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Der Ergon BE1 Enduro Protect ist wohl einer der minimalistischsten Rucksäcke, die man sich kaufen kann. Der Großteil des Volumens wird von der speziell geformten Trinkblase eingenommen und die Form des Rucksacks selbst wird von der Möglichkeit dominiert, einen Helm so nah als möglich am Körper zu tragen. Geht das Konzept auf? Ist das Volumen sinnvoll nutzbar? Wir haben den Test gemacht.
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Test Ergon BE1 Enduro Protect Rucksack
Kurz & Knapp
Der Ergon BE1 Enduro Protect Rucksack ist von Ergon gemeinsam mit Fabien Barel entwickelt worden, um den Ansprüchen von Enduro-Rennfahrern zu entsprechen. So ist er ein stark reduzierter Rucksack der sich auf das notwendigste beschränkt und durch ein niedriges Gewicht und kleine Abmessungen deutlich von der Konkurrenz unterscheidet. Knappe 3,5l Volumen müssen bei diesem Rucksack mit integriertem Rückenprotektor reichen, der zum Preis von 159,95 € angeboten wird. Weniger Rucksack hat man wohl selten für mehr Geld bekommen – doch lohnt sich die Investition?
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Mit dem folgenden Text charakterisiert Ergon den BE1 Enduro Protect:
Reduced the max! Der erste lupenreine Race Pack für Gravity Rider. In Zusammenarbeit mit Downhill-Legende und Ingenieur Fabien Barel entwickelt. Die 4-fach Rückenlängeneinstellung, selbstjustierende Schultergurte, ein elastischer Hüftgurt mit Einhand-Justierung sowie 2 Tragesystemgrößen sorgen für eine perfekte, individuelle Passform. Superleichter, zertifizierter Vollintegral-Rückenprotektor.
Technische Daten
Ergon BE1 Enduro Protect | |
---|---|
Volumen | 3,5l |
Gewicht | 980 g |
Abmessungen (LxBxH) | 7 x 19 x 45 cm |
Größen | S, L |
Preis (UVP) | 159,95 € |
Farben | black, black/blue, black/red |
Material | Nylon, Polyester |
Ausstattung
Ausstattungsmerkmal | |
---|---|
Hüftgurt | ja |
Brustgurt | ja, elastisch |
Verstellung Rückenlänge | ja, vier Stufen |
Kompressionsriemen | nein |
Helmhalterung | ja, abnehmbar |
Rückenprotektor | ja, EN 1621-2, herausnehmbar |
Trinkblase | bis 1,5l (Ergon BH150 im Lieferumfang enthalten) |
Brillenfach | nein |
Werkzeugfach | nein |
Kartenfach | nein |
Regenhülle | nein |
Rücklichtbefestigung | ja |
Reflektoren | nein |
Praxisnutzen
Zum ersten Mal haben wir den Ergon BE1 Enduro Protect am Rücken von Fabien Barel in der Entwicklungsphase gesehen. Optisch unterscheidet sich der Rucksack deutlich von seinen konventionellen Konkurrenten, denn anstatt um ein Hauptfach mit großem Volumen herum zu designen ist hier von einem Rückenprotektor ausgegangen worden, der an verschiedenen Stellen verdickt worden ist – je nachdem, wo die Masse am besten zu platzieren gewesen ist.
Das Ergebnis ist ein Rucksack, der sehr minimalistisch ausfällt und sich an diejenigen richtet, die wirklich nur minimale Mengen an Ausrüstung und Nahrung mit auf den Trail nehmen wollen. Für Enduro-Profis leuchtet das aufgrund des geringen Gewichts direkt ein, doch auch für einen normalen Mountainbiker ist durchaus eine Anwendung denkbar: Die schnelle Hausrunde, kurze Touren ohne großen Bedarf an Wechselklamotten und Werkzeug. Hier kann theoretisch jeder von einem Rückenprotektor mit zusätzlichem Packvolumen profitieren.
Wir haben im Praxiseinsatz überprüft, wie gut der Ergon BE1 Enduro Protect nutzbar ist und ob er den Erwartungen entsprechen kann. Der hohe Preis und diverse Auszeichnungen wie jüngst der red dot Design Award lassen einiges erwarten.
