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Megavalanche 2014 – Finale: Stromschlaggefahr und Matschwahnsinn in Alpe d´Huez [Blog & Fotostory]

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Und schon ist sie wieder vorbei, die Megavalanche 2014: Was bleibt, sind unvergessliche Erfahrungen der Teilnehmer sowie die Erkenntnis, dass Reifenfreiheit manchmal durch nichts zu ersetzen ist. Was genau sich beim gestrigen Rennen abspielt hat, erfahrt im finalen Erlebnisbericht unseres Bloggers Markus Tonak. Selbstverständlich hat auch unser Top-Fotograf Hoshi Yoshida für diesen Abschlussartikel eine epische Fotostrecke geliefert. 

Rennergebnisse, Platzierungen sowie einen kurzen Rennbericht über den gestrigen Erfolg der 26″-Laufräder findet ihr hier: Megavalanche 2014 - Finale: P.C. Georges holt den Sieg dank 26″-Laufrädern [Ergebnisse]

Von Weidezäunen und Tragepassagen: Markus´Abschlussblog

Mega Finale 2014-4
# Der Blick vom Pic Blanc hinab auf Alpe d´Huez. – Einmal um den Gletscher und dann über Alpe d´Huez nach Allemont.

6:00 Uhr, der Wecker klingelt. Es ist Zeit zum Aufstehen. Um 7:15 Uhr ist Boarding für meine Startreihe. Mühsam presse ich mir noch ein viel zu großes Müsli rein; wer Megavalanche fährt braucht so viel Energie wie möglich! Kurz darauf erscheint auch schon Jakob, mit dem ich die zwei Gondeln zum Pic Blanc hinauf nehme. Oben angelangt, dauert es nicht lang und es tummeln sich Fahrer, Zuschauer sowie etliche Filmer und Fotografen auf Stahlplattform der Gipfelstation.

Erfreulich und überraschend zugleich zeigt sich das Wetter endlich wieder von seiner guten Seite – und das sogar mit halbwegs angenehmen Temperaturen oben auf dem sonst so eisigen Gletscher. Meine drei Schichten Skiunterwäsche sind fast schon etwas übertrieben. Nur ein dünner Wolkenschleier verhindert, dass die Sonne mit voller Kraft auf den Gletscher scheint. Eigentlich hieß es, dass die Piste dank frostiger Temperaturen hart sei und die Abfahrt vom Gletscher daher super griffig sein würde. In Anbetracht der milden Temperaturen war diese Aussage vom Vorabend jedoch eher unzutreffend.

Mega Finale 2014-3
# Dünne Wolkenbänder verhindern Kaiserwetter am Gletscher – und dennoch ist es eine atemberaubende Atmosphäre.

Eine Reihe vor mir steht Kelly McGarry, die Rampage-Legende. Da wir noch etwas Zeit haben, entschließen sich Jakob und ich uns spontan zu einem klassischen Selfie mit dem riesigen Neuseeländer! Geil!

Jetzt ist aber Schluss mit lustig! Die Stimmung in den vorderen Reihen ist dennoch eher ausgelasssen, hinten macht sich hingegen Nervosität bis hin zur schieren Angst breit. Dann ertönt das Getöse des Helis gefolgt von Gegröle und Jubelschreien. Kurz darauf wird die alpine Kulisse von einem unüberhörbaren Ton eingenommen – der altbekannten MEGA-Melodie: ALARMAAAA! Es gibt es kein Halten mehr: Die Meute explodiert förmlich! Fast jeder macht irgendwie Lärm – alle Hände sind in der Luft! Vorne schreit ein Spaßvogel: „THIS IS SPARTA!“

Wenige Sekunden später reißen die Starter die Flatterbänder in die Luft, womit das Rennen freigegeben ist und der Pulk sich wie eine Dampfwalze über die Piste schiebt. Unglaublich, wie die vorderste Reihe den Turbo zündet. Von kraftsparender Fahrweise zu Anfang des Rennens kann nicht die Rede sein, auch weil der Schnee viel zu weich ist um auf der Piste sorglos laufen zu lassen. Also ein Fuß vom Pedal und hintern Sattel. Irgendwie bin ich mehr Passagier als Fahrer den Gletscher hinab. Am Gletscherauslauf kommt auch noch ein ewig lang erscheinendes Flachstück. Der Schnee ist so weich, dass ich absteigen und schieben muss – kurz bevor die Brille von innen beschlägt, kann ich endlich wieder aufsatteln.

