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Nicolai ION 15 im Test: ein Twentyniner auf Steroiden

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Nicolai ION 15-1

Nachdem wir bereits das brandneue Nicolai Helius AC 650B in einem Exklusivtest unter die Lupe nahmen (Link zum Testbericht), folgt nun der Testbericht des 29″-Enduros ION 15, das wir bereits seit Mitte der Saison im Test haben. Moment: 29″, Enduro und gleich 145mm Federweg? Mehrfach sorgten die großen Laufräder im optisch komplett durchgestylten ION 15 für Verwunderung und gar für Skepsis – ein 29er sei nicht für diese Spielart von Mountainbike gedacht, generell hielten doch die Laufräder in der Größe gar nix aus, und – wie sieht das überhaupt aus mit diesen riesigen Felgen?

Im Laufe der Saison wandelten sich die Meinungen unserer Mitfahrer nach und nach, was nicht zuletzt auch an den beiden 29er-Profi-Bikes der EWS lag, die Jens sorgenfrei und mehrheitlich begeistert durch den Bikepark Whistler zimmerte (Justin Leovs Trek Remedy 29 & Francois Bailly-Mâitres BMC). Dass das Nicolai ION 15 dennoch polarisiert, liegt am Datenblatt: Als praktisch auf 29″ aufgebohrte Version des ION 16 verfügt das Bike über für Twentyniner-Verhältnisse brachiale 145mm Federweg, einem bis zu 67° flachen Lenkwinkel und macht damit direkt klar, dass es nicht (nur) für die entspannte Hausrunde gebaut ist, sondern für die Abfahrt bereit ist. Aber sowas von bereit!

Nicolai ION 15
# Nicolai ION 15

Nicolai ION 15 – Erster Eindruck

Kurz und bündig

  • Nicolai ION 15 Rahmen, 29″
  • kurzes Heck: 440mm Kettenstrebenlänge
  • Federweg vorne: 150-160mm
  • Federweg hinten: 145mm
  • Zerostack 44/56
  • ISCG05 Aufnahme
  • 142x12mm Achse
  • Mit Flipchip verstellbare Geometrie: High (67.5°/75°) & Low (67°/74.5°)
  • Rahmengewicht: 3.35kg in Größe M
  • Gesamtgewicht: 14,x KG
  • Preis: 2199 € (Rahmen), 2599 € (Rahmen & Dämpfer)

Nicolai-Entwickler Marcel umriss kurz, warum es das ION 15 überhaupt gibt: Nachdem man mit einer 29″-Version auf Plattform des Helius AC experimentierte, fand man mit dem ION 16 noch eine bessere Basis für ein abfahrtsbereites 29er mit einem ordentlichen Plus an Federweg – so entstand ein Produkt, das gleichermaßen von vielen Kunden gewünscht, wie von den Nicolai-Fahrern selbst forciert wurde. Mit 145mm reizte man das ION 15 federwegs-technisch maximal aus, spendierte ihm 440 mm Kettenstreben, eine Geometrie die Bergab genug Sicherheit vermittelt und schickte es nach einem Ausflug ins Extra Love-Eloxalbad zu uns auf die Reise.

Extra Love am Testbike: Lila eloxierte Umlenkwippe und Aufnahme am Monarch Plus
# Extra Love am Testbike: Lila eloxierte Umlenkwippe und Aufnahme am Monarch Plus
Farblich passend
# Farblich passend - Chromag Fubars OSX Lenker - gefrästes N am Steuerrohr
ION
# ION - Das Gusset am Sitzrohr macht nochmal klar, wie die Modellreihe heißt

Nicolai und Hope ist seit jeher eine Traum-Kombination, wenn es um CNC-Frästräume geht: Wippe, Bremsen, Vorbau, Yoke und Co ergänzen sich in Symbiose am ION 15 optimal, auch farbtechnisch hat Nicolai nichts dem Zufall überlassen. Rohe Maschinenbau-Optik wurde mit dezenten Farbtupfern in elox-lila versehen; Hope sorgt mit Vorbau und Bremsen in schwarz für eine elegante Front, die mit einem ebenfalls eloxal-lilafarbenen, 780mm breiten Chromag-Lenker komplettiert wird. Generell entspricht der Aufbau einer abfahrtsbereiten Maschine: Die Maxxis Minion DHF/Ardent-Reifenkombination ist auf dem forumskonformen Hope Pro Evo II/ZTR Flow-Laufradsatz aufgezogen; Rock Shox Reverb und X01-Schaltung fügen sich schwarz-unauffällig in den Aufbau ein, auch die Federelemente stammen mit der Rock Shox Pike und dem Monarch Plus RCT3 aus dem Hause SRAM. Sattel und Griffe steuert Ergon bei.

