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ICB2.0: Test des Konzepts – Geht die Theorie in der Praxis auf?

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Nachdem wir hier nicht nur gefühlt tausende Kommentare und Argumente ausgetauscht haben, war die Spannung zu Recht groß: Wie gefällt uns das, was wir da entwickelt haben, wenn wir es das erste Mal ausprobieren? Bei Lagerung, Hinterbau und Geometrie waren die Diskussionen so gründlich geführt worden, dass eine Antwort auf dem Trail endlich fällig war. Übrigens: Einen interessanten Blick auf unser Funktionsmuster gibt es in der aktuellen World of MTB, seit 2.10.14 am Kiosk. 

Test-Revier

Wie bereits bekannt waren wir in Finale Ligure unterwegs. Nach einigem Hin- und Her kamen wir am Freitag nicht mehr dazu, mit den Bikes zu fahren – damit blieben uns 2 Tage auf den Trails. Tag 1 war dem Kennenlernen der Bikes und dem gründlichen Vergleich der Komponenten gewidmet. Deshalb richteten wir uns auf dem Campingplatz Terre Rosse ein und wollten von dort die 24 h Renn-Runde fahren. Da diese leider auch von der EWS als Stage 4 mit verwendet wurde, war die Sache schwieriger als geplant. Nach je einer Runde La Briga und Toboga hatten wir dann doch noch eine abwechslungsreiche Test-Runde gefunden, die Auf- und Ab, diverse Kurven-Arten und einige sanfte Steinfelder zur Beurteilung der Federung beinhaltete. An Tag 1 insgesamt durchaus ein Terrain, das wir vielerorts in Deutschland finden würden und das deshalb dem Einsatzbereich sehr gut entspricht.

# Erster Test - Funktioniert in der Praxis all das, was wir uns in der Theorie so ausgedacht haben?
# Uphill, holprig - Die 24 h Rennrunde von Finale Ligure war leider teilweise wegen EWS gesperrt. Wir fuhren jedoch einige Passagen mehrmals, bergauf und bergab. Mit den verbauten 30 und 32 Zähne Kettenblättern hielt das Heck etwas SAG-abhängig gut Ruhe. Bei den Modellen mit Plattform ließ sich hierdurch auch Hardtail-Feeling erzeugen. Auf den meisten Uphills war aber die offene Stellung wegen besserer Traktion und höherem Komfort angenehmer.
# Test-Routine Tag 1 - Nach einigen Testrunden (je 20 Minuten) auf einem Rad ging es in die Mittagspause: Penne, Testbögen ausfüllen, Räder durch tauschen, und wieder von vorne.
# Trails wie dieser - oder auch der Weg namens "Roller Coaster" entsprachen sehr genau dem angedachten Einsatzgebiet: Wellig, flowig, ohne derbe Steinfelder. Hier sollte das ICB2.0 deutlich mehr Spaß machen, als ein 160 mm Enduro.
# Die meisten getesteten Gabeln stammen aus dem Enduro-Segment - wurden jedoch mit reduziertem Federweg verbaut. Der Grund: Enduro-Gabeln haben in den letzten Jahren enorm an Performance zugelegt, während viele XC- und All-Mountain Gabeln noch auf dem Stand von vor einigen Jahren sind.
# Glück gehabt - Der Reifen ist nur unten platt. Tatsächlich gab es genau 3 platte Reifen und die nur an den Rädern mit Schlauch.
# User Onkel_C - hat mehr als 20 seiner 50 Lebensjahre auf Mountainbikes verbracht und bringt einen beeindruckenden Erfahrungsschatz mit auf den Trail

