Es ist der größte Fahrradhersteller Indonesiens und hat nach eigenen Angaben eine der modernsten Fertigungsstraßen der Branche: Polygon Bikes. Um ihr Know-how auch international unter Beweis zu stellen, präsentiert sich die Firma seit einiger Zeit nicht nur erfolgreich mit dem Hutchinson UR Team im DH-World Cup, sondern ist seit dieser Saison auch mit zwei Fahrern in der Enduro World Series vertreten. Aus dieser Kooperation soll das neueste Enduro-Bike der Indonesier hervorgegangen sein, das Collosus.
Selten polarisierte ein modernes Enduro unter unseren Testern dermaßen stark wie Polygons Collosus. Je nach Verwendungsart hinterließ das Carbon-Enduro unsere Tester mit glänzenden Augen, sorgte dann aber wieder für Fragezeichen in den Gesichtern der Test-Crew. Was das zu bedeuten hat, erfahrt ihr hier im Test.
Polygon Collosus N8
Kurz und bündig
- Vollcarbon-Rahmen
- für Enduro- und All Mountain-Einsätze
- ausgelegt auf 27,5″-Laufräder
- 160 mm Federweg (FS3 Federungssystem – virtueller Drehpunkt)
- kompakte und wendige Geometrie
- vier Größen: S, M, L, XL
- Gewicht: 3,14 kg (Rahmen in Gr. “M” – Herstellerangabe)
- Preis: 4.399 Euro (Komplettbike)
Was das Collosus N8 können soll
Obwohl Polygon seit 25 Jahren Fahrräder baut, war die indonesische Marke bis vor Kurzem hierzulande größtenteils unbekannt. Seit Jahren fertigt Polygon nicht mehr nur die eigenen Produkte, sondern auch im Auftrag zahlreicher anderer Hersteller. Über Zeit soll sich so ein Fertigungs-Know-how entwickelt haben, von dem nun auch die Highend-Produkte unter eigenem Namen profitieren sollen. Um international Fuß zu fassen, holte man sich das Hutchinson UR Team an Bord, um gemeinsam mit den Hannah-Geschwistern, Team-Manager Fabien Cousiné sowie den Enduro-Piolten Jamie Nickoll und Aurélien Giordanengo neue Modelle zu entwickeln. Aus dieser Zusammenarbeit sei auch das neue Enduro-Bike Collosus N8 entstanden. Ganz auf der Entwicklungsarbeit der Team-Fahrer möchte man dem Endverbraucher ein Race-Ready-Paket zu Füßen legen, mit dem sich Out-Of-The-Box EWS-Rennen gewinnen lassen sollen. Doch nicht nur Profis sollen mit dem Bike glücklich werden – gerade im alltäglichen All Mountain- und Enduro-Einsatz könne das Bike seine Stärken durch Wendigkeit, Vortriebsstärke und Komfort ausspielen, so die Aussage des Herstellers.
Die Theorie lässt hoffen: Bis auf die Umlenkhebel des sogenannten FS3 Federungssystems ist der gesamte Collosus Rahmen aus Carbon gefertigt. Die Monocoque-Bauweise des eigenständigen Rahmens sei neben dem Federungssystem das aufwendigste und Performance-entscheidendste Teil des Gesamtpakets. So habe man den Rahmen durch großzügige Dimensionierung der Lenkkopf-, Tretlager- und Unterrohr-Bereiche besonders lenkpräzise ausgelegt. Auch die Antriebssteifigkeit sei hoch, während man dem Hinterbau im Bereich der Sitzstreben bewusst viel Flex eingehaucht haben möchte. Dieser Flex soll dem Hinterrad ermöglichen, sich seinen Weg durch grobes Gelände zu suchen. Auch die Traktion am Hinterrad würde vor allem in Kurven von diesem Umstand profitieren. In der Theorie klingt das ganz gut.
Auch die Geometrie scheint vielversprechend: Ein 66,3° flacher Lenkwinkel verspricht in Kombination mit 27,5″ großen Laufrädern Laufruhe, während der 431 mm kurze Hinterbau schnelle Richtungswechsel ermöglichen soll, sofern man das Rad über das Heck fährt. Verwunderung ruft jedoch die Länge hervor. Gerade einmal 408 mm misst der Reach bei Rahmengröße 17″. Das kurze Heck und der ebenso kurze Hauptrahmen ergeben so einen Radstand von nur 1.145 mm. Die Geometrie des Bikes verspricht demnach Agilität, ob sich das mit den versprochenen Race-Qualitäten unter einen Hut bringen lässt, bleibt jedoch fraglich.