Verstärkung
# Verstärkung - Auch das Gusset am Steuerrohr ist fein gefräst
Maschinenbau
# Maschinenbau - Rustikale und bocksteife Vierkantrohre am Hinterbau, 142x12mm Hinterachse

Was im allerersten Moment sehr groß, ja fast schon stelzig aussieht, ändert sich beim Aufsatteln auf das ION 15: Die 440mm Kettenstreben machen das Bike zu einer für 29er-Verhältnisse wendigen Maschine und ich bin verwundert, wie leicht sich das Rad nicht nur auf das Hinterrad, sondern auch in den Bunnyhop ziehen lässt. Ja, die Wendigkeit ist zwar nicht die eines 26″-Bikes, aber soll der Parkplatz vor dem Bauernhof in Lübbrechtsen wirklich der Maßstab sein? Eben. Ab ins Gelände…

Wendig kann so ein 29er ja sein von FreesoulMehr Mountainbike-Videos

Auch bei Nicolai beliebt
# Auch bei Nicolai beliebt - ZTR Flow EX-Felgen und Naben von Hope

Wer hat getestet?

Ein Nicolai ist stabil, ein Nicolai erfordert auch einfach mal einen schweren Fahrer. Ich (Hannes) wiege fahrbereit 108 Kg  bei einer Körpergröße von 1.93 m. Mein Fahrstil ist allein aus Gewichts- und damit einhergehenden Materialgründen weniger brachial, dafür flüssig und schnell – gerne durchsetzt von Flug- und Sprungeinlagen an jeder Wurzel und jedem Wallride, der sich bietet. Drops, Manuals, Whips? Gerne!

Uphill

Über 14 Kilo. 14 Kilo. 14… eine Zahl dreht sich auf dem Weg zum Trail stetig in meinem Kopf. Das Gesamtgewicht ist für eine 29er Enduro-Maschine in heutigen Zeiten auf dem Papier nicht bleischwer, aber auch nicht extrem leicht. Den Preis für den leichtesten Rahmen hat Nicolai allerdings auch noch nie auf Biegen und Brechen gewollt – man weiß in Lübbrechtsen, welche Faktoren an einem Rahmen wichtiger sind: Funktion, Performance, Haltbarkeit, optimale Geometrie und Steifigkeit.

Die Sitzposition ist entspannt und mit dem kurzen Vorbau nimmt man eine zentrale Position auf dem Bike ein. Es geht bergauf. Meter für Meter schwinden meine Zweifel, was die Zahlen auf dem Papier angeht. Einmal angetreten, hält das ION 15 die Geschwindigkeit mühelos und kraftsparend berghoch und spielt die bekannten Vorteile der großen Laufräder aus: Wo mein 26″-Kollege lieber das Vorderrad hochhebt oder durch eine Rinne rauscht, walzt mein Vorderrad ohne viel Geschwindigkeitsverlust durch. Wird es technischer und steiler, kann ich das Rad mit zwei, drei Pedalumdrehungen noch da hochwuchten, wo mit 26″ definitiv früher Schluss ist. Kurzum: Die Zahl in meinem Kopf wird durch das Fahrverhalten immer weiter ausradiert, nur für längere, kräftezehrende Forst-und Asphaltstraßen-Uphills verbleibt ein ganz dünner Rest.