Am zweiten Test-Tag ging es uns mehr darum, wirklich viel mit dem Fahrrad zu fahren, Rahmengrößen und Komponenten durchzutauschen und so weiter. Also ging es mit dem Shuttle rauf zum Colle de Melogno. Von dort traten wir weitere 250 hm im Sattel bergauf – ist die Uphill-Sitzposition bequem? Wippt das Heck? Dann ging es über Isallo Extasy talabwärts. 900 hm mal flach, mal wurzelig, kurvig, flowig, höchst spaßig. Hier wollten wir heraus finden: Passt die Geometrie bergab? Fahren sich 150/130 mm Federweg unharmonisch? Ist das Tretlager zu hoch oder zu niedrig…? Ein weiterer Uphill mit dem Shuttle und dann erneut 200 hm im Sattel bergauf, und wir finden uns am Einstieg zu “Rollercoaster”, einem Trail, der seinem Namen alle Ehre macht. Steilkurven und tiefe Senken wechseln sich ab. So einen Hometrail wünschen wir uns! Den Abschluss bildet erneut ein Anstieg von Gorra Richtung Monte Capra Zoppa, dann über fiese Steine zur Chiesa San Martino. Von dort über einen teils steilen, aber sehr unterhaltsamen Trail bis nach Borgio Verezzi. Insgesamt geniale Trails und sehr abwechslungsreiche Testbedingungen!

# Hier muss und wird sich für die Serie noch etwas tun - Die Lagerung der Dämpferverlängerung ist an den Mustern mit Horstlink-Teilen älterer Alutech-Bikes mit Gleitlagern ausgeführt. Mit den an den Mustern gegebenen Toleranzen wiesen einige der Bikes hier eine sehr hohe Reibung auf, die der Feinfühligkeit sicher nicht zu Gute kam. Die Verschraubung des Dämpfers bedarf ebenfalls noch einer Buchse, um Korrosion und Reibung zu verhindern.
# Hinterbau-Varianten 1 - Bei keiner der drei Varianten beklagten unsere wirklich mangelhafte Steifigkeit, und das obwohl Jürgen Schlender auf eine Verbindung der linken und rechten Hinterbauhälfte unterhalb der Dämpferverlängerung verzichtete...
# Hinterbau-Variante 2 - ...Wenn sich diese wirklich als unnötig erweist, könnte die Verstrebung auch direkt zum oberen Lager verlaufen und damit optisch etwas eleganter gelöst werden.
# Gute Laune im Shuttle - Kein Wunder: Nach einigen Stunden auf der selben Testrunde fuhren wir jetzt in Richtung Vergnügen - 800 hm Feierabendabfahrt.
# Erinnerungsstück für die Teilnehmer - Alutech-Jerseys mit ICB Aufdruck

Konstruktive Details

Die folgenden Bilder gehen einige der Rahmen-Details durch, die hier erprobt wurden. Lagerung, Dämpferverlängerung, Geometrie-Verstellung – mehr dazu in den Bildunterschriften.

# Thema: Lagerung - Zwei große Schrägkugellager in O-Anordnung werden zwischen der Lagerachse und rechter Yoke-Hälfte vorgespannt. Erst danach wird durch die Quer-Verschraubung die Achse fixiert. Auf diese Weise wird das Yoke nicht verspannt, Spielfreiheit lässt sich leichter einstellen.
# Thema: Rohrsatz - Die 5 Funktionsmuster sind aus Lagerbestand der Firma Alutech zusammen geschweißt. Ober- und Unterrohr stammen von der Wildsau Hardride, Hinterbau-Material vom DDU. Das heißt: Optisch und in Sachen Gewicht wird sich hier noch einiges ändern, an der Geometrie und dem Hinterbau nicht mehr.
# Thema: Dämpferverlängerung - Hier hatten wir im Vorfeld viel diskutiert und waren sehr gespannt. Ergebnis: Selbst mit dem Kugelgelenk des DT Swiss Dämpfers (nur vorne) führte unsere Verlängerung zu keinerlei Problemen. Der Dämpfer kann sich in beiden Gelenken drehen und lässt sich durch das spherische Gelenk vorne weitestgehend von Querkräften befreien. Weitere Tests zur Validierung werden angestellt, doch bisher wirkt das System problemlos.
# Thema: Sitzrohr-Abstützung - Dieses Design entstammt einfach nur der Hand und dem Auge von Jürgen Schlender. Bei den L-Rahmen wirkte die Strebe doch etwas groß. Stefan Stark und auch der Entwurf von User Foreigner sehen hier eine dezentere Lösung vor.
# Thema Zugführung - Sieht hier im Bild perfekt aus, muss für die Praxis aber noch optimiert werden. Zugänglichkeit, Leichtgängigkeit und Variabilität für verschiedene Aufbauten heißen die großen Knackpunkte.
# Thema: Kettenstrebenlänge - Zu den Ausfallenden müssen gleich mehrere Dinge gesagt werden: 1.) In der Serie sind sie nicht verstellbar geplant - das spart allein schon 160 g. 2.) Theoretisch hätten wir auch andere Längen als 425 mm einstellen können. Tatsächlich kam der Wunsch gar nicht auf, weder bergauf noch in Kurven