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Vorwort zum Test
Wie haben wir das Collosus getestet?
Wie immer startete der Test in gemäßigtem Terrain auf unseren “local trails” im Voralpenland. Anschließend entführten wir das Bike über einen längeren Zeitraum auf die alpinen Trails im italienischen Trentino, anschließend auf die garstigen Wege rund um den Gardasee und weiter an die von Sandstein geprägten Trails im Hinterland von Finale Ligure. Darüber hinaus musste sich das Bike zudem auf flowigen und gut präparierten Bikepark-Strecken, künstlich errichten Flow-Trails sowie auf harschen Wanderwegen in den heimischen Alpen beweisen.
Hier haben wir das Collosus getestet:
- Trentino: abwechslungsreiche und anspruchsvolle Singletrails
- Gardasee: schnelle steinige Singletrails und Karrenwege auf teils festem sowie losem Untergrund
- Finale Ligure: flowige Trails auf überwiegend festem von Sandstein geprägtem Untergrund
- Oberbayrisches Alpenvorland: flowige Wald- und Wiesentrails
- Tiroler Alpen: raue Trails auf festem steinigen Untergrund
- Bikepark Paganella: anspruchsvolle Abfahrten mit Wurzelteppichen und Steinfeldern durchsetzen Sektionen
- Bikepark Lenzerheide: top gebaute Bikepark-Strecken mit großzügigen Anliegern und Sprüngen
- und wie immer auf zahlreichen Local Trails etc.
Wer hat getestet?
Da uns die Rahmengröße (17″ = medium) des für den Test eingereichten Collosus N8 etwas stutzig machte, ging das Bike durch die Hände dreier verschieden großer TestfahrerInnen. Knapp zwei Monate lang wurde das Bike von den TesterInnen aufs Härteste auf die Probe gestellt. In unterschiedlichstem Terrain konnten wir dem Bike all seine Charakterzüge entlocken, um so ein klares Profil des idealen Einsatzzwecks zu erstellen. Um die geschilderten Eindrücke besser nachempfinden zu können, möchten wir euch auch dieses Mal ein Testerprofil präsentieren.
Testerprofil Tina:
- Körpergröße: 1,70 m
- Gewicht (fahrfertig): 68 kg
- Schrittlänge: 80,5 cm
- Armlänge: 59 cm
- Oberkörperlänge: 57 cm
- Fahrstil: zügig und mit einem guten Auge für schnelle und vor allem saubere Linien
- Was fährst du hauptsächlich: alpine Singletrail-Touren sowie in Bikeparks
- Vorlieben bezüglich des Fahrwerks: eher weich (Hinterbau weicher als Gabel), Zugstufe so schnell dass sie bestmögliche Traktion bietet
- Vorlieben bezüglich des Rahmens: gern etwas längere Hauptrahmen und verhältnismäßig kurze Hinterbauten, flache Lenkwinkel (das Bike muss mir Sicherheit vermitteln)
Testerprofil Markus:
- Körpergröße: 1,75 m
- Gewicht (fahrfertig): 76 kg
- Schrittlänge: wird nachgereicht
- Armlänge: wird nachgereicht
- Oberkörperlänge: wird nachgereicht
- Fahrstil: aktiv (viel Bewegung über dem Rad), nicht ganz so sauber, immer auf Flatpedals unterwegs
- Was fährst du hauptsächlich: Bikepark, Downhill, Enduro (Hometrails)
- Vorlieben bezüglich des Fahrwerks: progressiv, schnelle Zugstufe, LSC mittel bis weich, HSC mittel, Heck etwas weicher als Front
- Vorlieben bezüglich des Rahmens: ausgeglichene Gewichtsverteilung, mittlerweile finde ich längere Hauptrahmen (Reach) besser, Lenkwinkel Enduro <66° und <64° am DH-Bike
Testerprofil Maxi:
- Körpergröße: 1,81 m
- Gewicht (fahrfertig): 80 kg
- Schrittlänge: 88 cm
- Armlänge: 62 cm
- Oberkörperlänge: 59 cm
- Fahrstil: rustikal; aggressiv; schnell; ohne Rücksicht auf Verluste; immer auf der Suche nach der schnellsten Linie
- Was fährst du hauptsächlich: Singletails im Voralpenland mit dem XC-Bike; abfahrtsorientiertes Enduro; Downhill im Bikepark
- Vorlieben bezüglich des Fahrwerks: ca. 25 – 30 % SAG hinten, vorne straffer, Zugstufe allgemein sehr schnell, allgemein viel LSC, vorne gern mit viel Progression
- Vorlieben bezüglich des Rahmens: Abhängig vom Einsatzzweck: für den verspielten Einsatz = vorne lang, hinten kurz // für den Speed-orientierten Einsatz: hinten mittellang, vorne lang
Beispiel-Setup am Collosus
Mit diesem Setup fuhr Testredakteur Maxi das Collosus.