Glattgebürstete Trails in Pod Smrkem
# Glattgebürstete Trails in Pod Smrkem

Das Fahrwerk ist dabei aktiv, aber wohltuend zurückhaltend. Das ION 15 generiert mit offenem Dämpfer und in der Low-Position auch bei rumpeligen Uphills ausreichend Grip, eine mittlere Einstellung im Monarch Plus macht das Heck noch ein Stück kletterfreudiger. Die geschlossene Einstellung benötigt man bergauf kaum. Auf den Mittelgebirgskämmen, die wir zusammen mit dem ICB-Team diverse Male abfuhren, gerät das Bike bergauf allerdings teilweise an seine Grenzen: Engen, technischen und mit Wurzeln gespickten Uphill-Kurven muss das ION 15 angesichts der verminderten Wendigkeit der Laufräder in Kombination mit dem breiten Lenker letzten Endes seinen Tribut zollen.

Trail

Mit Dampf durch den Wallride in Rabenberg
# Mit Dampf durch den Wallride in Rabenberg

Vollgas-Trails mit Kurven, Anliegern und Sprüngen, die sich dauerhaft durch den Wald ziehen und dauerhaften Flow versprechen: So sollte ein Trail in der Ebene sein, und auf ebenjene Trails entführten wir unser raw-violettes Testrad. Nichts lag da näher, als das Bike in den Osten der Bundesrepublik und weiter zu chauffieren – das Trailcenter Rabenberg und Singltrek pod Smrkem in Tschechien mussten sich als 29er Testgebiet beweisen. Zwar behaupteten die nassen Füße etwas anderes, aber die glitschig-feuchten Verhältnisse bei 3° mit einem ordentlichen Schuss Regen sollten die perfekten Testverhältnisse in Rabenberg darstellen.

Rabenberg unter Wasser von ThomasMehr Mountainbike-Videos

Ausgewaschener Anlieger in Rabenberg
# Ausgewaschener Anlieger in Rabenberg
Wenig Flow, aber viel Spaß: Rollercoaster in Rabenberg
# Wenig Flow, aber viel Spaß: Rollercoaster in Rabenberg

Viele Wurzeln, überspülte Trails und wadentiefe Pfützen: Mit diesen Bedingungen hatte das ION 15 in Rabenberg zu kämpfen. Ein Gefühlschaos: Einerseits spulen die Laufräder solide durch die teils morastigen Trails, teilweise vermisst man den schnellen Antritt nach allzu rutschigen und langsamen Kurven. Werden die Kurven allerdings länger und die Trails etwas offener, drängt das Nicolai auf Gas geben: Einmal am Rollen, wird es enorm schnell und bleibt trotzdem kontrolliert. Der gut ansprechende und gegen Ende ordentlich progressive Hinterbau generiert zusammen mit den großen Laufrädern einen enormen Grip in Kurven, was einen nach kurzer Eingewöhnungszeit immer mutiger in Kurven hineinlenken lässt.

Dreamtrails: preview Singltrek pod Smrkem auf dem Nicolai ION 15 von FreesoulMehr Mountainbike-Videos

Für ein 29er wirklich ungewöhnlich ist das schon angesprochene Handling, was Springen und Vorderrad-Hochziehen angeht: Durch die moderat kurzen Kettenstreben lässt sich das ION 15 willig an jeder Wurzel oder jedem kleinen Felsen abziehen, lange Pfützen werden problemlos auf dem Hinterrad durchsurft – oder mit einem Bunnyhop übersprungen. Wir fahren das Rad mit 30 % Sag, was sich auf den meisten Trails als optimal erweist.

Stylen in Pod Smrkem
# Stylen in Pod Smrkem
Manualen leicht gemacht
# Manualen leicht gemacht - dank 440 mm Kettenstreben kein Problem

Im Singletrail-Paradies Singltrek pod Smrkem hatte ich die Befürchtung, das Bike könnte für die perfekt glattgefegten Trails Tschechiens etwas zuviel sein; denn die Highspeed-Pfade wären, um bei der Nicolai-Modellpalette zu bleiben, eher Argon-Hardtail-Gebiet. Doch schon nach wenigen Metern können wir Entwarnung geben: Höchstens beim Antritt sind kleinere Laufräder im Vorteil und auch bei Zwischenspurts kommt man mit 26″ oder 650b schlichtweg ein Stück schneller weg. Den Gegenschlag verpasst der 29er den Rädern der restlichen Crew in den schnellen Pumptrack-Sektionen: Das Rad “lädt” sich in Wellen förmlich auf und bleibt länger auf einer Geschwindigkeit – frei nach Motto “wenn´s rollt, dann rollt´s”.

