Die erste Etappe der Swiss Epic ist gestern zu Ende gegangen (Rennbericht). Wie versprochen folgt nun der Erfahrungsbericht unserer beiden Biker Chris und Alex, die heute zum ersten Mal richtig auf die Zähne beißen mussten. Viel Spaß beim Lesen!
Um 6 Uhr sollte der Wecker klingeln. Eigentlich. Chris jedoch war kurz nach 5 schon so fit, dass er sich unermüdlich über die Black Roll wälzte. Als der Morgensport zudem noch von Musik begleitet wurde, hatte Alex keine Chance mehr, weiterzuschlafen. Der Tag hatte begonnen.
Durch unseren 67. Platz in der Kategorie Men im Prolog vom Vortag, wurden wir im zweiten Startblock eingeordnet. Start für diesen Block war 7.45 Uhr. Wir reihten uns im hinteren Bereich ein – für den vorderen Bereich hätten wir sicher über eine halbe Stunde bei 7°C frieren müssen. Nach dem Startschuss sind wir zunächst locker mitgerollt, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Wir schlängelten uns den gleichen Berg hinauf, den wir am Vortag für den Prolog bereits hochgetreten sind. Im Feld war eine gewisse Unruhe und Nervosität zu spüren, Überholvorgänge wurden teilweise negativ kommentiert. Als nach dem Anstieg aber jedes Team sein Tempo und sein Platz im Feld gefunden hatte, ging alles problemlos. Kurz vor dem ersten Downhill mussten wir einen komplett dunklen Tunnel durchqueren, was Absprachen mit dem Vorder- und Hintermann erforderte, doch auch dieses Hindernis wurde in unserm Feld gut gemeistert.
Der erste Downhill war ein absoluter Traum. Nach dem durchquerten Tunnel kam die Sonne zum Vorschein und so konnten wir den Trail in der Morgensonne hinunterpreschen. Blöderweise scheint kurz vor uns die Gondel mit den „Flow-Teilnehmern“ (also den Bikern, die an einigen Bergen die Gondeln nutzen dürfen) angekommen zu sein. Somit war die technisch anspruchsvolle Abfahrt etwas überfüllt. Wir beide sind gut in Fahrt gekommen, hatten nach dem langen Trail ein breites Grinsen im Gesicht und nahmen den nächsten Berg in Angriff. Die erste Verpflegungsstation ließen wir aus, da die Trinkflaschen bzw. Trinkblasen noch gut gefüllt waren. Über Schotterpisten und immer wieder kleinere Trails bewegten wir uns so in Richtung Rhone Tal. Langsam wurde der Abstand zwischen Alex und Chris größer. Chris schien Probleme zu haben und kurbelte den Trail noch zu Ende, bis wir uns auf der nächsten Schotterpiste das Bike anschauen konnten. Tatsächlich hat er im Hinterreifen deutlich Luft verloren – es musste also ein Schlauch ins Tubeless Hinterrad eingezogen werden. Beim Ausbau des Rades ist uns allerdings der Zahnkranz mit allen dazugehörigen Teilen entgegengekommen. Wir konzentrierten uns erstmal auf den Schlauch, bevor wir das Puzzle aus Kleinteilen und Zahnkranz zusammenbauten. Es drehte sich alles, das Rad hat in den Hinterbau gepasst, also alles super dachten wir. Doch im ersten Trail bergab meint Chris: „Das Bike fährt sich wie ein Fixie, der Leerlauf scheint weg zu sein“. Wir mussten nur noch ca. 5 km bergab bis zur zweiten Verpflegungsstation, wo sich auch eine Wartungsstation befand. Von den Profis von Shimano wurde unser selbst gemachtes Problem in weniger als 3 Minuten behoben.
Gestärkt starteten wir in den nächsten Aufstieg. Die Sonne im Rhone Tal war extrem, der Beginn des Berges auf Asphalt war somit etwas schmerzhaft. Doch auf dem folgenden Trail, nochmals bergauf, wurde es nicht besser, es wurde immer steiler und wir mussten unsere Bikes schlussendlich schieben. Viele coole Wege bergab, in der Ebene über Wurzelpassagen neben einem kleinen Bach oder steil bergauf prägten die folgenden Kilometer. Die Konzentration der Athleten lässt nach inzwischen 80 Kilometern schon sehr stark nach. So passiert es, dass die Ideallinie nicht immer verfolgt werden kann und ein Abrutschen in die Sträucher keine Seltenheit war.
An der dritten Verpflegungsstation machten wir unsere Speicher noch mal richtig voll, ehe es in den letzten, 700 Höhenmeter Anstieg, ging. Leider waren die 2 Zahnpasta-großen Tuben Energiegel und ein Liter Molkedrink für Alex nicht die erste Wahl. Er kämpfte mit Übelkeit, während Chris mit anderen Athleten an seinem Schweizerdeutsch arbeitete. Irgendwann konnte sich Alex dann wieder aufs Bike konzentrieren und das Tempo wurde wieder angezogen. Von weitem sahen wir dann das Norwegische Team, mit welchem wir am Sonntag zu Abend gegessen hatten. „Die holen wir uns noch“, meinte Alex. Gesagt getan. Nach 7h05min erreichten wir erschöpft das Ziel in Leukerbad und legten uns entspannt eine Stunde in den Liegestuhl und genossen die Sonne. Einige Refresher Drinks später konnten wir uns auch wieder um die Wartung unserer Bikes kümmern.
Somit geht ein langer Biketag zu Ende und wir freuen uns auf morgen.
Dann starten wir wieder um 07:45 bei Etappe Nr.2 von Leukerbad nach Leukerbad.
Die Herausforderung ist dann unter anderem ein Anstieg mit 1.500HM am Stück….
Wir sind schon sehr gespannt.
Sportliche Grüße
Christian und Alex
Der Beitrag Swiss Epic 2014 – 1. Etappe: Der Trailwahnsinn durchs Wallis hat endlich begonnen [Erfahrungsbericht] ist auf MTB-News.de erschienen.