- Fox FloatX CTD Factory Dämpfer: 30 % SAG // Zugstufe 14 Klicks (ausgehend von offen)
- Fox Fox 34 CTD Remote Talas Gabel: 22 % SAG // Zugstufe 3 Klicks (ausgehend von offen)

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Aus dem Karton
Keine Frage, der erste Blick auf das Collosus ruft durchaus skeptische Blicke hervor. Die eigenwillige Rahmenkonstruktion entbehrt allen bekannten Formgebungen und stellt ein gänzlich eigenständiges Konstrukt dar. Ins Auge sticht vor allem der Sitzrohrbereich, der durch eine parallel zum Unterrohr verlaufende Verstrebung abgestützt wird. Auch die langen, bogenartig geformten Sitzstreben stechen heraus. Ohne Abstützung verlaufen sie vom Ausfallende bis in die Mitte des Rahmens, wo sie die obere Wippe anlenken. Das Federungssystem wirkt auf den ersten Blick ebenfalls recht komplex, ist vom Aufbau jedoch nicht umständlicher als andere VPP-Systeme und weist, wie beispielsweise auch ein Santa Cruz, nur vier gelagerte Achspunkte auf. Einen extra Lagerpunkt findet man jedoch zwischen Dämpfer und unterer Wippe, wo ein kurzer Link die beiden Bauteile verbindet.
Das Fahrwerk wird durch Federelemente aus dem Hause Fox komplettiert. An der Front arbeitet die aktuellste Version der 34 CTD Gabeln aus der Factory-Serie. Sie bietet 160 mm Federweg und lässt sich via Remote-Hebel in die drei verschiedenen CTD-Modi schalten. Der FS3-Hinterbau wird durch einen Float X CTD Dämpfer in Zaum gehalten. Fraglich ist, weshalb gerade die Gabel, nicht aber der Dämpfer mit einer Remote-Funktion versehen wurde.
In Sachen Antrieb und Verzögerung lässt Polygon keine Kritik aufkommen: Vom Schalthebel, über Umwerfer bis hin zur Bremse ist am Collosus eine komplette Shimano XT Gruppe verbaut. Anders als am nächsthöheren Modell N9 setzen die Indonesier am N8 nicht auf einem 1×11-Antrieb, sondern auf eine alltagsfreundlichere 2×10-Version. Die restliche Ausstattung besteht aus einem Spank Ozzy-Cockpit sowie Laufrädern aus der gleichnamigen Modellserie. In Sachen Bodenkontakt setzt Polygon auf Schwalbe Hans Dampf-Reifen, womit das Bike letzten Endes auf ein Gesamtgewicht von 14,6 kg kommt – kein Leichtgewicht.
Nach den ersten Ausfahrten nahmen wir einige Veränderungen an der Ausstattung vor. Das schmale und vor allem tiefe Cockpit musste einem breiteren Lenker mit deutlich mehr Rise weichen. Je nach Fahrer wählten wir auch kürzeren Vorbauten, um die Körperposition im Stehen der Fahrdynamik des Bikes entsprechend weiter nach hinten verlagern zu können. Auch die Reifen tauschten wir: Der 2,35″ breite Hans Dampf vom Vorderrad wanderte ans Hinterrad und ersetzte dort die schmalere 2,25″-Version. Am Vorderrad montierten wir einen Grip-starken Magic Mary.


