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Ride The Pros Bikes: Das leichte Cube Stereo von Nico Lau

Gerade einmal 24 Jahre jung und schon einer der schnellsten Piloten der EWS-Serie: Nico Lau. Der Cube Action Team-Fahrer spezialisierte sich bereits vor sieben Jahren auf den damals überwiegend nur in Frankreich vorzufindenden Enduro-Sport. Die frühe Entscheidung, Enduro-Fachmann werden zu wollen, macht sich heute bezahlt: solide in der Weltspitze verankert, landete Lau beim EWS-Stopp in Whistler auf Rang 2 und auch sonst lief die Saison gut für den Franzosen. Wir durften das Cube Stereo von Lau ebenfalls für die Serie “Ride the Pros Bikes” testen. 

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# Nico Lau - Erst 24 Jahre jung und schon einer der ganz schnellen Jungs

Das Bike

Bei einem Spezialisten für Enduro-Rennen, wie Nico es ist, war es nicht weiter verwunderlich, dass sein Bike für den EWS-Lauf in Whistler eine stark auf diesen Tourstopp angepasste Ausführung des Cube Stereo ist. Eigens für das Cube Action Team ließ Cube Sondermodelle des Stereo 160 Super HPC produzieren. Die Custom-Rahmen weisen oberhalb der unteren Dämpferaufnahme eine nach innen gewandte Wölbung im Unterrohr auf, was es möglich macht, an den Team-Bikes einen Fox Float X Dämpfer mit Ausgleichsbehälter zu fahren. Am Serien-Rahmen ist das nicht möglich.

Was an Laus Stereo zudem auffällt, ist die schiere Höhe der Front an diesem Bike. In Verbindung mit einer 180mm Version der Fox 36 stapeln sich noch etliche Spacer unter dem Vorbau. Nimmt man auf dem Bike Platz, ist man zuerst verwundert: Ich lande bei zirka 50% Sag am Heck und an der Gabel tut sich kaum etwas, was dafür sorgt, dass mir die Front noch höher vorkommt.

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# Das Team-Modell des Cube Stereo 160 Super HPC

Die Stage-Strecken in Whistler sind steil – extrem steil. Fast auf allen könnte man ein Downhillrennen nach deutschen Maßstäben austragen und etliche Fahrer hätten Probleme, in einem Stück mit dem DH-Bike hinunter zu kommen. Allerdings sind nicht alle Stopps der EWS in diesem Stil angelegt – aus diesem Grund hat Nico zwei Dämpfer in stark unterschiedlichen Setups für verschiedene Strecken parat, die er dann komplett in allen Stages fährt.

Als Hilfe bei der Abstimmung nutzt Nico ein Garmin-Gerät, um Geschwindigkeit und Gefälle um Strecke aufzuzeichnen. Die erfassten Daten werden nach der ersten Trainingsrunde auf den Steilabfahrten rund um Whistler fast schon überflüssig gewesen sein – so kam der Dämpfer mit der strafferen Abstimmung für die flachere Strecken und mehr Vortrieb nicht zum Einsatz. Hier griff er zum weitaus weicheren Setup um tiefer im Sag zu stehen, damit das Rad nach hinten kippt, um den Lenkwinkel abzuflachen und das Tretlager abzusenken. Begibt man sich mit dieser Disbalance in steiles Gelände, belastet man das Heck weniger und die Gabel mehr. Plötzlich ergibt alles Sinn und man schlägt nicht schon beim Aufsitzen am Ende des Federwegs an.

Gabel und Dämpfer haben eine komplett eigene Customabstimmung: So verfügt insbesondere die Gabel über mehr Highspeed-Druckstufe, um auf Bremswellen nicht zu stark nachzugeben. Dies hilft Nico, die Gabel weiter oben im leichter ansprechenden Federweg zu halten und so beim Schlag-Stakkato in Whistler nicht nach vorne gezogen zu werden. Im Vergleich: Jared Graves nutzt hier weniger Druckstufe, um mit diesen Streckenverhältnissen klar zu kommen. Als einziger Fahrer der vier getesteten Profi-Bikes fährt er noch zwei Kettenblätter am Bike – ohne Kettenführung. Der kleinste Gang hilft ihm, bei den langen Kletterpassagen seine Beine von den Stages besser zu erholen.

Zweifach an der Front bedeutet, zusammen mit einer Fox-Remote und mit zwei Hebeln für die Sattelstütze, einiges an Daumenarbeit. Doch damit nicht genug: an Nicos Lenker befindet sich noch eine zusätzliche Fernbedienung für den Float X Dämpfer. Neben den Unmengen an Kabeln brauchte ich auch fast mehr Eingewöhnung und Koordination als ich in den Testfahrten zusammeklauben konnte, um all die Möglichkeiten während der Fahrt sinnvoll zu nutzen. Erlaubt ist, was schnell macht – und Nicos zweiter Platz rechtfertigt so ziemlich jedes Kabel an seinem Lenker.