Ergon BE1 / BE2 Enduro Rucksäcke by IBC_Tobi
Beladung & Sortierung
Kann ein so kleiner und schlanker Rucksack überhaupt irgendetwas schlucken? Beim direkten Vergleich am Schreibtisch unterscheidet sich der BE1 Enduro Protect doch offensichtlich von seinen Konkurrenten. Dort wo sonst ein Hauptfach des Rucksacks viel Volumen zur Verfügung stellt findet sich nur ein kleines Fach – gerade groß genug für eine kompakte Pumpe, Handy, Geldbeutel und Schlüssel. Wer präzise arbeitet, bringt auch noch einen Schlauch und zwei Reifenheber unter, doch damit ist dann definitiv Schicht im Schacht.
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Die Trinkblase ist der zweite große Bauraum des Rucksacks. Sie findet unten in einem separaten Fach Platz, das gleichzeitig als Auflage für den Helm dient. Um diesen Raum bestmöglich zu nutzen hat Ergon eine eigene Trinkblase (“BH150″)entwickelt, die im Preis inbegriffen ist. Der Schlauch kann aufgeräumt am Rucksack entlang geführt werden und auch auf dem Schultergurt finden sich genügend Ösen, um den Nachschub immer in Reichweite zu haben.
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Im selben Fach, in der auch die Trinkblase untergebracht ist, befindet sich eine kleine Netztasche. Diese ist jedoch bei voller Befeüllung der Trinkblase nicht zu benutzen und kann dann höchstens einen Geldschein aufnehmen. Hier merkt man, dass bei diesem Rucksack der vorhandene Platz für auf den letzten Millimeter ausgenutzt worden ist.
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Die Helmhalterung ist in gewisser Hinsicht das zentrale Element des BE1 Enduro Protect, denn sie bestimmt die Form des Rucksacks. So soll oben auf der Stufe und über dem oberen Fach der Helm getragen werden. Um das zu ermöglichen liegen im oberen Fach zwei dünne Spanngurte mit nummerierten Enden, die anzeigen, was wo eingehängt werden muss. Während sich ein Fullface-Helm so gut befestigen lässt (1x durch den Kinnbügel, 1x über die Gesichtsöffnung) fällt die Montage einer Halbschale schon schwerer. Hier heißt es viel durchfädeln und ausprobieren und im Ergebnis sitzt der Helm eher nicht ideal. Das ist insbesondere deshalb schade, weil ja im Renneinsatz die Halbschale auf dem Rücken getragen wird.
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Der Vorteil dieser Konstruktion soll sein, dass der Helm so nah als möglich am Rücken getragen werden kann. Das wirkt sich positiv auf die Fahrdynamik aus und soll auch dann einen sicheren Halt gewährleisten, wenn es im Rennen wild zur Sache geht.
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Kommen wir zum eigentlichen Fach, dem verbliebenen Packvolumen am BE1. Es ist klein und durch einen Reißverschluss einmal unterteilt. Platz für eine Brille ist genau so wenig wie für eine Regenhülle. Ein zusätzliches Fach findet sich noch seitlich auf dem Hüftgurt – das war’s.
In unserem Packtest tut sich der BE1 Enduro Protect so schwer. Ihm fehlen Spanngurte an der Außenseite um die Knieprotektoren aufzunehmen und das Volumen reicht nicht aus, um alle Werkzeuge zu verstauen. Auch der große Geldbeutel muss zu Hause bleiben.
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Qualitativ hinterlässt der Ergon Rucksack einen sehr guten Eindruck. Für den hohen Preis gibt es eine saubere Verarbeitung, die Stoffe fühlen sich hochwertig an und schöne Details wie die gummierte Unterseite sprechen dafür, dass hier überlegt worden ist, wofür der Rucksack eingesetzt werden würde. So radikal reduziert dieser Rucksack ist, so gut ist er gemacht. Die einzige echte Schwäche, die sich Ergon hier leistet ist, dass die Enden der Reißverschlüsse nicht verlängert oder gummiert sind. So wird die Handhabung erschwert und mit Handschuhen oder in der Eile zwischen zwei Etappen negativ beeinflusst. Darüber hinaus fehlt eine Möglichkeit, die überstehenden Enden der Gurte zu verstauen. Abschneiden und mit einem Feuerzeug verschmelzen wäre eine Option, doch tut das in Anbetracht des Preises mehr als nur weh.
Rücken, Gurte und Einstellungen
Um eine bestmögliche Passform zu bieten, verkauft Ergon den BE1 Enduro Protect in zwei Größen. Für jede der Größen ist die Rückenlänge von S bis XL in vier Stufen einstellbar, wodurch sichergestellt werden soll, dass der Rückenprotektor an der richtigen Stelle sitzt und das Tragesystem sich wie konstruiert nützlich machen kann.