In der Praxis
Im Uphill
Kurz, wirklich kurz – so der Eindruck unserer Tester beim ersten Aufsitzen. Zwar empfanden gerade unsere kleineren Tester die Sitzposition dank des flachen Sitzwinkels ganz in Ordnung, doch bereits Markus mit seinen 1,75 cm Körpergröße wie auch Maxi empfanden das Bike im Sitzen als sehr kurz, vom Gefühl im Stehen ganz zu schweigen. Leider hat der flache Sitzwinkel auch zur Folge, dass man recht weit über dem Hinterrad sitzt, was bei steilen Anstiegen das Körpergewicht nach hinten wandern lässt, wodurch das Heck weit mehr als nur im eingestellten SAG versackt. Die Folge: Bei Uphills muss der Oberkörper schon bei nicht all zu steilen Anstiegen bewusst nach vorn verlagert werden, um das Vorderrad am Boden zu halten.
Schade, denn die Performance, die das Fahrwerk und das Bike als solches im Uphill an den Tag legte, konnte unsere Tester bis auf genanntes Manko überzeugen. Der Hinterbau erwies sich durchaus antriebsneutral und ließ sich schon im Trail-Modus nahezu komplett ruhigstellen. Im Uphill auf dem Trail blieb er dennoch aktiv, was eine starke Traktion und somit effizientes Vorankommen bewirkte. Auch die Steifigkeit des Polygon passt, von übermäßigem Flex war beim Pedalieren wie auch im Wiegetritt nichts zu spüren. Weniger trainierte Fahrer sowie Langstrecken-Tourer dürften wohl von der angenehmen Übersetzungsbandbreite des 2-fach-Antriebs profitieren. Testerin Tina lobte diese nicht nur nach langen Uphills, sondern auch bei ausgedehnten Touren mit gemäßigter Topografie. Wäre da nicht das anfangs angesprochene Defizit durch die Sitzposition, so wäre das Polygon unter aktuellen Enduro-Bikes ein richtig starkes Bergaufgerät.

Auf gemütlichen Singletrails
Ging es in gemäßigtem Gelände auf und ab, so störten wir uns schnell am kurzen Hauptrahmen. Bei Sprints und anderen Fahrmanövern die eine aufrechte Fahrposition über dem Bike erfordern gerieten die Knie von Markus und Maxi schnell in Kontakt mit der Lenkzentrale. Nicht nur bei kurzen aber knackigen Gegenanstiegen ein Ärgernis, sondern auch nicht die besten Voraussetzungen für den Einsatz im Renngeschehen. Punkten konnte das Collosus hingegen in puncto Komfort: Bei moderater Fahrweise ließen sich auch gröbere Singletrail-Abschnitte angenehm im Sitzen überfahren. Je schneller man mit dem Polygon jedoch unterwegs ist, desto nervöser präsentierte sich uns das kompakte Bike. Bei hohen Geschwindigkeiten bedarf es eines aktiven Fahrstils sowie viel Nachdruck, um das Bike auf Spur zu halten.

In rauem Gelände bergab
Im schonungslosen Bergabtest präsentierte das Polygon dann seine zwei Gesichter: Während es uns auf den flowigen Trails rund um Finale Ligure (vor allem im Hinterland) mächtig Spaß brachte und durch sein agiles und wendiges Fahrverhalten punkten konnte, so war es auf rauen Alpintrails schwer zu kontrollieren. Es scheint als könne der Hinterbau die stumpfen Schläge des ausgewaschenen Sandsteinbodens – wie in Finale zu finden – gut verarbeiten, mit scharfen schnell Schlägen jedoch nicht so gut umgehen. Während wir das Bike auf flowigen Trails verspielt über das Heck fahren konnten, so mussten wir in grobem Gelände höchste Aufmerksamkeit und viel Kraft aufbringen, um das Rad auf Spur und unter Kontrolle zu halten. Fahrfehler verzieh das Bike kaum, vor allem nicht am Vorderrad. Um die unausgewogene Balance zwischen Front und Heck auszugleichen, mussten unsere Tester ununterbrochen ihre Körperhaltung zu variieren, was viel Kraft und letzten Endes Konzentration kostete.