Downhill

Nach hoch kommt runter: so und nicht anders trifft das auch auf unsere lokalen Trails zu. Technisch nicht extrem fordernd, muss man es auf unserer Hausrunde in vielen Highspeed-Passagen einfach laufen lassen. Gerade in langen Kurven erfordert es auf den Trails durchaus Mut, 60 km/h und schneller zu fahren. Durch die großen Laufräder und den breiten Lenker sorgt das ION 15 hier für eine enorme, bügelnde Sicherheit, sodass man viele Stücke praktisch ohne Bremsbetätigung durchrauschen kann, die Minion/Ardent-Kombination kündigt ein Ausbrechen frühzeitig an und ermöglicht dem Fahrer zeitnah zu reagieren. Auf einem weiteren Hometrail, auf dem sich Steilstufen und schnelle Passagen abwechseln, bietet sich ein ähnliches Bild: Sobald es steiler und schneller wird, funktioniert das ION am besten. Bei tiefen Kompressionen und anschließendem Herausbeschleunigen weniger – es bleibt immer noch ein 29er.

29er? Bisse verrückt, kannste doch keine Trails mit fahren von FreesoulMehr Mountainbike-Videos

Anderer Monat, anderes Testgelände: Zum Abschluss der Saison entführten wir das ION 15 in den Bikepark Winterberg (siehe auch unseren Spotcheck aus dem Frühjahr), um einerseits das Fahrwerk noch etwas härter auf die Probe zu stellen und andererseits auch mal die Hope-Bremsen etwas anspruchsvoller zum Glühen zu bringen. Welpenschutz erhielten die 29er Laufräder nicht: Ebenso, wie wir kleinere Laufräder durch den Park jagen, behandelten wir auch den 29er Laufradsatz. Auf der neuen und ziemlich schnellen Freeride-Strecke steuert sich das Bike wie auf Schienen; das ION 15 liebt lange Kurven und weite Sprünge.

Kleine Whips sind mit dem 29er kein Problem
# Kleine Whips sind mit dem 29er kein Problem
Nass und glitschig auf dem Singletrail - dem ION ist es recht egal
# Nass und glitschig auf dem Singletrail - dem ION ist es recht egal

Einen Vorsprung fahren kleinere Laufräder aber insbesondere bei engeren Kurven heraus: Um das Nicolai schnell um enge Kurven zu drücken, ist viel Körpereinsatz gefragt; hier sind kleinere Laufräder einfach besser. Einen nicht unwichtigen Vorteil im Bezug auf Bikeparks bemerkt man beim 29er unten am Lift: Wo man nach 10 Abfahrten keuchend mit brennenden Unterarmen steht, um die schmerzenden Finger von den Griffen zu entfernen und wieder mal die waschbrettartigen Bremswellen verflucht, steht man mit größeren Laufrädern besser da: Durch den anderen Laufraddurchmesser überrollt man die (noch) durch primär 26″-Bikes verursachten Bremswellen anders, was die typischen Vibrationen, die irgendwann schmerzhaft-krampfend in die Hände kriechen, spürbar verringert. Die Hope-Bremsen sind nicht so bissig wie ihre Konkurrenten von SRAM oder Shimano, können aber durch eine sehr feine Dosierbarkeit und hohe Standfestigkeit überzeugen, auch der Hebel fasst sich angenehm. Einziger Wermutstropfen: Die friemelige Verstellung der Hebelweite und die fehlende Druckpunktverstellung.

Singletrail Winterberg
# Singletrail Winterberg
Steil und glitschig: Der 29er Ardent generiert ausreichend Grip
# Steil und glitschig: Der 29er Ardent generiert ausreichend Grip