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# Mehr Knöpfe als an einem Playstation-Controller - Nico behält gerne alle Variablen vom Lenker aus unter Kontrolle.
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# Bremse, Shifter, Fernbedienung für Float X...
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# ...Bremse, Shifter, Dropper-Sattelstütze
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# Stark verkabelt - Zweifach, Lockout, Remote für die Sattelstütze. Nico Lau behält an seinem Cube Stereo den Überblick.
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# Höhe bringt Sicherheit auf den steilen Strecken in Whistler
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# Hitzebeständig - der Float X ist wärmestabiler als ein regulärer Float

Bike-Hauptmerkmale

  • Nico: 76kg / 175cm
  • Standardgeometrie Cube Stereo: 18 Zoll/medium
  • Lenkwinkel: 66,5°
  • Kettenstrebe: 441,5 mm
  • Reach: 423 mm
  • Tretlagerhöhe: 351 mm
  • Radstand: 1170 mm
  • Vorbaulänge: 50 mm
  • Lenkerbreite: 750 mm
  • Bereifung: Magic Mary vorne / Hans Dampf hinten

Fahrwerk-Setup

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# Setupinformationen - Auf diesen Notizen werden alle Änderungen vermerkt.

Fahreindruck

Was sich beim ersten Aufsteigen als sehr spezielles Setup anfühlte, begann ähnlich wie bei François’ BMC in dem Moment zu funktionieren, als das Terrain steiler wurde. Mein Schwerpunkt lag mehr auf der Gabel und das Heck wurde entlastet, wodurch es sich aus dem Sag hob. Die kleinere Rahmengröße am Cube (im Vergleich zum BMC) und die 15cm mehr Körpergröße gegenüber Nico halfen mir, zusätzlich eine Körperposition einzunehmen, die das Bike richtig zum Leben erweckte. Wurde der Trail flacher, forderte das Rad eine aktive Gewichtsverlagerung, da es gerne nach hinten “klappte” und der Dämpfer dies mit starkem Eintauchen quittierte, was meine Position ungünstig beeinflusste. Hier half nur eines: Bremse auf und Geschwindigkeitserhöhung, damit ich wieder in eine attackierende Position kam.

Wie verhielten sich die zwei Kettenblätter ohne untere Führung? Nico tritt bei jedem Richtungswechsel, wo er die Pedalposition anpassen muss, ausschließlich nach vorne – das bedeutet dauerhaften Vortrieb, zudem sortiert sich so eine eventuell heruntergerutschte Kette wieder. Ich trat teilweise nach hinten und verlor die Kette dadurch in schlagintensiven Passagen. Wer jemals die Gelegenheit hatte, auf einem Ironhorse Sunday in der Teamgeometrie zu fahren, würde sich auf dem Cube zu Hause fühlen. Das ist zwar einige Jahre her und Downhill-Geometrien haben sich radikal verändert, aber das Cube von Nico in seiner speziellen Abstimmung mit 180er Gabel und hoher Front fühlte sich verdammt ähnlich an. Ich stand hinter der Front, unbeeindruckt von dem, was da vor mir auf der Strecke kommen mochte.

Fazit

Ich bewege mich mit Sicherheit nicht annähernd in den Regionen von Fahrkönnen und Fahrradkontrolle wie Nico Lau und so ist es nicht verwunderlich, dass seine Vorlieben und seine Abstimmung in den Geschwindigkeitsbereichen zu funktionieren beginnen, in denen meine Komfortzone schon lange zuende ist. Das Rad war in seiner Abstimmung eine Spezialwaffe für eine ganz bestimmte Anwendung: Bergab auf Downhillpisten ohne Downhillbike – aber mit einem Enduro, das sich so anfühlt wie ein Downhillbike. Das Setup ermöglichte mit der hohen Front und dem weichen Heck ein gänzlich anderes Geometriegefühl: Es ließ mich steile Passagen mit einem unfassbaren Gefühl an Sicherheit attackieren. “Was soll schon passieren? Ich stehe aufrecht hinter meiner Gabel, die immer noch reichlich Federweg übrig hat!” Die Möglichkeit, ein Bike so stark in seiner Charakteristik zu verändern, macht Nicos Aufbau ziemlich einzigartig und zeigt, wie vielseitig die Anforderungen der EWS an seine Rennfahrer sind.

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# Nico Lau überzeugt mit einem außerordentlich präzisen Fahrstil.
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Der Beitrag Ride The Pros Bikes: Das leichte Cube Stereo von Nico Lau ist auf MTB-News.de erschienen.


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