Vor allem unsere “Ottonormal-Bikerin” Tina hatte damit am stärksten zu kämpfen. Ihr vermittelte das Polygon kaum Sicherheit. Besonders beklagte sie, unterbrochen gegen Unter- und Übersteuern ankämpfen zu müssen. Auch Markus hatte dieses Problem, vor allem mit zunehmendem Gefälle. Bei langsamer Fahrweise, z.b. auf verblockten technischen Trails, war er begeistert von der Agilität und der Leichtfüßigkeit, mit der sich das Bike über den Trail manövrieren ließ. Je schneller es jedoch in Richtung Tal ging, desto passiver wurde die Fahrposition, die wir weit nach hinten verlagert über dem Hinterrad einnehmen mussten.
Auf schnellen ruppigen Trails war der Hinterbau oft überfordert. Zwar war es dem Hinterrad möglich dem Untergrund gut zu folgen, wodurch größtenteils gute Traktion gewährleistet war, doch gingen viele Schläge geradewegs durch den Federweg und sorgten so für Unruhe am Heck. Bei größeren Schlägen verlor das Hinterrad schnell Bodenkontakt. Sofern sich der Hinterbau nicht im mittleren Federwegsbereich befand, wurden Schläge unangenehm an den Fahrer weitergeben. Das hat beispielsweise an Geländekanten zur Folge, dass man nach Abheben beider Räder und Schlägen durch erhöhte Hindernisse oftmals nach vorne geworfen wurde, weil das Hinterrad am Hindernis hängen zu blieben schien. Um all diese Gegebenheiten auszugleichen, bedarf es enorm viel Bewegung über dem Rad sowie Körperspannung, was – wie bereits mehrfach erwähnt – ziemlich viel Kraft kostet. Im Vergleich zu anderen Enduros ist es enorm anstrengend, mit dem Polygon hohe Geschwindigkeiten zu fahren – für ein Race-Bike denkbar schlechte Voraussetzungen.

In künstlichem Terrain
Es ist schon etwas überraschend, doch alle Tester waren sich einig, dass dieses angebliche Race-Enduro gerade auf flowigen und künstlich errichteten Strecken seine beste Leistung präsentierte. Beachtlich ist vor allem die Fahrdynamik des Collosus in Anliegern. Wie auf Schienen lässt sich das kurze Bike durch Steilkurven drücken und gegen Kurvenausgang deutlich an Schwung gewinnen. Mit einer guten Grip-Verteilung auf beiden Rädern vermittelt das Polygon bei solchen Fahrmanövern größte Sicherheit und Fahrspaß. Auch Wellen lassen sich bestens wegdrücken oder gar durchsurfen, was dank des kurzen Hinterbaus eine wahre Freude ist. Verlassen beide Räder den Boden, so lässt sich das Bike in der Luft in jede beliebige Richtung drehen und wenden, fast schon wie ein Slopestyle-Bike. Lediglich harte Landungen werden vom Hinterbau mit Durchschlägen quittiert.

Zusammengefasst
Während sich unsere Testfahrerin Tina, der die Größe des Polygon Testbikes eigentlich am besten passen sollte, auf dem Rad gänzlich unwohl fühlte, so gefiel das Collosus den anderen Testern mit anwachsender Körpergröße aber auch steigendem Fahrkönnen immer besser. Zwar berichtete auch Markus, der als überaus versierter Fahrer einzuschätzen ist, über deutliche Unsicherheit in grobem Gelände, zeigte sich aber gleichermaßen begeistert über das spritzige Fahrverhalten auf flowigen Trails oder gar auf gut präparierten Bikepark-Strecken. Maxi hingegen kam mit dem kurzen Polygon auch im Gelände gut zurecht, schilderte jedoch, mit dem Collosus lange nicht den eigenen Grenzbereich erreichen zu können. Verglichen mit den beiden anderen Testern fällte Maxi, trotz seiner Vorliebe für lange Bikes, das positivste Testfazit.
Für uns ergibt sich daher die Erkenntnis, dass das Polygon aufgrund seines kurzen Radstands, der wendigen Geometrie und der mittelprächtigen Leistung der Hinterbau-Dämpfer-Kombination je nach Einsatzzweck vor allem für versierte Fahrer zu empfehlen ist. Wer sich überwiegend auf anspruchsvollen Singletrails mit harschen Schlagabfolgen bewegt und dort gern das eigene Geschwindigkeitslimit austestet, der sollte ein sehr gutes Fahrkönnen sowie einen sehr präzisen Fahrstil mitbringen, um mit dem Polygon auch in grobem Gelände Spaß zu haben. Ideal ist das Bike hingegen für jeden der sich überwiegend auf gut präparierten Strecken sowie flowigen Trails mit weniger harschen Schlägen bewegt und mehr Wert auf verspielte Fahreinlagen als weniger auf Speed legt. Darüber hinaus bietet das Collosus auf entspannten Singletrail-Ausfahrten viel Komfort, was gerade Touren-Fahrern sehr entgegen kommen dürfte.
