
Bell Super? Schon im letzten Helm-Test wurde gefragt, wo denn der Bell Super Helm bleibt – hier ist er! Den Enduro-Helm der US-Helmexperten sind wir die komplette letzte Saison gefahren, nun möchten wir euch das Ergebnis präsentieren. Der Bell Super ist einer der bekanntesten Trail-Helme und einer der ersten, die die Ära der neuartigen, hinten tief hinuntergezogenen Helme für den harten Abfahrts- und Enduro-Einsatz einläuteten. Robust, strapazierfähig und für alle Trail-Abenteuer gewappnet will sich der Bell präsentieren. Wie er sich dabei geschlagen hat, erfahrt ihr in diesem Test, der damit auch die Vergleichstests beendet.
Bell Super Test
Technische Daten
Hersteller | Bell |
---|---|
Modell | Super |
Modelljahr | 2013 |
Kategorie | Fahrradhelm - Halbschale |
Einsatzbereich | Trail, All-Mountain, Enduro |
Aufbau / Struktur | EPS-Schaum, Inmould Helmschale |
Belüftungsöffnungen | 25 |
Verschluss | Steckschnalle |
Technologien | Kamerahalterung, Overbrow Ventilation, Goggle Guide, X-Static Helmpads |
Helmschild | ja, abnehmbar und verstellbar |
Farben | black/white, bright /green, red/black, titan/red star, white/silver, blue/green moto |
Größen | S 52-56cm, M 55-59cm, L 59-62cm |
Verstellung | Kopfumfang über Drehrad, Neigung des Größenverstellsystems |
Gewicht | 470 g (gewogen, Größe L), 390 g (Herstellerangabe) |
Preis (UVP) | 149,95 € (Preisvergleich siehe unten) |
In der Hand
Form & Schalenaufbau
Das Auffälligste am Bell Super sind die länglich wabenförmigen Lüftungslöcher – 25 an der Zahl sollen für ordentlichen Durchzug unter der Haube sorgen. Der Super ist weit in den Nacken gezogen, um Verletzungen bis zur Halswirbelsäule vorzubeugen. Der Kern des Helms besteht aus EPS-Schaum und ist im Inmould-Verfahren mit einer robusten, mehrteiligen Kunststoff-Schale verbunden. Neben der Hauptschale finden sich seitlich zwei zusätzliche Einsätze, welche die Verankerungen der Kinngurte beherbergen; im Stirnbereich findet sich ein weiterer Plastik-Einsatz mit vier Lufteinlässen, die sogenannte “Overbrow”-Ventilation, die den Stirnbereich luftig halten soll. Die Kinngurte des Bell Super liegen im Vergleich mit vielen Mitbewerbern recht weit außen und werden mit einer regulären Steckschnalle verschlossen.
Verarbeitung
Top-verarbeitet präsentiert sich der Bell Super: Die Inmould-Verbindungen gehen fein ineinander über, die Kunststoffteile der Außenhülle weisen ebenfalls saubere Übergänge auf. Die X-Static-Polster wirken ebenfalls hochwertig, was auch an den feinen Details liegt: Wabenförmige Ausstanzungen in den Verbindungen der einzelnen Stirnpolster sorgen dafür, dass sich die Luft unter dem Polster nicht allzusehr staut.
Das Verstellsystem präsentiert sich robust und solide, der Drehknopf zur Kopfumfangs-Verstellung ist für besseren “Grip” beim Verstellen aus einem griffigen Gummi gefertigt. Das Visier ist mit zwei großvolumigen Plastikschrauben befestigt – nicht edel, aber solide. Lediglich die GoPro-Halterung wirkt nicht ganz ausgereift: Statt einer Schraubenverbindung wird diese per Klett an der Innenseite befestigt, was für einen wackeligen Aufbau sorgt – zitterfrei werden GoPro-Aufnahmen so nicht.