Mega Finale 2014-10
# Massenstart auf dem Gletscher – Leider war der Schnee schon zu weich, was die Abfahrt zu einer Rutschpartie machte.

Auf dem Trail muss ich dann leider den Preis für meinen relativ schnellen Start bezahlen: Ich habe eine Gruppe stressiger Mitstreiter im Nacken, deren grantige Zurufe mich etwas aus Konzentration bringen. Überholen ist auf dem handtuchbreiten Singletrail allerdings auch nicht drin. In einem kurzen Gegenanstieg auf dem Trail muss ich einen besonders unverschämten Kandidaten hinter mir brüllen hören: „PEDAL FASTER!“ Was denkt der eigentlich, was ich hier mache: Kaffeefahrt oder was?

Vor mir liegt die ewig lange Hangquerung, die durch den mäßig steilen und vor allem völlig aufgeweichten Trail nicht gerade leichter wird. Also schnell die Sattelstütze nach oben und reintreten was geht. Das nächste technischere Stück ist noch weit entfernt. Doch schon nach der nächsten Linkskurve bekomme ich große Augen: ein brutal matschiges Steilstück! Und ich immer noch mit Sattel oben. Die Stelle hatte ich gar nicht mehr auf dem Radar. Natürlich kommt der Griff zum Remote-Hebel der Variostütze zu spät – Sturz! Verdammt! Zwei, drei, vier Fahrer rauschen umgehend vorbei während ich versuche, wieder auf die Beine zu kommen. Mist, das tat weh!

Mega Finale 2014-24
# Stürze an jeder Ecke

Nach einem kleinen Rockgarden, den ich dieses Mal mit versenktem Sattel fahre, kommt glücklicherweise ein harmloses Flachstück über eine weite Kuhwiese. Ärgerlich nur, dass es da diese Kuhgatter gibt! Vor mir liegt bereits ein gestürzter Mitstreiter quer auf den schlammverschmierten Eisenstangen. Und zwar so, dass man keineswegs vorbeikommt. “Hey – aus dem Weg!” Der Typ kommt nur schleichend in die Gänge. Als ich versuche mich an seinen Beinen vorbei zu schlängeln, mache ich eine kleine Kurve: großer Fehler! “Scheiße, ist das Ding schmierig!” Und ZACK: der nächste Sturz.

Der Sturz ist nicht weiter schlimm, die Schläge des elektrischen Weidezauns in dem ich lande, allerdings schon. “Hör mir auf!” Mit jedem Stromschlag zuckt auch kurz der Gedanke an einen Ausstieg aus dem Rennen durch den Kopf. Als ich jedoch den tosenden Beifall am unweit gelegenen Gegenanstieg höre ist meine Motivation wieder da. Also weiter geht’s! Im Gegenanstieg erwartet uns dann ein Publikum wie bei der Tour de France. Naja, fast zumindest. Auch meine Lisa steht an der Seite und gibt beste Unterstützung , läuft eine ganze Weile mit und hat Wasser zum Trinken parat! Ein überfreundlicher Zuschauer putzt im Mitlaufen mein Brillenglas. Saustark!

Mega Finale 2014-85
# Kraftraubende Querung – Oberhalb von Alpe d´Huez musste wie jedes Jahr eine lange und vor allem weiche Wiese gequert werden.

Nach den Qualen des Anstiegs biegen wir erneut auf einen Trail ab – dieser führt hinab ins Ziel nach Allemont. So zumindest die Theorie: Doch was hier auf uns wartet, ist jenseits von Gut und Böse. Nach ein paar Anliegern wird der lehmige Boden immer matschiger. Es dauert nicht lang und der Trail sieht aus, als hätte man hier ein Pferderennen im Monsunregen ausgetragen. Eine schier endlose Tortur, hier das Rad durchzuhieven. Speziell in einer längeren Traverse ist an Fahren nicht zu denken! Auch Schieben ist fast unmöglich, weil der Lehm die Laufräder komplett verklebt und blockiert. Das Gewicht meines Bikes dürfte wohl auf gute 30 kg angewachsen sein. Ich wie auch nahezu alle anderen Teilnehmer kommen nicht drumrum, alle paar Meter den Schlamm vom Bike zu entfernen.

