
Enduro-Trails für alle! Als Vorgeschmack auf die neue Saison möchten wir euch zwei der aktuell interessantesten Trailparks Mitteleuropas vorstellen: das Trailcenter Rabenberg sowie Singltrek pod Smrkem im tschechischen Nove Mesto pod Smrkem. Praktischerweise liegen zwischen den beiden Trailparadiesen nur rund 275 km, was eine Kombination beider Destinationen empfehlenswert macht. Starten sollte man dabei in Rabenberg. Warum? Das lest ihr im Spot-Check!
Regen, Regen, Regen. Nach kurzen Stopps bei Nicolai in Lübbrechtsen (Testbike abholen) und Zwickau, wo wir Tobi am Bahnhof einsammeln, erreichen wir zu dritt an einem frühen, dämmrigen Herbstabend den Sportpark Rabenberg. Hier ist vor wenigen Jahren ein umfangreicher Trailpark hochgezogen worden, der sowohl Flowtrails wie auch etwas ruppigere Enduropisten bereithalten soll – knapp zwei Tage bleiben uns, um den Park zu erkunden. Das Wetter schreit förmlich danach, bei einem Heißgetränk den Nachmittag vor dem Kamin zu verbringen: 5 Grad, Nebel und unfassbar nasse Trails klingen wenig motivierend, aber nach vielen Stunden Autofahrt möchten wir unbedingt noch eine Runde ballern. Da wir uns im Sportpark Rabenberg einquartiert haben, ist der Eintritt für die Trails für uns inklusive und wir bekommen am Empfang Eintrittskarten, die bei Bedarf vorgezeigt werden sollen. Räder zusammengebaut, Helm auf, los.
Trailcenter Rabenberg: Der Park
Spot-Check Trailcenter Rabenberg von Tobias – Mehr Mountainbike-Videos
Tag 1. Spielen im Matsch
Das Trailcenter Rabenberg teilt die Trails auf vier Runden auf:
- Taster Loop (5.7 km)
- Border Trail (15.8 km)
- Two Mountains (16.2 km) und
- Black Raven (26.2 km)
Diese Runden sind nach Schwierigkeitsklassen eingeteilt und überschneiden sich teilweise – man ist somit nicht gezwungen, einen einzelnen Loop konsequent zu Ende zu fahren. Der Taster Loop ist zum Antesten und Einfahren gedacht – wir starten direkt vom Trailhead auf Flowing Ten. Der Name ist Aussage genug: Flowig soll es hier sein! Schotter-Sektionen wechseln sich mit natürlichem Waldboden ab, der Trail schlängelt sich ohne all zuviel Gefälle durch die Natur. Nach einem schnellen ersten Part mit zwei “Rüttelplatten” aus Holz und einem Mini-Sprung zum Aufwärmen geht es in einem Mix aus Up- und Downhill mit vielen Kurven durch den Wald. Um hier das Tempo zu halten, empfiehlt sich eine gute Portion Kraftausdauer, was übrigens nicht nur auf diesem Trail so sein wird.
Nach einer Weile kommt nach einem kleinen Drop “The Wall”: ein großer und wetterfester Wallride, der dank Hasendraht auch bei unseren feuchtkalten Bedingungen perfekt fahrbar ist und dem Fahrer eine ordentliche Geschwindigkeit für das Finale des Trails verpasst. Der zweite Teil von Flowing Ten besteht aus schnellem Schotter ohne Pfützen – also Vollgas! Mit minimalem Gefälle rollt man abwärts, die Schwierigkeit legt die Geschwindigkeit fest: Auf Sicht mit höherer Geschwindigkeit0 kann dies durchaus in dem einen oder anderen Kurvenverbremser enden. Allerdings sind die meisten Anlieger sehr passend angelegt und so bleiben die Querfeldeinfahrten in der Minderheit. Ein breites Grinsen am Ende des Trails: Das geht ja gut los!