Verstellung
Der Bell Super wird in drei Größen angeboten:
- S = 52-56 cm
- M = 55-59 cm
- L = 59-62 cm
Mit einem Verstellbereich von jeweils 3-4 cm pro Schalengröße sollte hier jeder seine optimale Größe finden. Hat man sich für eine Größe entschieden, lassen sich diverse Anpassungen vornehmen: Neben der klassischen Längenverstellung des Kinnriemens bietet der Bell Super auch eine fein gerasterte Einstellung des Kopfumgangs, die mithilfe eines Drehrädchens am Hinterkopf geschieht. Dieser allerdings lässt sich nicht komplett umfassen, sondern nur von unten bedienen. Der Clou dabei: Während man für einen festeren Sitz einfach fester dreht, muss man für eine Lockerung erst drücken und dann drehen: Dies beugt einer unabsichtlichen Öffnung des Systems vor. Als letzte Verstellmöglichkeit lässt sich die Höhe bzw. der Winkel der Kopfumfangsverstellung am Hinterkopf in drei Varianten einstellen.
Sicherheit
In unserem letzten großen Vergleichstest von All-Mountain- und Enduro-Helmen sind wir einige Helme gefahren, die über das spezielle MIPS-Schutzsystem verfügen. Dieses System soll im Falle eines Sturzes auf den Kopf den übertragenen Rotationsmomenten die Spitzen nehmen und so einen wesentlichen Beitrag zur Unfallsicherheit leisten.
Ein derartiges zusätzliches Sicherheitssystem bietet Bell bei unserem Super-Modell noch nicht an – der Nachfolger Bell Super 2, der bereits im nächsten Vergleichs-Helmtest folgt, verwendet MIPS. Das vorliegende Modell vertraut auf die dicke Inmould-Verschalung mit EPS-Schaum und eine sehr tief gezogene Rückseite, die den Nackenbereich schützen soll.
Montage von Helmlampen und -kameras
Als einer von mehreren Helmen im aktuellen Test bietet der Bell Super eine Helmkamera-Befestigung an, die optional in einem der Lufteinlässe montiert wird. Problematisch hierbei ist die Befestigung im Inneren per Klett – auch bei bestmöglicher Montage hat der Adapter noch seitliches Spiel. Dies kann bei Kamera-Einsätzen für verwackelte Aufnahmen sorgen, als Lampenhalterung dürfte es allerdings nicht allzusehr ins Gewicht fallen. Als Alternative findet sich auf der Oberseite genug Platz für ein Klebepad, um eine Kamera oder eine Lampe zu montieren.
Anmerkung: Laut Bell wurde der Camera Mount für den Bell Super 2 überarbeitet und soll nun fester am Helm sitzen.
Auf dem Kopf
Passform / Sitz / Tragekomfort
Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren einiges geändert, was Trail- und Enduro-Halbschalenhelme angeht: Die Passform hat sich auch für problematische oder sehr große Köpfe verbessert, auch der Bell Super macht hier keine Ausnahme. Bei meinem Kopfumfang von 62 cm und einer eher problematischen Stirnpartie passt der Bell sehr komfortabel und umschließt, wie beispielsweise die Modelle von Scott oder Troy Lee Designs aus dem letzten Helmtest, den Kopf soweit, dass er auch mit offenem Kinnriemen sehr gut auf dem Kopf hält und sich nicht einfach abschütteln lässt.

Die dünnen Polster sind strategisch sinnvoll angeordnet und tragen dazu bei, dass der Kopf nicht nur satt, sondern auch angenehm und ohne Druckstellen im Helm sitzt. Seitlich verschiebt sich der Helm etwas mehr als beispielsweise das Modell von Alpina – aber selbst mit schmalem Kopf lässt sich die Passform optimal per Größenverstellung anpassen, sodass der Helm auch hier einen guten Sitz bietet.
