
Systemlaufräder wie der DT Swiss EX 1501 Spline ONE haben einen zweifelhaften Ruf: Während die Hersteller damit werben, im perfekt abgestimmten Komponentensystem niedrigeres Gewicht, höhere Steifigkeit und oder bessere Haltbarkeit bieten zu können, macht sich der Kunde Gedanken um Wartung- und Reparatur sowie die Kompatibilität zu neuen Standards. Wie der aktuelle Stand bei den Laufrädern aussieht, haben wir beim Test des DT Swiss EX 1501 Spline ONE Laufradsatzes erfahren.
DT Swiss EX 1501 Spline ONE
Technische Daten
DT Swiss EX 1501 Spline ONE | |
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Modelljahr | 2014 |
Kategorie | Laufradsatz |
Einsatzbereich | All-Mountain, Enduro |
Laufradgröße | 26″, 27,5″, 29″ |
Gewicht (vorne/hinten) | 1.711 g (797 / 914) |
Farbe | schwarz / silber |
Adapter auf andere Einbaubreiten / Achsdurchmesser | VR: 15 mm Steckachse, 5 mm Schnellspanner (beide Lieferumfang), 9 mm Achse | HR: 5 x, 10 x , 12x x 135 mm, 12 x 142 mm |
Preis | 868 € UVP, Straßenpreis ca. 649 € |
Felgenbreite mm(außen/innen) | 30 / 25 |
Speichen | 28 |
Material Felge | Aluminium, hart eloxiert |
Material Naben/Freilaufkörper | Aluminium |
Rasterung Freilaufkörper | Zahnscheiben, 36 Zähne (10° Einrastwinkel) |
XD-Freilaufkörper verfügbar | ja |
Tubeless Ready | ja (Felgenband und Ventile im Lieferumfang enthalten) |
Ventilloch | 6,5 mm Presta / SV |
Speichen | DT competition |
Einspeichung | straight pull, 3-fach gekreuzt |
Nippel | DT Swiss Squorx Alu |
In der Hand
DT Swiss hat sich für sehr gute Systemlaufräder einen Namen gemacht – insbesondere im Bezug auf haltbare Naben und eine sehr hohe Einspeichungsqualität. Nur für breite Felgen sind die Schweizer nie so richtig bekannt gewesen und die breiten, die verfügbar sind, sind nicht unbedingt standhaft gegen Dellen gewesen. Der anhaltende Trend zum „Enduro“ hat in den letzten beiden Jahren jedoch erhöhte Anforderungen an den Laufradsatz gestellt, so dass man bei DT Swiss eine ordentliche Schippe nachgelegt hat. Ein für 2014 neu vorgestellter Laufradsatz in der Spline ONE-Serie (XR, XM und EX) ist der DT Swiss EX 1501 Spline One gewesen, der 25 mm Innenbreite bietet und in allen drei Laufradgrößen verfügbar ist. Das Wichtigste jedoch: vom Hersteller werden trotz der Breite schmale 1.720 g (27,5“) für das Paar angegeben. Unsere Wage bestätigt: 1.711 g sind für ein solches Laufrad definitiv nicht schlecht. Doch was kann der Laufradsatz auf dem Trail leisten? In der Enduro World Series wird das Laufrad unter anderem von Nico Lau gefahren, doch wie schlägt er sich im Test bei einem ganz normalen Mountainbiker?

Aufbau
Naben, Speichen, Nippel und Felgen – theoretisch braucht es nicht mehr, um ein Laufrad zu bauen. DT Swiss kombiniert diese vier beim Spline ONE in erstaunlich gewöhnlicher Art und Weise (zumindest äußerlich). Die Felgen sind geschweißt, schwarz hart-anodisiert und aus einer Aluminium-Legierung gefertigt, die trotz niedrigen Gewichts eine gute Haltbarkeit bieten soll. Um das zu erreichen, wird das an sich dünnwandige Profil von speziellen, ellipsenförmigen Stahlplättchen unterstützt, die die Nippel aufnehmen. Das soll nicht nur leichter sein, sondern auch günstiger in der Fertigung und nebenbei höher belastbar. In der Breite misst die EX 1501-Felge 25 mm (innen, 30 mm außen), womit DT endlich eine breite und leichte Felge im Programm führt.



Neue Wege geht DT Swiss auch bei der Fertigung der Naben. Anstatt aus einem Aluminiumblock spanend gefertigt zu werden, fügt man bei den Schweizern zwei geschmiedete Hälften zusammen, so dass daraus eine schlanke, leichte und günstige Nabe entsteht. Insgesamt unterscheiden sich die Spline ONE Naben so optisch stark von den meisten konventionellen Naben, die wesentlich großvolumiger ausfallen. Keine Änderungen gibt es hingegen beim Freilaufkörper. Wie gewohnt sorgen zwei Zahnscheiben mit 36 Zähnen für die Kraftübertragung, die in einem Winkel von 10° einrasten. Das ist erheblicher feiner als die früheren 20° (18 Zähne), aber noch immer gröber als viele andere Systeme am Markt. Nach Auskunft von DT Swiss wird es dabei auch weiterhin bleiben – der Vorteil sei die ausgesprochen gute Haltbarkeit und Wartungsfreiheit des Systems.




