
Es ist fertig! Nach 13.998 Kommentaren ist es vollbracht: Konstruktiv ist das Alutech ICB2.0 fertig, einfach fertig. Wir fassen hier und heute das Ergebnis der Diskussionen zusammen, bevor wir uns in die nächsten Phasen – Design, Prüfung und Produktion – begeben.
Nach dem Carver ICB ist das zweite Bike, das von der Internet Bike Community entwickelt wurde, fertig. Die von Community und Alutech-Team gemeinsam entworfene Vision eines schnellen, spaßigen Bikes für die Trails vor der Haustüre wurde vom Konzept bis zur fertigen Konstruktion gemeinsam durchdacht und in unzähligen Iterationen von Ingenieur Stefan Stark gezeichnet. Das Input unserer User war erneut überwältigend – und zwar sowohl hinsichtlich des Umfangs als auch bezüglich der Qualität. Know-How hinsichtlich Fahrrädern, aber auch hinsichtlich konstruktiver Ausführungen hat so viele Aspekte des Alutech Trailbikes beeinflusst, dass eine Aufzählung schwierig wird – versuchen wir es trotzdem.
Kinematik
Wenn der Viergelenk-Spezialist Stefan Stark einem Eingelenker seinen Segen gibt, sollte man hellhörig werden. Möglich macht das die Rekombination bekannter Ansätze: Der einfache Eingelenker mit optimierter Drehpunktlage wird mit einer Dämpferverlängerung kombiniert, die dem Hinterbau trotz durchgängigem Sitzrohr die nötige Progression verleiht. Das Ergebnis ist eine äußerst einfache Konstruktion, die dennoch allen Anforderungen hinsichtlich Antriebseffizienz und Federkennlinie entspricht. Auch bezüglich des Bremsverhaltens müssen keine Abstriche gegenüber einem Viergelenker gemacht werden – das sagen die simulierten Kennwerte und die ausgiebigen Testfahrten.

Geometrie
Unsere Umfragen hinsichtlich der Geometrie waren – hinsichtlich der Ergebnisse – mit die spannendsten. Komprimiert war die wichtigste Erkenntnis: Je extremer die Körpergröße, desto unzufriedener sind Biker mit der Geometrie ihres Mountainbikes. Sehr große und sehr kleine MountainbikerInnen ärgern sich stärker mit zu langen, zu kurzen, zu niedrigen oder zu hohen Rahmen herum als durchschnittlich gebaute Radfahrer. Unser Lösungsansatz: Tendenziell etwas kürzere Sitzrohre, durch die den meisten Bikern auch der Griff zur nächst größeren Rahmengröße (und damit eine Wahl der Rahmenlänge) möglich wird. Rahmengröße XS wird mit 26″ als Bike für besonders kleine Personen von der Marke Supurb (Schwesterfirma von Alutech) verkauft werden.

Hinterbaulagerung
Es hat schon etwas Besessenes, wenn man nicht zwei oder drei, sondern 14 verschiedene Varianten einer Hinterbau-Lagerung durchkonstruiert und dazu in mehreren Threads insgesamt über 1000 Kommentare sammelt, Argumente austauscht und Eventualitäten bedenkt. Das Ergebnis war es aber wert: Eine Hinterbau-Lagerung, die keine Pflege benötigt und eine extreme Haltbarkeit und Steifigkeit aufweist. So werden hier überdimensionierte Schrägkugellager in O-Anordnung verbaut, deren Lagersitz ausgerieben werden kann und dadurch bestmögliche Toleranzen aufweist. Die Lagerung fluchtet ideal, die Kugellager sitzen besser. Die Vorspannung der Lager erfolgt, ohne dass das Yoke verspannt wird – dadurch kommt es zu weniger Setzungseffekten, die spielfreie und reibungsarme Einstellung wird vereinfacht. Dank der Dämpferverlängerung kann die Reibung des einen Dämpferauges zudem eliminiert werden, da es durch 4 doppelt gedichtete Kugellager ersetzt wird – die Federung wird noch feinfühliger und aktiver, da weniger Reibung im System herrscht.