Der Kyrill Trail schließt nach einer kurzen Forstweg-Fahrt an den Flowing Ten an. Ein etwas kürzerer Trail außerhalb des Waldes, der bei gutem Wetter wahrscheinlich mit ziemlich guter Aussicht über das Erzgebirge glänzen kann. Bei unseren Regen-Bedingungen allerdings glänzen eher die Hosen – aber vor Nässe: Nach den Regenfällen ist der Trail durchsetzt von kleinen Seen und wir haben alle Laufräder voll zu tun, den Kurven halbwegs auszuweichen. Fazit: Im Trockenen sicher ein guter Trail, für Fahrten bei sehr nasser Witterung allerdings momentan eher eine Spaßbremse.
Pfützen in Rabenberg von Freesoul – Mehr Mountainbike-Videos
Fast vollständig durchnässt setzen wir zum vorletzten Trail dieses späten Nachmittages an: Berms and Bumps – dieser verläuft nun wieder durch den Wald. Wie der Name schon sagt, gibt es hier Kurven und Wellen zuhauf. Ein flowiges, wenn auch erneut pfützenreiches Unterfangen, das den Spaß hier aber definitiv weniger schmälert als beim vorherigen Kyrill Trail. Auch auf Berms and Bumps kann man meistens ziemlich heizen, und das geht auch im Nassen gut. Der anschließende Garage Trail ist ebenfalls flowig und mit einigen Kickern versehen, aber kein ganz so großes Highlight wie der Vorläufer. Durchnässt streichen wir für diesen Tag die Segel und fallen nach dem letzten Uphill hoch zum Sportpark und einem kalorienreichen Essen beim Griechen ziemlich zeitig ins Bett.
Tag 2. Sonne, Kälte, Trails en masse
Viel zu tun am zweiten Tag! Nach dem Frühstück starten wir früh und frisch gestärkt direkt los. Der ganze Sportpark steckt im Nebel, die Luftfeuchtigkeit kratzt an den 100 % und wir stellen uns auf einen nassen, aber spannenden Tag ein. Heute wollen wir erstmal hoch hinaus und nehmen den Summit Trail in Angriff.
Spektakulär sieht anders aus, es geht praktisch nur auf Waldboden und Wurzeln bergauf. Oben angekommen, machen wir uns auf zum Crossed Viper Downhill, einer der längsten Abfahrten des ganzen Trailcenters. Hier geht es teils ausgewaschen, teils schön flowig mit einigen Kickern in komplett offenem Gelände durch eine breite Waldschneise minutenlang bergab, das macht ordentlich Spaß!
Im unteren Teil schnappt die namensgebende Kreuzotter (im übertragenen Sinne) aber zu: Mit Highspeed geht es in den Wald hinein, wo der Trail sogleich technischer wird. Kurven, viele Wurzeln, rutschige und steinige Passagen laden zum Abfliegen ein – diese Einladung schlagen wir jedoch so weit es geht aus, auch wenn es die glitschigen Wurzeln in Verbindung mit engen Kurven es uns nicht immer einfach machen. Die Kirsche auf der Trail-Torte gibt es ganz zum Schluss: Ein pfeilgerader Downhill als Schussfahrt ist im Normalfall eher unspannend, die starken Regenfälle sorgen jedoch für einen völlig überspülten Trail mit 5cm hohem Wasserspiegel. Im Wissen, dass wir heute eh wieder nass werden, geben wir Vollgas und preschen durch den Bach bis hinunter. Der Platten im Anschluss war´s wert!
Vollgas durch den Trail-Bach in Rabenberg von Freesoul – Mehr Mountainbike-Videos
Wir befinden uns nun am tiefsten Punkt des Trailcenters und kurbeln, nachdem mein Hinterrad geflickt ist, entspannte 150 Höhenmeter hoch – zu The Rock. Nach einer steilen Passage am namensgebenden Felsen geht es flowig-technisch wieder hinab; dabei gilt es, gerade 29er sehr aktiv zu bewegen: zahlreiche Steinpassagen, kleine Sprünge und Anlieger laden zu spaßigem Trailsurfen ein – vorausgesetzt, die Geschwindigkeit stimmt. Ohne große Verschnaufpausen präsentiert sich uns direkt der nächste Trail, der unterschiedlicher nicht sein könnte.