Im Bezug auf die Speichen ist das ebenfalls fast alles beim Alten: Gerade Speichen werden mit von außen standardmäßig vierkantigen Nippeln eingespannt. Doch auch hier optimiert DT Swiss die Fertigung und installiert sogenannte Square Torx Nippel (Squorx), die von innen über eine umgekehrte Torx-Aufnahme verfügen. Das vereinfacht die Montage, doch für den Endkunden bleibt endlich von Außen das Nachzentrieren so einfach, wie es immer gewesen ist. Vorbau die Zeit der Torx-Nippel, die spezielle Werkzeuge erfordern.
Vom Gesamteindruck her zeigt sich der EX 1501 Spline ONE nach dem Auspacken somit sehr durchdacht – doch insbesondere auch stark auf niedrige Fertigungskosten optimiert. Vor diesem Hintergrund erscheint der Preis von 869,- € (UVP) relativ hoch – doch die Preise bei den größeren Online-Händlern sind seit Markteinführung gefallen, so dass dieser Kritikpunkt ein wenig in den Hintergrund rückt.
Kompatibilität
Wer so viel Geld für einen Laufradsatz ausgibt, der erhofft sich auch eine entsprechende Flexibilität. Von Haus aus liefert DT Swiss den EX 1501 Spline ONE mit zwei Optionen für Vorder- und Hinterrad: 15 mm Steckachse oder 5 mm Schnellspanner und 5 x 135 mm oder 12 x 142 mm. Doch das ist nicht alles: Gegen Aufpreis gibt es am Vorderrad eine 9 x 100 mm Achse; am Hinterrad gibt es die Option auf eine 10 oder 12 mm Steckachse mit den üblichen 135 mm Einbaubreite. Damit ist der Laufradsatz für die gängigen Standards gerüstet; eine 20 mm Option am Vorderrad wird nicht angeboten und ist aufgrund des schlanken Nabenkörpers auch nicht möglich.



Reifenmontage / Tubeless-Eignung
Im Gegensatz zu älteren DT Swiss Modellen aus der Tricon-Serie sind die Felgen der Spline ONE Laufräder nicht mit einem geschlossenen Felgenbett ausgestattet, so dass sie über ein Felgenband für den Tubeless-Aufbau vorbereitet werden müssen. Praktischerweise ist das inklusive Ventilen direkt im Lieferumfang enthalten, so dass unmittelbar beim Auspacken auf schlauchlos umgerüstet werden kann.
Denkbar einfach auch die Montage der Reifen: Hier haben wir sowohl mit dem Maxxis High Roller II / Minion DHR II oder auch dem Continental Trailking keine Probleme gehabt. Das Beste ist jedoch gewesen, dass sich die Reifen schlauchlos mit der Handpumpe haben aufpumpen lassen. Hier hat sich offensichtlich sowohl bei den Reifen als auch bei den Felgen einiges getan.


Auf dem Trail
Für den Praxistest haben wir den Spline ONE fast ein Jahr lang über die verschiedensten Trails gescheucht und dabei sowohl im Hardtail wie auch im Fully ausprobiert. Für den Test mussten hier das Test-ICB sowie das vor Kurzem getestete 2Souls Cycles 41.5 EVO Hardtail herhalten.




Beschleunigung
Los geht es auf die ersten Testfahrten und der erste Eindruck, den man mitnimmt, ist stets die gefühlte „Spritzigkeit“ der Laufräder. Wie leicht lässt sich das Bike beschleunigen und wie agil fühlt es sich an? Mit einem Gesamtgewicht von 1.711 g ist der DT Swiss EX 1501 Spline ONE definitiv nicht der leichteste Laufradsatz im Enduro-Segment, doch das Beschleunigungsvermögen ist immer noch einwandfrei. In Anbetracht dessen, dass man immerhin eine 25 mm-Felge zur Verfügung hat auf der die Reifen angenehm breit unterstützt werden und die mit niedrigerem Luftdruck gefahren werden können, ist das Beschleunigungsvermögen insgesamt überzeugend. So sind auch lange Anstiege in den Alpen kein Problem und der im Gegensatz zu den alten DT 240 Naben halbierte Einrastwinkel des Freilaufkörpers (10° statt 20° dank 36 Zähnen auf den Sperrklinken) macht sich positiv bemerkbar. Nur in technischen Uphills würden wir uns eine noch feinere Verzahnung wünschen, um noch unmittelbarer die Kraftübertragung herstellen zu können.