Zugführung
Nach den immer wieder anklingenden Diskussionen zum Thema Zugführung und dem Ergebnis der Umfrage zur Zugführung beim ICB1.0 stand für uns fest: Bei der Zugführung gibt es kein richtig oder falsch, zumindest nicht für alle. Der eine tauscht seine Bremse oder Teleskopstütze regelmäßig und will deshalb möglichst ohne zu entlüften die Komponenten demontieren können, der andere möchte eine aufgeräumte Optik und besteht deshalb auf innen verlegten Leitungen.
Die Lösung liegt auf der Hand: Eine Zugführung, die es dem Endkunden erlaubt, die Leitungen so zu verlegen, wie er es wünscht. Einziger Haken: Interne und externe Zuganschläge, das ist doppelt gemoppelt und sieht entsprechend unschön aus. Also haben wir gemeinsam analysiert, bei welchen Leitungen eine externe Verlegung wirklich sinnvoll sein kann: Bei der Hinterradbremse und bei der Teleskopstütze. Also gibt es hier die Möglichkeit für eine externe Verlegung – nur wie, ohne das diese ins Auge sticht, wenn sie nicht verwendet wird?
Multifunktionelle Ein- und Ausgänge in den Rahmen sind unsere Antwort. Die Abdeckung der Zugeingänge wartet mit einer Führung für Kabelbinder auf, gleiches gilt für den Leitungsausgang. Damit lässt sich die Bremsleitung bei externer Verlegung fixieren. Bei interner Verlegung übernimmt der Kabelbinder am Ausgang die Funktion der Leitungsfixierung, damit diese nicht im Rahmen klappert.

Doch auch an noch simplere, aber oft vergessene Dinge wurde gedacht: So lässt sich die Hinterradbremse durch einen zusätzlichen Eingang problemlos rechts oder links montieren – die Leitung läuft in jedem Fall wie gewünscht und ohne unnötige Schleifen.
Die guten alten Standards
Wir wollen hier nicht nostalgisch werden und wünschen uns schon ganz und gar nicht Schnellspannachsen und Vierkantinnenlager zurück, aber der aktuelle Standard-Wirrwarr macht eindeutig keinen Spaß und beantwortet nur solche Fragen, die niemand gestellt hat. Also setzen wir beim ICB2.0 auf die derzeit am weitesten verbreiteten und bewährten Standards: 73 mm BSA Innenlager, 12×142 mm Steckachse, Tapered Steuerrohr und Post Mount 180 Bremsaufnahme. Das erspart knarzende Pressfit-Innenlager, Adapter bei der Bremsmontage und gibt Möglichkeiten zum Spiel mit der Geometrie: Im ZS44 / ZS56 Steuerrohr lassen sich entweder Zero Stack Steuersätze oder solche mit External Cup verbauen, durch die unterschiedliche Einbauhöhe lässt sich die Höhe der Front und der Lenkwinkel variieren. Auch die Dämpferverlängerung wurde so ausgeführt, dass kein spezieller Dämpfer benötigt wird. Jeder Dämpfer mit 200 x 57 mm Einbaumaß lässt sich verbauen.

1X11 oder 2X10
Während eine Mehrheit äußerte, auf einen Umwerfer verzichten zu können, sind immer noch zahlreiche Mountainbiker mit einem Umwerfer unterwegs. Die Bandbreite ist zweifelsohne größer, und je nach Fahrstil und Terrain kann da der Wunsch nach Umwerferkompatibilität an einem Trailbike absolut gerechtfertigt werden. Also haben wir auch das möglich gemacht – wer will, kann sein ICB2.0 mit einem Direct Mount Umwerfer ausstatten. Allerdings werden ausschließlich SRAM Umwerfer nach S3-Standard passen, die Shimano Umwerfer kollidieren mit dem Yoke.

Fertig? Noch lange nicht!
Die Konstruktion ist abgeschlossen – aber die macht noch kein Fahrrad. In den kommenden Wochen werden wir mit euch gemeinsam das Design des Rahmens angehen. Dann werden schon die ersten Exemplare der 0-Serie erwartet, deren Tests auf dem Prüfstand wir begleiten werden. Sind diese Tests bestanden, beginnen Vorbestellung, Produktion und Vertrieb des Bikes.
Schon jetzt sagen wir aber Danke! Für all die Kommentare, Skizzen und Anregungen, die unser Trailbike besser machen. IBC, du bist großartig!
Der Beitrag Alutech ICB2.0: Vorstellung des zweiten Communitybikes ist auf MTB-News.de erschienen.