Jeder Militärausbilder wäre wohl stolz gewesen, wie sich die Teilnehmer tapfer durch diese Strapazen gekämpft haben! Ein einziges Elend! Nachdem die Horror-Querung überstanden ist, fehlt plötzlich die Streckenbegrenzung. Es gilt den schnellsten Weg nach unten zu finden: Nicht weil wir einen Vorteil rausschlagen möchten, sondern weil ein Vorwärtskommen auf dem „Trail“ schlicht nicht mehr möglich ist. Irgendwann dann die Erlösung: Die Matschhölle wird wieder zum fahrbaren Trail. Das schönste Gefühl der Welt, tatsächlich wieder dahin zu rollen! Am letzten kleinen Anstieg kann ich noch zwei Fahrer im Sprint am Überholen hindern. Dann noch über eine kleine Brücke, kurze Zielgerade und endlich taucht er auf, der Zielbogen! Unglaublich, doch es ist geschafft!

Mega Finale 2014-121
# Endlich im Ziel

Mit meinem 57ten Platz bin ich mehr als zufrieden. Jakob hatte leider etwas mehr Pech im „Wald des Schreckens“ – er hatte so wenig Freiraum zwischen Reifen und Gabelbrücke, dass sich seine Räder garnicht mehr drehten. Aber ich glaube jeder, der überhaupt angekommen ist, hatte schon einen Grund zu feiern. Und das zu Recht! Alles in allem war es eine ganz spezielle Megavalanche, die sich zu ihrem 20ten Geburtstag zur einen Hälfte als MTB-Rennen und zur anderen Hälfte als Army Boot Camp entpuppte. Nächstes Jahr wollen wir den Trail nach Allemont wieder fahren. Schon der erste Grund, um sich wieder anzumelden!

Mega Finale 2014-135
# Gezeichnet von den Strapazen – Unser Blogger Markus kann trotzdem stolz auf seine Leistung sein.

