Es war bereits im Voraus klar: die zweite Auflage des JBC 4X Revelations würde alle Grenzen sprengen. Bereits im vergangenen Jahr zeigte man im JBC Bikepark, was für ein Potenzial der Fourcross-Sport hat und stellte ein riesiges Event auf die Beine, welches bis dato seinesgleichen suchte. Für das zweite Rennen auf Tomas Slaviks Heimstrecke scheute man keine Kosten und Mühen, um ein noch größeres Event auf die Beine zu stellen.
Mit Ghost Bikes als Hauptsponsor gelang dem Team des Bikeparks ein spektakuläres Event. Livestream, Fahrerpräsentation, Red Bull Flugshow, Masters of Dirt-Party – all dies lockte mehrere tausend Zuschauer an den 4X Hang in Jablonec nad Nisou. Als fünfter Stopp der 4X Pro Tour gab es auch hier wichtige Punkte für die Gesamtwertung zu holen und so reisten knapp 50 Fahrer nach Tschechien, um sich auf der wohl anspruchsvollsten 4X Strecke zu messen. Das Training zeigte jedoch, dass die Strecke vorerst der größte Gegner der Fahrer sei – und nicht das restliche Fahrerfeld.
In den ersten beiden Trainingssessions gab es eine Vielzahl von Stürzen zu sehen. Auch die beiden Deutschen Ingo Schegk und Aiko Göhler, die nach Jablonec nad Nisou reisten, blieben nicht unversehrt. Während beide jedoch mit kleineren Blessuren davonkamen, hieß es es für viele andere Fahrer das Aus eines kurzen Wochenendes und so wurde das Feld bereits nach der Qualifikation auf die besten 32 Fahrer dezimiert.
Qualifikation
Als einer der ersten Fahrer ging dabei Ingo Schegk auf die Strecke. Im Training stürzte er beim Versuch die Proline zu springen schwer und zerstörte sich die Kurbelgarnitur. Nach einem kurzen Mechanikereinsatz brachte er einen guten Lauf ins Ziel. Dieser sollte allerdings nicht reichen, um in die Riege der Top32 einzuziehen. Mit Rang 34 schrammte er knapp an den Finals vorbei.
„Es ärgert mich schon, dass ich die Quali so knapp verpasst habe aber nach meinem Sturz war einfach nicht mehr drin. Die Strecke hat echt Spaß gemacht aber vor allem der obere Teil lag mir nicht besonders. Ich bin froh, dass ich trotz des Sturzes wohlauf bin und auch wenn ich nur zuschauen durfte, war es ein geniales Event“ Ingo Schegk
Joost Wichman saß währenddessen eine lange Zeit im Hot Seat. Da er nicht in der aktuellen UCI Weltrangliste vertreten ist, setzte der 4X Weltmeister von 2013 die Messlatte zu Beginn sehr hoch. Felix Beckeman gelang es als Erster die Zeit des Holländers zu unterbieten und übernahm kurzeitig die Führung. Aiko Göhler ging als Fünftletzter auf die Strecke. Der Berliner fuhr hier bereits im letzten Jahr ein gutes Rennen und war im Training sehr schnell unterwegs. Nach eigener Aussage verpatzte er seinen Lauf etwas, nichtsdestotrotz sollte es für Platz 9 reichen und somit für den sicheren Einzug in die Finalläufe.
Als derzeitige Nummer 1 der Welt ging Hausherr Slavik als letzter Fahrer auf die Strecke und nahm seinem Teamkollegen Beckeman über eine halbe Sekunde ab. Im letzten Jahr waren es noch über 1.5 Sekunden, die Slavik vom restlichen Feld trennten und so waren alle gespannt, ob er auch in diesem Jahr ein ähnlich dominantes Rennen abliefern würde.
Bei den Damen gingen lediglich zwei von vier gemeldeten Fahrerinnen an den Start. Helene Fruhwirth nutzte ihr Shorttravel Fully und konnte ihrer britischen Konkurrentin Heather Kay mehr als zwölf Sekunden abnehmen.
Finale
Das Wetter zeigte sich am Samstag von seiner besten Seite. Mit 30 Grad und praller Sonne hatten die Fahrer nun nicht nur mit der Strecke und ihrer Konkurrenz zu kämpfen. Auch die Hitze setzte ihnen zu und so sah man die Fahrer häufig in den Schatten flüchten, um nicht zu dehydrieren. Die Zuschauermenge genoss indes das gute Wetter und freute sich auf spannende Zweikämpfe. Mit der Fahrerpräsentation der schnellsten Starter wurde den Zuschauern die Weltelite vorgestellt und nach einer spektakulären Flugshow hieß es: Riders ready, watch the Gate!