Hunters Path ist ein glitschiges Technikgefrickel am Hang entlang, dass mit dutzenden Querwurzeln einerseits Mut, andererseits griffige Reifen, Fahrtechnik und Geschwindigkeit voraussetzt. Hatte ich Kondition erwähnt? Denn der “Jägerpfad” geht kaum bergab, sodass man ordentlich spurten muss, um eine gewisse Pace zu halten. Psychospielchen werden gespielt: Wie lang kann Tobi noch? Macht er hinter mir in Kürze langsamer, lohnt sich das pausenlose Reintreten überhaupt? Und wann hört das hier auf? Am Trail-Ausgang angekommen, geht die Pumpe ordentlich – aber diese Technikeinheit hat sich definitiv gelohnt!
Erneut geht es wieder 100 Höhenmeter hoch. Nun steht der Rollercoaster an: ähnlich dem Crossed Viper Downhill geht es hier zunächst lang unter freiem Himmel in weiten Kurven durch die Felder. Ein glattgefegter Rollercoaster-Trail ist es nicht – am Ende der Saison ist der Trail recht ausgewaschen und einige Pfützen stehen drin.
Gas geben kann man trotzdem, der eine oder andere kleine Kicker ist vorhanden und die Anlieger sind auch hier meistens passend der Geschwindigkeit gebaut, sodass man mit ordentlich Speed irgendwann in den dunklen Wald einbiegt. Sonnenschein und dunkler Wald ist hier eine harte Kombination bei Vollspeed – die Augen brauchen einen Moment, bis sie sich an die Sicht im Wald gewöhnen. Ab hier läuft der Trail zumindest im Nassen etwas unflowig aus, da viele Passagen sehr aufgeweicht sind.

Nach einem kurzen Antritt geht es weiter auf Dark Alley. Hier wird es mächtig schnell! Nach einigen Aufwärm-Spielereien kann man getrost die Bremsen loslassen und in langgezogenen Kurven ordentlich das Gas stehen lassen. Im Trockenen garantiert noch besser! Aber wer steil und schnell bergab fahren will, muss auch wieder auf den Gipfel – und so treten wir zum letzten Mal an diesem Tag 110 Höhenmeter Forstweg hoch, um den finalen Trail in Angriff zu nehmen.
Dieser heißt Final Flow und macht seinem Namen alle Ehre: Viele, teilweise sehr enge und schnell aufeinanderfolgende Kurven, spaßige Anlieger und nur geringes Gefälle sorgen für einen spaßigen Mix aus Trail-Flow und Konditionsbolzen – denn wenn man fix sein will, heißt es hier viel treten, besonders aus dem Kurvenausgang hinaus. Eine Besonderheit an Final Flow ist, dass dieser fast parallel zur Straße entlangführt und man auf halbem Weg aussteigen kann, um zum Sportpark zu gelangen. Für alle anderen (inklusive uns) heißt es weitere Minuten Kurvenspaß, bis es durchnässt, aber enorm zufrieden zum Bikewash geht.
Zeitlich bedingt konnten wir nicht alle Trails fahren. Unsere Highlight-Trails bis hierher:
- Flowing Ten: Wer die Power hat hier voll durchzutreten, bekommt feinen Trail-Spaß mit fettem Flow geboten
- Final Flow: Ähnlich, wenngleich naturbelassener. Viel Spaß, viel Flow!
- Crossed Viper Downhill: Lang, abwechslungsreich, von Flow bis zu technischen Passagen im zweiten Teil ist alles dabei
Tipps und Informationen
Übersicht des Trailcenters
Preise
Tagesticket | 7 € |
2-Tages-Ticket | 11 € |
Saisonticket | 40 € |
Die Tickets kann man direkt am Trailhead ziehen. Bei Übernachtung im Sportpark Rabenberg ist die Nutzung des Trailparks kostenfrei. “Sportpark Rabenberg e.V. – 08359 Breitenbrunn” ist die Adresse für dein Navi.