Das große Finale in Bildern

Kerosin - bitte tanken!
# Kerosin - bitte tanken!
Unser Fotograf Hoshi auf dem Weg zur "Mitfahrgelegenheit".
# Unser Fotograf Hoshi auf dem Weg zur "Mitfahrgelegenheit".
Thibaut Ruffin auf der Flucht vor Landsmann und Kumpel Nico Quéré
# Thibaut Ruffin auf der Flucht vor Landsmann und Kumpel Nico Quéré
Kopf an Kopf
# Kopf an Kopf - Ruffin und Quéré auf gleicher Höhe.
Pierre Charles Georges nach einem etwas missglücktem Start in der Aufholjagd.
# Pierre Charles Georges nach einem etwas missglücktem Start in der Aufholjagd.
Zu weich und zu flach
# Zu weich und zu flach - Am Ende des Gletscher wurde das Vorankommen müßig, der Schnee war einfach zu weich.
Tiefe Spuren
# Tiefe Spuren - Die Spuren im Schnee machten es den Fahrern schwer auf Linie zu bleiben.
Schwung mitnehmen...
# Schwung mitnehmen...
...und so lange halten wie möglich.
# ...und so lange halten wie möglich.
Fies: Nassschnee
# Fies: Nassschnee - Keine 5 Minuten im Rennen und schon zerrte die Strecke an den Kräften der Fahrer.
Gelungener Start
# Gelungener Start - Der quirlige Franzose Nico Quéré machte zu Beginn ein gutes Rennen, doch weiter unten sollte ihn das Pannenpech ereilen.
David down!
# David down! - Auch David Schmied ließ sich eine Bodenprobe nicht entgehen.
Aufgeholt
# Aufgeholt - Kurz nach dem Sturz wurde Schmied von P.C. Georges eingeholt, konnte seine Position aber vorerst verteidigen.
Kein Vorbeikommen
# Kein Vorbeikommen - Schmied gab alles und ließ Georges hinter sich.
Keine Chance zu überholen auf dem schmalen Trail.
# Keine Chance zu überholen auf dem schmalen Trail.
Wolkenschwaden zogen immer wieder über das Fahrerfeld hinweg.
# Wolkenschwaden zogen immer wieder über das Fahrerfeld hinweg.
Dann war er vorbei - Georges vor Schmied.
# Dann war er vorbei - Georges vor Schmied.
Vorne machten inzwischen Thibaut Ruffin und Sam Dale das Rennen.
# Vorne machten inzwischen Thibaut Ruffin und Sam Dale das Rennen.
Von hinten rollte jedoch bereits Georges an.
# Von hinten rollte jedoch bereits Georges an.
Je tiefer die Fahrer kamen, desto tiefer wurde auch der Boden.
# Je tiefer die Fahrer kamen, desto tiefer wurde auch der Boden.
Geniale Perspektive
# Geniale Perspektive
Anfangs war der weiche Boden nicht so tief...
# Anfangs war der weiche Boden nicht so tief...
...doch auf der Abfahrt nach Allemont sollte sich das ändern.
# ...doch auf der Abfahrt nach Allemont sollte sich das ändern.
Sattel raus und reingetreten!
# Sattel raus und reingetreten!
In Reihe und Glied in Richtung Alpe d´Huez.
# In Reihe und Glied in Richtung Alpe d´Huez.
P.C. Georges in der Mitte
# P.C. Georges in der Mitte
Blick nach vorn und nicht aufgeben!
# Blick nach vorn und nicht aufgeben!
Thibaut Ruffin und Sam Dale
# Thibaut Ruffin und Sam Dale
Rennstrapazen vor idyllischer Kulisse.
# Rennstrapazen vor idyllischer Kulisse.
Querung
# Querung
Gruppenbildung fürs Windschattenfahren
# Gruppenbildung fürs Windschattenfahren
Ab ins Nass - jetzt ist´s auch schon egal
# Ab ins Nass - jetzt ist´s auch schon egal
Nico Quéré vorne weg...
# Nico Quéré vorne weg...
....und der Rest hinterher.
# ....und der Rest hinterher.
Zwischen den Strecken des Bikeparks
# Zwischen den Strecken des Bikeparks - Leider durften die Fahrer nicht die Abfahrt einschlagen, sondern mussten sich weiter über anstrengende Wiesengeraden quälen.
Quéré als erstes in der Abfahrt Richtung Allemont.
# Quéré als erstes in der Abfahrt Richtung Allemont.
Immer tiefer wurde der lehmige Boden.
# Immer tiefer wurde der lehmige Boden.
Georges dicht auf seinen Fersen.
# Georges dicht auf seinen Fersen.
Dank 26"-Laufrädern im 27,5"-Bike konnte ihm der klebrige Schlamm nichts anhaben.
# Dank 26"-Laufrädern im 27,5"-Bike konnte ihm der klebrige Schlamm nichts anhaben.
David Schmied lag lange gut im Rennen.
# David Schmied lag lange gut im Rennen.
Doch die Verfolger waren dicht auf den Fersen.
# Doch die Verfolger waren dicht auf den Fersen.
Wenn die wüssten
# Wenn die wüssten - Hier hätte sich wohl noch niemand träumen lassen, was weiter unten auf sie wartete.
Pierre Charles Georges erreicht als erster die lang ersehnte Zielgerade.
# Pierre Charles Georges erreicht als erster die lang ersehnte Zielgerade.
Ein glücklicher Sieger
# Ein glücklicher Sieger
Glücklich und geschafft
# Glücklich und geschafft
Schlammschlacht
# Schlammschlacht
Thibaut Ruffin und Pierre Charles Georges haben es geschafft - Platz 1 und 2 für die MEGA-Wohngemeinschaft.
# Thibaut Ruffin und Pierre Charles Georges haben es geschafft - Platz 1 und 2 für die MEGA-Wohngemeinschaft.
Thibaut Ruffin
# Thibaut Ruffin
Thibaut Ruffin und Nico Quéré
# Thibaut Ruffin und Nico Quéré
Sauer
# Sauer - Nach einer verpatzten Quali endete auch das Finale für Nico Quéré nicht zufriedenstellend.
Platten und Reifen runter
# Platten und Reifen runter
Schön eingesaut
# Schön eingesaut
Nicht sturzfrei
# Nicht sturzfrei - Favorit Sam Dale überstand das anspruchsvolle Rennen nicht ohne Blessuren.
Kelly McGarry
# Kelly McGarry
Startnummernsammelstelle
# Startnummernsammelstelle
Putzteufel
# Putzteufel
Arbeitsgeräte
# Arbeitsgeräte
Jakob Breitwieser
# Jakob Breitwieser
Kai Wendschuh, Petrik Brückner und Joost Wichman
# Kai Wendschuh, Petrik Brückner und Joost Wichman
David Schmied
# David Schmied
Pierre Charles Georges
# Pierre Charles Georges
Siegerehrung
# Siegerehrung
Der Geheimtipp
# Der Geheimtipp - 26"-Laufräder in einem 27,5"-Bike für mehr Reifenfreiheit.
Das Zaubermaß: 26"
# Das Zaubermaß: 26"

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Text: Markus Tonak // Bilder: Hoshi Yoshida

 

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