Ein verblockter Kurs wie der Winterberger Singletrail ist nicht ganz das Parade-Gebiet für einen 29er: Enge Kurven mit Absätzen können mit kleineren Laufrädern einfach flüssiger durchfahren werden, hier wirkt das ION trotz verhältnismäßig kurzen Kettenstreben zu staksig, um eine echte Alternative für Spitzkehren-Liebhaber zu werden. Bleiben wir zum Vergleich in Winterberg: Strecken wie die Freeride, den Winterberger Downhill oder die sonstigen Pisten meistert das ION dafür souverän: Das Fahrwerk liegt satt, aber nicht zu tief im Sag stehend auf der Piste, bietet trotzdem genug “Popp” um sich auch bergab mal abzudrücken und schluckt dennoch alle Stufen und Wurzelfelder zuverlässig. Ein Downhill-Bike ist das ION 15 zwar nicht – auf Dauer würden die Felgen wohl ihren Dienst quittieren und 145mm Federweg sind auf härteren Strecken bergab doch ein bisschen wenig – aber: nicht nur das von Maxi durch den Bikepark gescheuchte Helius AC eignet sich für einen kurzen Ausflug in den Park, auch dieses Testbike hier steckt das passabel weg, inklusive Drops und ruppigen Passagen. Selbst kleine Whips lassen sich problemlos mit dem ION ziehen.

Das Nicolai Ion 15
# Das Nicolai Ion 15

Einzig bei harten Durchschlägen fand in der “Low”-Position des Hinterbaus bei mir als schwerem Fahrer ein minimaler Reifenkontakt mit dem Sitzrohr statt – in der “High”-Position passiert dies allerdings nicht. Wir fragten bei Nicolai-Entwickler Marcel nach. Das Thema war bekannt, ist seit längerem behoben und bezog sich lediglich auf den Vorserien-Rahmen, wie wir einen zum Test hatten. Laut Nicolai hat der Hauptrahmen des Serienbikes einen etwas flacheren Sitzwinkel (0,5°), als unserer Testrahmen spendiert bekommen – in Serie gibt es diesbezüglich also keine Probleme mehr. Alle anderen Geo-Maße sowie der Hinterbau entsprechen dem Serien-ION 15.

Fazit zum Nicolai ION 15

Robust, laufruhig und etwas völlig Anderes: Das Nicolai ION 15 ist keine Revolution, aber eine spannende und gelungene Neu-Definition des Enduro-Begriffs. Große Laufräder gepaart mit einem gut funktionierenden Fahrwerk, sehr soliden Anbauteilen und einer vollständig abfahrtstauglichen, aber insgesamt vielseitigen Geometrie. Hat man wie in diesem Fall stabile Laufräder (denn diese sind Pflicht für 29er, mit denen man es krachen lassen will), gibt es wenig Terrains, denen das ION 15 gegenüber abgeneigt wäre: Von Home- und Flowtrails bis hin zu ruppigen Enduro-Abfahrten ist alles machbar, auch Ausflüge in den Bikepark machen richtig Spaß – solange man die ganz großen Drops auslässt.

Eine eierlegende Wollmilchsau also? Fast: Die kurzen Kettenstreben sorgen zwar für ordentlich Wendigkeit, dennoch ist man spätestens auf engen Singletrails mit Spitzkehren und technisch-kurvigen Uphills mit kleineren Laufrädern besser bedient, auch die 14.x Kilo sind nicht jedermanns Sache – uns haben sie nicht gestört – hier zeigt sich, dass der Blick auf die Daten eines Rades nie ausreichen kann. Im Gegenteil: Gerade für etwas schwere Fahrer ist ausreichende Steifigkeit durchaus höher zu bewerten als ein leichtes Bike. Speziell mit mehr Gewicht sollte man sich, abhängig vom Fahrstil, überlegen, wo man seine Prioritäten setzt – leichter, weicherer Rahmen mit tendenziell mehr Flex oder eine steifere Maschine, die sich speziell mit einem 29er Hinterbau präzise steuern lässt? Das Nicolai gehört zur Kategorie der zweiten Option und kann damit definitiv überzeugen.