Öffnungszeiten
1.4. – 15.5. | 8 – 17 Uhr |
16.5. – 31.7. | 8 – 19 Uhr |
1.8. – 15.9. | 8 – 18 Uhr |
16.9. – 31.10. | 8 – 17 Uhr |
Welches Bike?
Die Touren um Rabenberg bietet von allem etwas und nur selten Passagen, die wirklich richtig heftig sind – Spaß haben kann man hier auch mit dem CC-Hardtail. Fährt man aber gerne schnell, sind ein potentes Trailbike bis hin zu einem Enduro-Rad mit max. 160mm die beste Variante. Helm, Protektoren und ggfs. eine Karte des Trailparks (gibt es im Sportpark) sind Pflicht. Lifte gibt es in einem Trailpark natürlich nicht – man sollte sich also auf 400-700 Höhenmeter täglich einstellen und nicht nur für die entspannten Uphills, sondern auch für einige der Trails gute Kondition auf dem MTB mitbringen.
Unterkunft und Essen
Am praktischsten ist eine Unterkunft im Sportpark Rabenberg, der außer dem Trailcenter übrigens noch viele weitere Sportarten für Vereine und Athleten anbietet und unmittelbar am Trailhead liegt – diese haben wir auch wir genutzt. Spontan hinfahren und einchecken geht allerdings nicht – online kann man sich im Vorfeld für Unterkunft und Mahlzeiten anmelden, was allerdings dennoch mit etwas Papierkram verbunden ist. Die Zimmer im Sportpark reichen von spartanisch-günstig bis zu sehr geräumig.
Preise für die Unterkunft im Sportpark Rabenberg
Die Bikes lassen sich im Skikeller abstellen und einschließen, die Bike-Klamotten finden im Trockenraum Platz. Eintritt in den Trailpark ist bei Buchung im Sportpark inklusive. Wichtige Information für den einen oder anderen User: Auf dem Areal des Sportparks gibt es praktisch keinen Handy-Empfang, auch mobiles Internet ist nur sehr bruchstückhaft möglich. Der Sportpark Rabenberg bietet kostenpflichtiges W-Lan an (2 € pro Tag / Endgerät).
Weitere Informationen gibt es unter http://www.sportpark-rabenberg.de
Essen kann man natürlich direkt vor Ort im Sportpark, dies sollte allerdings vorab bei der Anmeldung angegeben werden. Spontan abends ein Restaurant in der Nähe zu finden, gestaltete sich in unserem Fall als etwas schwierig – der Sportpark Rabenberg liegt nicht unbedingt zentral. Gut und günstig haben wir am zweiten Abend letztendlich im Dionysos in Schwarzenberg (ca. 15km) gegessen.
Ausstattung des Trailcenters
Am Trailhead finden sich neben einem großen Parkplatz und einem Bikewash auch ein Trailcafé (leider geschlossen, als wir vor Ort waren) sowie eine passabel ausgestattete Montage-Station.
Zehn Erkenntnisse vom Trailcenter Rabenberg
- Verbesserungspotential: besteht bei den Drainagen / Befestigung der Strecken gegen Nässe und Pfützen
- 10 € für 2.5 Tage Internet ist ziemlich 2004!
- Ein Ersatzpaar Bikeschuhe ist sehr sinnvoll
- Trailpark ungleich Bikepark: Ordentliche Kondition ist definitiv hilfreich
- In Rabenberg kann man als Mountainbiker selbst in strömendem Regen viel Spaß haben
- Zustand der Trails leidet bei Regen am Ende der Saison recht stark
- Hasendraht ist eine praktische Sache, sobald Holz verbaut ist
- Aufwändiges Buchungs-Prozedere: Man sollte im Sportpark Rabenberg immer den Passierschein A38 dabeihaben ;-)
- Frühzeitige Kenntnis der Infrastruktur empfehlenswert, wenn man abends spontan außer Haus essen möchte
- Wetterfeste Bikeklamotten sind immer eine gute Sache!
Weitere Informationen: http://www.trailcenter-rabenberg.de
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