Fazit
Das Collosus N8 wie wir es im Test hatten polarisiert. Während die Tester es auf flowigen Strecken liebten, so fühlten sie sich damit in rauem Gelände unwohl. Letzten Endes kann genau so das Fazit ausgesprochen werden: Das Polygon dürfte jeden begeistern, der ein verspieltes und spritziges Rad sucht, mit dem es primär darum geht auf flowigen Trails eine Menge Spaß zu haben – Flugeinlagen und Bikepark-Besuche inbegriffen. Solange man seine Komfortzone nicht ausreizen möchte und saubere Linien zu sehen und treffen weiß, der kann den oben genannten Einsatzbereich mit dem Polygon ein gutes Stück ausweiten. Wer allerdings auf der Jagd nach Bestzeiten auf groben Singletrails ist und Trails auch gerne ohne Rücksicht auf die sauberste Linie durchfräst, der wird sich auf dem Polygon wohl schnell eingeschränkt fühlen. Alles in allem ein durchaus spaßiges Bike, solange es nicht richtig zur Sache geht.
Pro:
- sehr agiles und handliches Enduro
- vortriebsstark
- komfortabel
- sehr gute Ausstattug
Contra:
- nervös in rauem Gelände
- zu wenig satt bei harschen Schlägen
- starke Geräuschentwicklung (Kettenschlag)
- Knack-Geräusche zu hören
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Im Detail
Technische Daten
Hersteller: Polygon Bikes
Modell: Collosus N8 Komplettbike
Modelljahr: 2014
Federweg: 160 mm
Hinterbausystem: FS3 Federungssystem (Virtueller Drehpunkt
Testkategorie: Komplettbike, Full-Suspension
Einsatzbereich: Enduro (Allround bis Racing)
Laufradgröße: 27,5″
Federweg Gabel: 160 mm empfohlen
Material: Carbon
Dämpfereinbaulänge: 200 mm (57 mm Hub)
Steuerrohr: tapered, 44/56 mm
Innenlager: Press Fit
Kettenführungsaufnahme: ISCG 05
Umwerferaufnahme: ja
Sattelrohrdurchmesser: 31,6 mm
Bremssattelaufnahme: Postmount 160
Ausfallenden: 12 x 142 mm Steckachse
Austauschbares Schaltauge: ja
Verstellbare Geometrie: nein
Gewicht: 3,14 kg (Rahmen in Gr. “M” – Herstellerangabe)
Preis: 4.399 Euro (Komplettbike)
Unser Testbike
Rahmen: Polygon Collosus N8, MY 2014, Größe 17″ (medium)
Gabel: Fox 34 CTD Remote Talas FIT Factory Kashima (160 mm)
Dämpfer: Fox FloatX Factory Kashima (200 x 57 mm)
Steuersatz: Polygon Internal
Vorbau: Spank OZZY 2, 50 mm Länge
Lenker: Spank OZZY, 760 mm Breite
Sattel: Fizik Gobi XM
Sattelstütze: Rock Shox Reverb Stealth, 125 mm Hub, 420 mm Länge
Bremsen: Shimano XT, 180 mm Scheiben
Laufräder: Spank OZZY Evo 27,5″ TR
Reifen: Schwalbe Hans Dampf, 27,5″ x 2,35″ vorn, 27,5″ x 2,25″ hinten
Kurbeln: Shimano XT, 170 mm Länge, 2-fach, 38 – 24 Zähne
Antrieb: Shimano XT 2 x 10
Gewicht: 14,6 kg

Geometrie
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- Redaktion: Maxi Dickerhoff
- Testfahrer: Tina Lang, Markus Bihler, Maxi Dickerhoff
- Bilder: Anton Brey, Tom Bause, Maxi Dickerhoff
- Weitere Informationen: polygonbikes.com
- MTB-News.de
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