Gefrästes Nicolai-Logo an der Front
# Gefrästes Nicolai-Logo an der Front

Wer das Bike noch eher Richtung Tour oder Abfahrt tunen will, kann dies mit dem Flipchip tun: Die “Low”-Einstellung ist mit sattem Fahrwerk, 67° Lenkwinkel und 74.5° Sitzwinkel den Abfahrern empfohlen; wer es tourenlastiger angehen will, ist minimal straffer unterwegs und sitzt dank 75° am Sitzrohr etwas aufrechter.  Wir ernteten auf unseren Trails immer wieder schräge Blicke – dass man mit 29ern genauso viel Spaß haben kann wie mit 26″- oder 650b-Bikes, hat sich augenscheinlich noch nicht überall herumgesprochen. Das Nicolai ION 15 beweist es: Auch wenn es für den einen oder anderen Biker noch etwas ungewohnt aussieht, haben wir es hier mit einem vollwertigen Enduro-Bike zu tun, dass, einmal von der Leine gelassen, eine brachial schnelle und robuste Enduro-Rakete ist.

Pro

  • Multifunktional: macht nahezu überall eine gute Figur
  • Exzellenter Grip & gute Spurtreue
  • Top-Fahrwerk
  • Für einen 29er durch kurze Kettenstreben sehr agil
  • robuster Aufbau

Contra

  • mit 14.3 kg eher schwer
  • teuer

Nicolai ION 15 im Detail: Geometrie & Technische Daten

Alle technischen Daten - Klick zum Ausklappen

Technische Daten

HerstellerNicolai Maschinenbau
Modell: ION 15
Modelljahr: 2014
Federweg: 145 mm
Hinterbausystem: Viergelenker
Testkategorie: Komplettbike, Full-Suspension
Einsatzbereich: Trail, All-Mountain & Enduro
Laufradgröße:29″
Federweg Gabel: 150 mm empfohlen (160 mm möglich)
Material: Aluminium
Steuerrohr: tapered (ZS 44/56)
Innenlager: BSA, 73 mm
Kettenführungsaufnahme: ISCG 05
Umwerferaufnahme: Direct mount über Schelle
Sattelrohrdurchmesser: 31,6 mm
Bremssattelaufnahme: PM 180
max. Bremsscheibengröße: 203 mm
Ausfallenden: 12 x 142 mm Steckachse
Reifenfreiheit bei 29″: bis 60 mm Reifenbreite
Austauschbares Ausfallende: ja
Zugführung für „Stealth“ – Teleskopsattelstütze: ja
Verstellbare Geometrie: ja, per Flip Chip – High (67.5°/75°) & Low (67°/74.5°)

Gewicht: 3.400 Gramm (ohne Dämpfer, Größe L) // 14,3 kg Gesamtgewicht
Preis: 2.199 € (Rahmen, UVP)

Austauschbare Ausfallenden
# Austauschbare Ausfallenden
Das Hinterrad wird mit einer Maxle fixiert
# Das Hinterrad wird mit einer Maxle fixiert

Solider Dämpfer
# Solider Dämpfer - Rock Shox Monarch Plus
Hauptlager
# Hauptlager

Nicolai ION 15 – Geometrie

Ausstattung Testbike ION 15

Farberoh / lila elox
DämpferRS Monarch Plus RC3
Schnellspanner/MaxleNicolai
SteuersatzReset Flatstack A4, silber
GabelRock Shox Pike 29, SoloAir, 150mm, schwarz matt
Bremse vorne/hintenHope Race EVO M4 - 183mm floating schwarz -
VorbauHope FR 50mm 0°
LenkerChromag Fubar OSX purple
SattelstützeReverb Stealth 430x150x31,6 Hebel rechts
SattelErgon SME3 Pro
SattelklemmeHope QR, silber
Laufradsatz
Nabe vorneHope Flow EX 29er
Nabe hintenHope Pro II Evo 15mm
FelgenHope Pro II Evo 142x12mm
SpeichenZTR Flow EX 29er
Freilauf 9-spline / XD
Reifen vorneMaxxis Minion DHF 29x2,5"
Reifen hintenMaxxis Ardent 29x2,4"
Schläuche (Ventil)
KurbelSram X.0 X1 11x 30t 170mm
InnenlagerTruvativ GXP team
Schalthebel hintenSram X.0 11x
SchaltwerkSram X.0 11x
KetteSram PC xx1
KassetteSram XG1199
GriffeErgon GE 1
Gewicht14.3 kg
Preisca. 5.500 € (Custom-Aufbau)

Der Beitrag Nicolai ION 15 im Test: ein Twentyniner auf Steroiden ist auf MTB-News.de erschienen.


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