Steifigkeit
Nach einigen ruppigen und wurzeligen Abfahrten können dann auch deutlich bessere Aussagen zum Thema Steifigkeit gemacht werden. Hier zeigt sich, dass der Laufradsatz im direkten Vergleich zum parallel gefahrenen Carbon-Laufradsatz Number3 ar30 spürbar weniger steif ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass das negativ wäre. Insbesondere über Wurzelteppiche lässt es sich mit dem „weicheren“ Aluminium-Laufrad deutlich leichter pedalieren, da das Rad die seitlich einwirkenden Kräfte besser dämpft und so weniger Kraft erfordert. In schnell gefahrenen Kurven und beim Klettern durch technisches, verblocktes Gelände, wo sich fehlende Steifigkeit besonders negativ spürbar machen würde, wissen die EX 1501 Spline ONE Laufräder voll zu überzeugen. Damit steht fest: es fehlt hier nicht an Steifigkeit. Sie sind zwar nicht so steif wie ein Carbon-Laufrad, doch das ist am Ende des Tages Geschmacksache und einige Fahrerinnen und Fahrer werden sich mit dem etwas leichter zu fahrenden Aluminium-Laufrad wohler fühlen.


Haltbarkeit
Kann ein doch relativ leichtes Laufrad auch im groben Einsatz bestehen? Mit fahrbereiten 70 kg und einem eher weichen Fahrstil bin ich nicht der prädestinierte Testfahrer, um Komponenten zu zerstören. Doch nach gut einem Jahr hatte meine alte DT Swiss 5.1 Felge einige tiefe Dellen gezeigt, die auf das damalige Konstruktionsprinzip von DT zurückzuführen gewesen sind: Lieber eine Delle als einen Snakebite. Was für einen Rennfahrer Sinn macht und im Zweifelsfall das Rennen entscheiden kann, ist für den Privatmann ein teures Unterfangen – insbesondere bei Systemlaufrädern.
Bei den neuen Felgen fährt DT Swiss offenbar mit deutlich haltbareren Legierungen, denn die Dellen-Problematik zeigt sich deutlich reduziert. Und auch bei der Wartungsfreundlichkeit sind Verbesserungen gemacht worden: So bietet DT Swiss Ersatzspeichen-Kits mit zwei Speichen von jeder verbauten Länge inklusive Nippeln für 8,90€ an. Wer die Felge austauschen möchte, wird mit 84,90€ zur Kasse gebeten – wobei hier individuell mit dem Service Center abgesprochen werden muss, ob die Arbeit selbst vorgenommen wird oder gegen Aufpreis und mit eventuell neuen Speichen bei DT gearbeitet wird.
In unserem Test sind keine derartigen Services fällig gewesen. So zeigt sich auch nach dem Test noch eine gleichmäßig hohe Speichenspannung ohne lose Speichen – die DT Nippel halten, was sie versprechen. Ähnlich verhält es sich mit der Felge, die zwar eine leichte Delle (fühlbar aber kaum sichtbar) mitgenommen hat, aber abgesehen davon noch perfekt rund und gerade läuft. DT Swiss Felgen die ständig verdellen und somit regelmäßig getauscht werden müssen? Nicht nur Aaron Gwin hat mit seiner legendären Abfahrt in Leogang gezeigt, dass sich hier offensichtlich etwas getan hat – unser Testlaufradsatz zeigt ebenfalls die deutlich verbesserte Haltbarkeit.
DT Swiss EX 1501- unser Fazit
Was sich in der Enduro World Series bewährt, kann für den Privatanwender nicht schlecht sein? Dieser Gedanke kann trügerisch sein, doch der DT Swiss EX 1501 Spline ONE Laufradsatz kann in unserem Test über ein Jahr hinweg voll überzeugen. So gibt es zwar leichtere Laufräder, doch mit 25 mm Felgeninnenbreite, einfachem Tubeless-Aufbau und sehr hochwertiger Verarbeitung hinterlässt der EX 1501 einen runden Gesamteindruck. Schön ist, dass das Ratchet System nun doppelt so fein einrastet und endlich wieder ein normaler Nippelspanner angewendet werden kann – trotz Systemlaufrad.
Stärken
- sehr ausgewogene Gesamteigenschaften
- einfacher Tubeless-Aufbau
- niedriges Gewicht trotz breiter, robuster Felge
Schwächen
- hoher Preis (UVP)
- keine 20 mm-Option am Vorderrad
- Rasterung Freilauf könnte noch feiner sein (das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau)
Weitere Informationen
DT Swiss Homepage
Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2014
Fotos: Tobias Stahl, Maxi Dickerhoff, Johannes Herden
Der Beitrag Test: DT Swiss EX 1501 Spline ONE Laufradsatz ist auf MTB-News.de erschienen.