Aiko Göhler hatte mit dem neunten Platz aus der Qualifikation eine solide Ausgangsposition für die Finals. Scott Beaumont, der nur wenige Tage zuvor noch in Rotterdam bei der BMX Weltmeisterschaft am Gate stand, qualifizierte sich auf Rang acht und war somit Göhlers ärgster Konkurrent. Von Gate zwei gelang dem Last-Teamfahrer ein guter Start, er konnte an dem erfahrenen Briten jedoch nicht vorbeiziehen. Göhler blieb an Beaumonts Hinterrad und zog souverän in das Viertelfinale ein. In den restlichen Läufen gab es nur wenige Überraschungen und bis auf Marek Pesko, der sich auf Rang fünf qualifiziert hatte, zogen alle Favoriten in den nächsten Lauf ein.
Nun zählte es: Mit Tomas Slavik, Scott Beaumont und Stephan Novotny standen schnelle und vor allem erfahrene Fahrer am Gate von Göhlers Viertelfinale. Bis dato gab es so gut wie keine Überholmanöver zu bestaunen. Die Fahrer reihten sich meist nach der ersten Kurve ein und fuhren in gleicher Konstellation bis ins Ziel. Die Startgerade erwies sich als schwierig für ein Manöver und so zog Göhler mit einer schnellen Innenlinie mit Beaumont am Ende der ersten Kurve gleich und schnappte ihn sich noch vor dem Wald. Beaumont blieb in Schlagdistanz, ihm gelang jedoch nicht das entscheidende Manöver und so fuhr Tomas Slavik trotz eines platten Hinterradreifens gefolgt von Göhler über die Ziellinie.
Mit ihnen gingen Quentin Derbier, Jan Svub, Felix Beckeman, Hannes Slavik, Joost Wichman und Hynek Strouha, der die Konkurrenz mit seinem Downhiller aufmischte, in den Kampf um den Finaleinzug. Für Aiko Göhler war hier jedoch Schluss. Während sich Slavik ein weiteres Mal absetzen konnte, fuhren Derbier, Svub und Göhler dicht an dicht bis zum letzten Sprung und so standen mit Slavik und Derbier die ersten beiden Fahrer des großen Finales fest.
Das zweite Finale glich einem Horrorfilm und bedeutete das Aus für Hannes Slavik. An Platz zwei liegend übersprang er den ersten Double der Proline, verlor auf dem zweiten Sprung die Balance und stürzte schwer. Mittlerweile gibt es jedoch Entwarnung und bis auf einige Prellungen ist er wohlauf. Wichman musste auf Grund des Sturzes stark abbremsen und so fuhren Beckeman und Strouha ohne Bedrängnis ins Ziel.
Das kleine Finale fand somit ohne Hannes Slavik statt und so stand Aiko Göhler mit Joost “The Boost“ Wichman und Jan Svub am Start. Svub gelang es Wichman auf der ersten Geraden zu überholen und ging in Führung. Göhler blieb noch in der ersten Kurve an Wichmans Hinterrad hängen und musste vom Rad. Für die Zuschauer schob er noch einmal nach oben und gab den Fans einige schöne Whips zum besten. Für ihn gab es somit Rang 7.
„JBC ist der absolute Wahnsinn. Die Atmosphäre ist so genial und ich liebe die Strecke dort. Meine Quali war nicht ganz auf den Punkt, aber dafür hab ich es im Viertelfinale gegen Scott geschafft. Ich bin das erste Mal vor der Proline vom Drop runter und hatte Mach10 drauf, das war echt übel. Mit dem siebten Platz bin ich super zufrieden. Ein paar Whips für die Zuschauer mussten einfach sein“ Aiko Göhler
Während Helene Fruhwirth das Finale für sich entschied, machten sich die vier besten Fahrer des Tages bereit für das große Finale. Unter tobendem Applaus war es Tomas Slavik, der den Lauf vom Start weg anführte und sich gefolgt von seinem Teamkollegen Felix Beckeman den Sieg sicherte. Dahinter setzte sich Hynek Strouha gegen Quentin Derbier durch und verbesserte sich somit vom vierten Platz vom Vorjahr auf Rang drei.
Nächste Woche steht mit dem Silver Event in Leibstadt in der Schweiz das nächste 4X Pro Tour Rennen auf der Agenda. Tomas Slavik ist in der Gesamtwertung mittlerweile uneinholbar und lediglich ein Sturz könnte seinen Sieg verhindern. Helene Fruhwirth liegt bei den Damen ähnlich weit vorne und so muss sie, wie auch Slavik, ein lediglich fehlerfreies Rennen abliefern um sich den Gesamttitel frühzeitig zu sichern.
Fotostory
Ingo Schegk schlägt beim ersten Versuch der Pro Line heftig ein
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Fotos und Bericht: Rick Schubert
Der Beitrag 4X Pro Tour – Jablonec: Rennbericht der German 4X Union ist auf MTB-News.de erschienen.