die Federung – Antriebsneutralität und Komfort standen bei der Entwicklung im Vordergrund.
Weitere Neuerungen gegenüber dem Vorgänger
- e-Thru Steckachse am Hinterrad
- Pressfit 92 Innenlager
- Low direct Mount Umwerferaufnahme
- Optimierte interne Zugverlegung
Eine verstellbare Sattelstütze ist beim Numinis nicht verbaut, die Zugverlegung am Oberrohr aber bereits dafür vorgesehen. Der neue Rahmen soll auf ein Gewicht von 2.700g (Rahmenhöhe 51cm, inklusive Lagerschalen etc., aber ohne Dämpfer) kommen.
Ausstattungen Centurion Numinis 2015
Das Numinis wird in 2 Varianten erhältlich sein:
Numinis 2000.29 Austattung
- RockShox Revelation RL Federgabel
- RockShox Monarch RL Federbein
- Shimano SLX / XT Schaltgruppe
- Shimano SLX Bremse
- Fulcrum Red Power 29 Laufradsatz
- Gewicht: 12,9 kg
- Preis: 2.299 €
Numinis 800.29 Austattung
- SR Suntour Epicon Federgabel
- Manitou Radium Federbein
- Shimano Deore / XT Schaltgruppe
- Shimano M506/M447 Bremse
- Gewicht: 13,9 kg
- Preis: 1.699 €
No Pogo 27,5
Beim jungen “Klassiker” No Pogo wurde für die kommende Version die Optik deutlich aufgefrischt sowie die Austattung aktualisiert. Der erst zu dieser Saison neu als 27,5″ vorgestellte Rahmen geht weitgehend unverändert in die kommende Saison, kommt jetzt aber neu mit RockShox Federelementen.

# Diese Farbe ist mittlerweile recht verbreitet - wir haben sie zuletzt bei NS Bikes, Canyon, Radon und auch Centurion gefunden
Auch beim No Pogo wird auf eine Float Link Kinematik gesetzt, die bergauf und bergab feinfühlig arbeitet und sich trotzdem antriebsneutral verhält.
Numinis e – E-Fully
Am meisten grinsen die Leute, die E-Bike gefahren sind
Am meisten grinsen die Leute, die E-Bike gefahren sind – so die Frau des Fotografen vor Ort. Irgendwie hat sie recht – es hat schon großen Spaß gemacht, z.B. nebeneinander fahrend steile Anstiege zu erklimmen ohne vorher eine Linie ausgesucht zu haben und sich dabei noch zu unterhalten. Bergab hat das Fahrwerk ebenfalls eine gute Figur gemacht. Trotzdem hat es sich nicht “richtig” angefühlt, mit Motor im Wald herumzufahren. Das ist jedenfalls meine persönliche Einschätzung nach der ersten Fahrt. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit – wer weiß. Für den Hersteller gibt es keine Alternative: vergangenes Jahr wurden in Deutschland mehr Fahrräder mit Elektroantrieb verkauft als Mountainbikes – einen Teil vom Kuchen sollte man da idealerweise abbekommen.
Zum Numinis E:
120mm Federweg, 27,5″ Laufräder, VPP Federung am Heck – das sind die Eckdaten. Oberste Priorität von Entwickler Stefan Schneider, der selbst eher aus dem Gravity-Bereich kommt: “Wir wollen ein MTB mit Antrieb bauen und nicht ein am Heck gefedertes E-Fahrrad”
Mit dem Bosch Motor lassen sich kurze Kettenstreben nicht mit Single Pivot-Lösungen umsetzen, da der Antrieb selbst sehr lang baut. Daher setzt man bei Centurion auf ein VPP-System mit 2 Hebeln, an denen der Hinterbau hängt. So soll das kurze Heck realisiert und gleichzeitig eine gute Antriebsneutralität gewährleistet werden.
Stefan Schneider “Zur Kraft des Fahrers kommen noch die 250 Watt des Bosch-Motors – daher ist es extrem wichtig, eine antriebsneutrale Kinematik zu haben – daher setzen wir hier auf die VPP-Lösung.”
Bis man beim aktuellen Status angelangt war, mussten mehrere Stufen durchlaufen werden. Hier zeigt sich, dass die Entwicklung eines E-MTBs sich in Teilen deutlich von der eines normalen Mountainbikes unterscheidet.
Den Anfang machte Modell Nr. 1:
Die Kinematik hat bei Version 1 gut funktioniert, allerdings soll die fehlende Steifigkeit Probleme gemacht haben.
Darauf folgte Version 2 – hier kam jetzt eine seitliche Abstützung zum Einsatz – allerdings war die exzentrische Aufnahme oben nicht so reibungsarm wie erhofft.
Version 3 hat dann wie gewünscht funktioniert und ist in Serie gegangen. Die Schwinge ist hierbei über zwei Hebel verbunden, eine zusätzliche Abstützung erfolgt über Strebe und Rockerlink, das das Federbein antreibt.
Die kurze Kettenstrebe trotz langem Bosch-Motor wurde durch eine Höherlegung der Strebe erreicht. Praktischer Nebeneffekt: Die Kette klappert kaum gegen die Strebe. Einen Umwerfer gibt es nicht. Um auch auf steileren Anstiegen zurechtzukommen, werden beim Centurion E-MTB stets SRAM 11-fach Antriebe verwendet.
Kleines Detail, das beim “echten” MTB-Einsatz abseits von Forstwegen in der Serie noch fehlt, ist eine verstellbare Sattelstütze.
Ausstattungsvarianten:
Numinis E 600.27
- SR Suntour Raidon Federgabel
- SR Suntour Epicon Federbein
- Shimano Deore Scheibenbremse M615
- Sram X1 11-fach Schaltung
- Bosch Performance Line, Akku 400 Wh VK-Preis: 3.449 €
- Zielgewicht: 21,5 kg
Numinis E 2000.27
- RockShox Reba Federgabel
- RockShox Monarch Federbein
- Shimano SLX Scheibenbremse M615
- Sram X01 11-fach Schaltung
- Bosch Performance Line, Akku 400 Wh VK-Preis: 4.099 €
- Gewicht: 20 kg
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