Anders als bei den Konkurrenzmodellen fühlen sich die Kinnriemen an: Während die meisten Helme die Kinnriemen weit innen geführt werden, setzen die des Bell Super weit außen an und liegen weder am Jochbein noch am Kiefer direkt an der Haut, was zunächst etwas irritiert und etwas weniger Halt suggeriert. Zwar ist ein generell guter Sitz gegeben, enganliegende Kinnriemen hätten hier allerdings wahrscheinlich zu einem strafferen Sitz geführt.
Belüftung
Insgesamt 25 Belüftungsöffnungen finden sich am Bell Super – das klingt viel, doch diese sind allerdings zumeist recht schmal ausgeführt. Vier zusätzliche Lufteinlässe finden sich im “Overbrow Ventilation”-Plastik-Pad im Stirnbereich – dieses Pad sorgt für gleich mehrere Funktionen: die Luft von unten/vorne in den Helm einleiten, die Stirn belüften und beim Goggle-Einsatz, der beim Bell gut funktioniert, ein etwaiges Beschlagen der Brille zu minimieren.. Direkte Durchstromkanäle finden sich am Helm keine, vielmehr ist der Innenraum mit verzweigten Luftkanälen durchzogen.
Auch der hintere Bereich bietet keine allzugroßen Luftauslässe. Ein dauerhafter Luftdurchzug gelingt dem Bell Super damit nicht – bei der Belüftung muss er sich anderen Helmen im Vergleich geschlagen geben. Allerdings sorgt immerhin die schiere Anzahl der Belüftungseingänge in Verbindung mit den -kanälen dafür, dass die Luft zirkulieren kann und der Kopf nicht zu warm wird. Hier hat Bell sich (was schon äußerlich sichtbar wird) gegen Belüftung und für Schutz entschieden; ein Zielkonflikt, der bei jedem Helm gelöst werden muss.
Einen Pluspunkt gibt es für das Stirnpolster: Durch die vielen kleinen Aussparungen hat die Stirn nur wenige Kontaktpunkte mit dem Polster, bekommt einigermaßen Luft ab und trieft nicht vor Schweiß. Für den Hinterkopf hätten es allerdings durchaus größere Belüftungslöcher sein können – der Platz wäre gegeben.
Schutzwirkung
Der Bell Super ist im Testfeld einer der massivsten Helme und bietet trotz der 25 Lufteinlässe viel Material – und damit mehr Aufnahmekapazität wenn man zu Boden gehen sollte. Gestürzt sind wir mit dem Helm nicht, allerdings fühlt man sich mit dem Bell sofort sicher, was nicht nur an der massiven Konstruktion, sondern auch am tief gezogenen Heckbereich liegt. Das Mehrgewicht im Vergleich zu Helmen wie dem Endura sitzt hier am richtigen Fleck.
Test-Fazit – Bell Super
Der Bell Super ist schon jetzt ein Klassiker: Massiv, robust und in der Formsprache mit seinen wabenförmigen Lufteinlässen einzigartig. Für einen Halbschalen-Helm wirkt der Bell fast unzerstörbar (und ist dadurch recht schwer), trumpft mit einer sehr guten Passform auch für große Köpfe auf und bietet interessante Features wie die Helm/Lampen-Halterung. Die Belüftung ist in Ordnung, kann aber nicht ganz mit leichteren Modellen wie beispielsweise dem Endura Singletrack mithalten. Wie gut der Nachfolger Bell Super 2 ist, erfahrt ihr in einigen Wochen in der nächsten Testrunde.
Stärken
- gutes Größenverstellsystem
- sehr bequem
- in vielen Farben erhältlich
- robust
Schwächen
- Kamerahaltung für Filmaufnahmen relativ wackelig
- Belüftung am Hinterkopf
- relativ schwer
Bell Super – Preisvergleich

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Weitere Informationen
Website des Herstellers: www.bellhelmets.com
Text & Redaktion: Johannes Herden | MTB-News.de 2015
Bilder: Johannes Herden, Tobias Stahl
Der Beitrag Bell Super Helm im Test: super-robuster Trail-Begleiter? ist auf MTB-News.de erschienen.