Nachdem wir hier nicht nur gefühlt tausende Kommentare und Argumente ausgetauscht haben, war die Spannung zu Recht groß: Wie gefällt uns das, was wir da entwickelt haben, wenn wir es das erste Mal ausprobieren? Bei Lagerung, Hinterbau und Geometrie waren die Diskussionen so gründlich geführt worden, dass eine Antwort auf dem Trail endlich fällig war. Übrigens: Einen interessanten Blick auf unser Funktionsmuster gibt es in der aktuellen World of MTB, seit 2.10.14 am Kiosk.
Test-Revier
Wie bereits bekannt waren wir in Finale Ligure unterwegs. Nach einigem Hin- und Her kamen wir am Freitag nicht mehr dazu, mit den Bikes zu fahren – damit blieben uns 2 Tage auf den Trails. Tag 1 war dem Kennenlernen der Bikes und dem gründlichen Vergleich der Komponenten gewidmet. Deshalb richteten wir uns auf dem Campingplatz Terre Rosse ein und wollten von dort die 24 h Renn-Runde fahren. Da diese leider auch von der EWS als Stage 4 mit verwendet wurde, war die Sache schwieriger als geplant. Nach je einer Runde La Briga und Toboga hatten wir dann doch noch eine abwechslungsreiche Test-Runde gefunden, die Auf- und Ab, diverse Kurven-Arten und einige sanfte Steinfelder zur Beurteilung der Federung beinhaltete. An Tag 1 insgesamt durchaus ein Terrain, das wir vielerorts in Deutschland finden würden und das deshalb dem Einsatzbereich sehr gut entspricht.






Am zweiten Test-Tag ging es uns mehr darum, wirklich viel mit dem Fahrrad zu fahren, Rahmengrößen und Komponenten durchzutauschen und so weiter. Also ging es mit dem Shuttle rauf zum Colle de Melogno. Von dort traten wir weitere 250 hm im Sattel bergauf – ist die Uphill-Sitzposition bequem? Wippt das Heck? Dann ging es über Isallo Extasy talabwärts. 900 hm mal flach, mal wurzelig, kurvig, flowig, höchst spaßig. Hier wollten wir heraus finden: Passt die Geometrie bergab? Fahren sich 150/130 mm Federweg unharmonisch? Ist das Tretlager zu hoch oder zu niedrig…? Ein weiterer Uphill mit dem Shuttle und dann erneut 200 hm im Sattel bergauf, und wir finden uns am Einstieg zu “Rollercoaster”, einem Trail, der seinem Namen alle Ehre macht. Steilkurven und tiefe Senken wechseln sich ab. So einen Hometrail wünschen wir uns! Den Abschluss bildet erneut ein Anstieg von Gorra Richtung Monte Capra Zoppa, dann über fiese Steine zur Chiesa San Martino. Von dort über einen teils steilen, aber sehr unterhaltsamen Trail bis nach Borgio Verezzi. Insgesamt geniale Trails und sehr abwechslungsreiche Testbedingungen!




Konstruktive Details
Die folgenden Bilder gehen einige der Rahmen-Details durch, die hier erprobt wurden. Lagerung, Dämpferverlängerung, Geometrie-Verstellung – mehr dazu in den Bildunterschriften.






Feedback & Geometrie
In Sachen Geometrie waren sich unsere 180 – 184 cm großen Tester einig: Größe L gefällt ihnen besser. In Anbetracht der großen Reach-Werte hätten wir erwartet, dass auch einige Tester die Rahmen der Größe M (immerhin 430 mm Reach, das entspricht bei vielen anderen Rahmen bereits Größe L) bevorzugen. Stattdessen war das Feedback einstimmig: Gerne noch länger.

Die Kernfrage dabei ist: Sind unsere Tester mit 180-184 cm Körpergröße für Rahmengröße M oder L relevant? Die folgenden Grafiken zeigen, dass das ganz auf die Relation ankommt. Ziehen wir unser Forum als relevante Größenverteilung heran, dann müssten diese Tester die mittlere Größe fahren – schließlich sind ziemlich genau gleich viele Nutzer größer oder kleiner. Zieht man die Deutsche Gesamtbevölkerung (Männer + Frauen) als Vergleich heran, so sieht die Sache ganz anders aus: Plötzlich müsste M für 170 – 174 cm Körpergröße gemacht werden, unsere Tester wären eindeutig auf L richtig. Nun sind wir von 50 % Frauen auf Deutschen Trails wohl noch etwas entfernt, doch die Verschiebung zwischen Forum und Deutschen Männern lässt sich ebenfalls nur schwer erklären: Neigen größere Menschen etwa mehr dazu, sich in Foren zu beteiligen?
Wie auch immer: Entscheidend wird sicher sein, dass die XL-Größe groß genug und die XS-Größe klein genug wird. Wir können uns durchaus vorstellen, nach einigen mehr Testfahrerinnen und Testfahrern hier noch ein wenig anzupassen. Auch den Wunsch nach einem minimal flacheren Lenkwinkel werden wir gern überprüfen, der lässt sich mit einem AngleSet problemlos ausprobieren. Kritisch wird hier sein, dass das Fahrrad nicht zu sehr auf die Abfahrt orientiert wird, sondern auch auf flachen Trails noch agil und mit Grip am Vorderrad bewegt werden wird.

Impressionen Video
Ich habe nebenher ein bisschen gefilmt – das Video bringt keinen Hochglanz, aber ein paar Impressionen vom Aufbau, Setup und Fahren der Bikes.
ICB Finale Ligure – Impressionen von nuts – Mehr Mountainbike-Videos
Der Beitrag ICB2.0: Test des Konzepts – Geht die Theorie in der Praxis auf? ist auf MTB-News.de erschienen.