Finale Ligure steht normalerweise für technisch anspruchsvolle Highspeed-Strecken mit vielen Felsen, Absätzen und sonstigen Herausforderungen, die das Downhiller-Herz höher schlagen lassen. Nicht so in diesem Jahr! Für dieses Rennen wurden nicht die bekannten Trails genommen, sondern es wurden fünf von sechs Stages neu gemacht. Diese waren zur Abwechslung eher verwinkelt, lose und tretlastig. Ein durchaus gelungener Mix, der für einen stimmungsvollen Saisonabschluss sorgte.
Nach dem 6-Tagesrennen Trans Provence gönnten wir uns erstmal ein paar Erholungstage am Strand. Diese hatten wir auch bitter nötig, denn wir fühlten uns müde und ausgelaugt, eigentlich ready die Saison zu beenden. Erst Mittwoch vor dem ersten offiziellen Training schwangen wir uns wieder aufs Bike und mussten feststellen, dass wohl Hirn und Muskeln noch nicht optimal zusammenarbeiten, wir fühlten uns als würde unser Hirn in Slow-Motion arbeiten…
Wie jedes Jahr wurde in Finale das Training geshuttelt, was immer zu einem Riesen-Chaos führt! Da unsere Kollegin kurzfristig absprang, mussten wir uns auf die Suche nach einem neuen Shuttle-Driver machen. Wir hatten Glück und fanden kurz vor Trainingsbeginn einen Fahrer, der uns mit unserem eigenen Bus shuttelte. Davide, ein bislang unbekannter, aber total netter Italiener fuhr uns zwei Tage von Racetrack zu Racetrack und schaffte es, die Karre heile zu behalten.
Das Training begannen wir gleich mit dem längsten Track, der über 1000m ü. M. bei der „Natobase“ begann. Stage 5 und 6 schlängelten sich, technisch nicht sehr anspruchsvoll, aber schier unendlich über losen Waldboden. Stage 6 war super zu fahren aber beinhaltete den wohl höchsten Uphillanteil in der ganzen Weltserie von diesem Jahr und uns war klar, dass diese Stage die Entscheidung vom Sonntag bringen würde.
Am zweiten Trainingstag konzentrierten wir uns auf die Stages, die bei San Bernardino lagen. Diese waren wir zuvor abgelaufen und wussten, dass diese technisch schwierig sind – sehr eng und verwinkelt. Das Training auf Stage 1 glich einem Sturzfestival: 5 Personen und 5 massive Stürze, grande! Alles in einem Fluss zu fahren? Daran war nicht zu denken, überall lauerten fiese Fallen. Unten angekommen waren wir ziemlich demotiviert, wir entschieden uns aber dagegen, diese nochmals zu fahren – die Zeit ließ es nicht zu und Generalproben sollen ja in die Hose gehen, oder?
Samstagmorgen um 8.30 Uhr war es soweit und wir starteten in den ersten Renntag. Ein erster Augenschein mit den Transferzeiten machte uns schon früh morgens bewusst, dass wir wohl den ganzen Tag im Stress sein würden. Die Zeiten waren ziemlich kurz gehalten.
Stage 1 lief zum Glück nicht ganz so desaströs wie im Training und wir waren froh, diese hinter uns zu haben. Wie erwartet verlief der ganze Tag sehr stressig, man musste die Zeit immer genau im Auge behalten, wollte man zur rechten Zeit am Start stehen. Als wäre dies nicht genug, wurde Caro auch noch von Krämpfen geplagt, Trans Provence lässt grüssen… Die letzte Stage des Tages „DH Uomini“ war unsere Lieblingsstage, schnell, technisch anspruchsvoll und loooooose. Gesäumt von hunderten Zuschauern und auch zahlreichen Schweizern die unsere Namen schrien, ließen wir die Bremsen los und konnten gute Stagezeiten zum Abschluss des Tages einfahren. Trotzdem war der Blick auf die Tagesrangliste ernüchternd und die Devise für Tag zwei war klar; alles aus den Beinen pressen was nur geht!
Sonntag startete das Rennen bereits um 8 Uhr, für den langen Transfer zur „Natobase“ ließ man uns genug Zeit und wir konnten den Tag gemütlich starten. Stage 5 lief super und motivierte uns für die letzte Stage der Saison – Stage 6! Wir waren bereit ein letztes Mal zu leiden und ALLES zu geben. Der Plan ging auf und ich konnte mich um ganze vier Plätze nach vorne arbeiten und fand mich auf dem guten 8. Platz wieder, während sich Caro auf Platz 14 klassierte. Im Overall konnten wir uns somit auf den tollen Plätzen 6. (Anita) und 11. für Caro halten.
Finale hat wiederum gezeigt, dass Italien die Enduro-Nation Nummer 1 ist! So eine grandiose Atmosphäre hat bisher an keinem der Rennen geherrscht, die Zuschauer am Streckenrand strömten zu hunderten von Stage zu Stage, phänomenal!
Ein riesengroßes Dankeschön an alle, die uns in dieser Saison unterstützt haben und das ganze überhaupt möglich gemacht haben: Specialized Europe, Zimtstern, SRAM, Mavic, iXS, Oakley, Red Bull, Flims, X-Bionic, Bikecenter Flawil/Flims, Crankbrothers, Polar, Dakine und Winforce.
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Der Beitrag EWS #7: Grande Finale in Finale – Der Foto-Rennbericht der Gehrig-Twins ist auf MTB-News.de erschienen.