Feedback & Geometrie

In Sachen Geometrie waren sich unsere 180 – 184 cm großen Tester einig: Größe L gefällt ihnen besser. In Anbetracht der großen Reach-Werte hätten wir erwartet, dass auch einige Tester die Rahmen der Größe M (immerhin 430 mm Reach, das entspricht bei vielen anderen Rahmen bereits Größe L) bevorzugen. Stattdessen war das Feedback einstimmig: Gerne noch länger.

# User-Feedback ICB2.0 - Alle User zwischen 180 und 184 fühlten sich auf dem L-Rahmen wohler als auf dem M-Rahmen.

Die Kernfrage dabei ist: Sind unsere Tester mit 180-184 cm Körpergröße für Rahmengröße M oder L relevant? Die folgenden Grafiken zeigen, dass das ganz auf die Relation ankommt. Ziehen wir unser Forum als relevante Größenverteilung heran, dann müssten diese Tester die mittlere Größe fahren – schließlich sind ziemlich genau gleich viele Nutzer größer oder kleiner. Zieht man die Deutsche Gesamtbevölkerung (Männer + Frauen) als Vergleich heran, so sieht die Sache ganz anders aus: Plötzlich müsste M für 170 – 174 cm Körpergröße gemacht werden, unsere Tester wären eindeutig auf L richtig. Nun sind wir von 50 % Frauen auf Deutschen Trails wohl noch etwas entfernt, doch die Verschiebung zwischen Forum und Deutschen Männern lässt sich ebenfalls nur schwer erklären: Neigen größere Menschen etwa mehr dazu, sich in Foren zu beteiligen?

# Größenverteilung Forum
# Größenverteilung Deutschland

Wie auch immer: Entscheidend wird sicher sein, dass die XL-Größe groß genug und die XS-Größe klein genug wird. Wir können uns durchaus vorstellen, nach einigen mehr Testfahrerinnen und Testfahrern hier noch ein wenig anzupassen. Auch den Wunsch nach einem minimal flacheren Lenkwinkel werden wir gern überprüfen, der lässt sich mit einem AngleSet problemlos ausprobieren. Kritisch wird hier sein, dass das Fahrrad nicht zu sehr auf die Abfahrt orientiert wird, sondern auch auf flachen Trails noch agil und mit Grip am Vorderrad bewegt werden wird.

# Klarer Testsieger - diese Focaccia waren eindeutig die beliebtesten. Geometrie, Gewicht, Steifigkeit - alles ganz nach unserem Geschmack.

Impressionen Video

Ich habe nebenher ein bisschen gefilmt – das Video bringt keinen Hochglanz, aber ein paar Impressionen vom Aufbau, Setup und Fahren der Bikes.

ICB Finale Ligure – Impressionen von nutsMehr Mountainbike-Videos

Der Beitrag ICB2.0: Test des Konzepts – Geht die Theorie in der Praxis auf? ist auf MTB-News.de erschienen.


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