Vor dem World Cup-Finale in Méribel war die Gesamtwertung bei den Damen zwar schon entschieden, doch es ging trotzdem heiß her in den französischen Alpen. Auch dieses Rennen rückte zuerst in den Hintergrund, da die Stimmung nach dem Tod von der erst 20-jährigen Annefleur Kalvenhaar bedrückt war. Die UCI verteilte bei der Transponderausgabe Blumen, die die Sportlerinnen an ihre Startnummer hefteten, um der Niederländerin zu gedenken. Vor dem Start gab es eine Schweigeminute, die einigen Fahrerinnen sichtlich nahe ging. Doch schon kurze Zeit darauf fiel der Startschuss und die Damen rasten los, jedoch sicherlich nicht ganz befreit von den Ereignissen des Vortags. Nichtsdestotrotz gelang es einer jungen Schweizerin, die heute einmal mehr bärenstark war, das Rennen zu dominieren.
Jolanda Neff erst überragend und dann mit dem Blick nach oben
Es war wieder einmal die junge Liv-Fahrerin, die nach dem Start das Fahrerfeld auseinander riss und sich sofort vom Rest des Damenfeldes absetzte. Im Nachhinein berichtete sie bei Red Bull TV, dass der Start für sie sehr wichtig gewesen wäre, da es früh in die ersten Singletrail-Passagen ging. Deshalb habe die Schweizerin schon so früh das Gaspedal durchgedrückt, sodass niemand folgen konnte. Ihre Teamkollegin Pauline Ferrand-Prévot machte sich nach einem verkorksten Start zwar schnell auf die Verfolgung, doch die etatmäßige Straßenfahrerin kam nicht ganz an Neff ran. Die war nämlich vor allem in den technischen Passagen heute ein Klasse für sich. Bart Brentjens, der wie immer Co-Kommentator bei Red Bull war, zeigte sich begeistert von den Fahrkünsten der U23-Bikerin und meinte nur: „She is dancing over the rocks.“ Ein Kompliment das wohl nur wenige Fahrerinnen in ihrer Karriere zu hören bekommen. Doch Neff konnte tatsächlich in den Steinfeldern stets Zeit auf ihre Konkurrenz gut machen. Die bestand ab der zweiten Runde aus Gunn Rita Dahle-Flesjaa und Pauline Ferrand-Prévot. Die Französin stürzte allerdings im Anschluss in einem Steinfeld und musste einen kurzen Stopp in der Tech-Zone einlegen, sodass die Multivan Merida-Fahrerin davon ziehen konnte. Catharine Pendrel schloss währenddessen auf die U23-Europameisterin auf, musste in der fünften Runde Ferrand-Prévot in der Abfahrt allerdings wieder ziehen lassen. Die Liv-Fahrerin überzeugte gegen Ende des Rennes ebenso wie ihre Teamkollegin an der Spitze. Mit Rundenbestzeit im vorletzten Umlauf und toller Schlussrunde hat sie auf jeden Fall klargestellt, dass mit ihr in zwei Wochen bei der WM auch zu rechnen ist. Dann wird sie allerdings, genauso wie Jolanda Neff, im U23-Rennen am Start stehen. Währenddessen drehte Neff einsam ihre Kreise an der Spitze. Ungefährdet fuhr sie einem weiteren Weltcupsieg entgegen, obwohl die Edeltechnikerin in der letzten Abfahrt dann doch noch einmal kurz ins Straucheln kam. Doch Dahle-Flesjaa war zu weit weg um ihr den Sieg noch einmal streitig machen zu können.
Ohne große Jubelgesten überquerte Neff die Ziellinie. Mit einem Fingerzeig gen Himmel und mit der Hand auf dem Herz machte sie auf ihre verstorbene Freundin Kalvenhaar aufmerksam, mit der sie Anfang des Jahres noch im Trainingslager war.
Die Gesamtwertung 2014 geht damit klar an die junge Schweizerin, die die jüngste Gesamsiegerin aller Zeiten wird. Schon vor zwei Wochen in Windham brachte Neff diesen Titel unter Dach und Fach.
Bei den deutschen Damen lief heute nicht sehr viel zusammen. Sabine Spitz konnte nur nach dem Start bei den schnellsten Fahrerinnen des Tages mithalten und fiel dann zurück. Sie wurde im Ziel auf Rang 14 notiert. Die deutsche Meisterin Adelheid Morath durchfuhr den Zielbogen auf Rang 17. Hanna Klein wurde 34. und Nina Wrobel 36.
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Der Beitrag XCO Finale in Méribel: „Dancing over the rocks“ – eine Dame fliegt über den Kurs [Rennbericht] ist auf MTB-News.de erschienen.