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Alle Gurte des Rucksacks sind einstellbar – für schlanke Personen ist der Hüftgurt jedoch etwas zu lang geraten. Ergon setzt hier zum Erreichen einer bestmöglichen Fixierung bei hohem Tragekomfort auf einen durchgehend gepolsterten Gurt. Wenn dieser jedoch zu lang ist, kann man ihn nicht ideal mit der vorgesehenen Schnalle sichern. Etwas kürzer wäre hier besser. Praktisch ist hingegen die Markierung auf den Schultergurten die relativ zum Schlüsselbein angibt, ob man den Rucksack in die richtige Position gezogen hat.
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Das verstellbare Rückenteil besteht aus vier langen Mesh-Polstern, zwischen denen sich ein Belüftungskanal befindet. Das Mesh ist ähnlich dem Deuter Attack relativ dick und komfortabel ausgelegt und das untere Polster geht direkt in den Hüftgurt über. Diese Konstruktion sorgt dafür, dass sich die Polster mit dem Gurt mitbewegen können und für einen sicheren Halt am Rücken sorgen.
Die Schultergurte sind aus einem gummierten, extrem dünnen Stoff gefertigt. Das ermöglicht eine sehr gute Belüftung und der Rucksack hält fest am Trikot – auch wenn er gar nicht so stark vorgespannt wird. Die Gurte selbst sind am Übergang in das verstellbare Rückenteil drehbar gelagert und sollen sich laut Ergon so ideal an die Bewegungen des Fahrers anpassen.
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Ergon BE1 Enduro Protect Rucksack by IBC_Tobi
Der Hüftgurt ist wie der Rücken selbst mit Mesh-Polstern versehen und ist an den Seiten wie auch die Schultergurte aus einem weich beschichteten, dünnen Material gefertigt. Verschlossen wird der durchgehend breite Gurt mit einer breiten Schnalle, die einfach zu bedienen ist. Leider ist dieser Verschluss – wie bereits genannt – recht lang und so bei schlanken Fahrerinnen und Fahrern nicht ideal.
Sicherheitsausstattung
Welche Sicherheitsausstattung kann ein so minimalistischer Rucksack bieten? Während sich weder Reflektoren noch eine Pfeife am Ergon BE1 Enduro Protect finden, gibt es immerhin einen Clip zur Montage des Rücklichts und – selbstverständlich – einen Rückenprotektoren. Der wird von der Firma Leidel und Kracht hergestellt, die auch für Evoc fertigt, und erfüllt die Anforderungen der EN 1621–2. Der Rückenprotektor ist herausnehmbar und über einen breiten Klettverschluss gesichert. Er reicht allerdings nicht bis ganz oben an das Ende des Rucksacks und wandert relativ gesehen nach unten, wenn das Rückenteil verlängert wird. Das sollte bei großen Personen berücksichtigt werden.
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Auf der Tour
Tragekomfort & Belüftung
Wenn es auf den Trail geht schlägt die Stunde des Ergon BE1 Enduro Protect. Durch sein niedriges Gewicht, die kompakten Abmessungen und das gut gelungene Tragesystem lässt er sich schnell anpassen und sitzt dann erstklassig am Rücken. So leicht wie er ist gibt es keinen Grund hin und her zu wackeln und so kann der elastische Hüftgurt den Komfort steigern, während der Rucksack immer noch fest am Rücken sitzt. Er wandert im Downhill nicht in den Nacken und auch ein befestigter Fullface-Helm bereitet dem Rucksack keine Probleme. Das liegt vor allem daran, das ein Großteil des Gewichts – die Trinkblase – direkt zwischen den Enden des Hüftgurtes liegt und so ideal an Ort und Stelle fixiert werden kann.
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Durch die breiten und weichen Polster ist der Rucksack gleichzeitig sehr bequem zu tragen – und da ohnehin nur wenig Zuladung mit an Bord genommen werden kann, wirken sich die dünnen, ungepolsterten Schultergurte nicht negativ auf den Komfort aus.
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Da ist es auch kein Wunder, dass der Ergon auch bei der Belüftung gut abschneidet. Er ist leicht und bedeckt einen relativ kleinen Teil des Rückens, so dass viel Wärme direkt aufsteigen kann und nicht vom Rucksack zurück gehalten wird. So verschafft sich der Rucksack einen konstruktiven Vorteil, der von den breiten Belüftungskanälen am Rücken noch unterstützt wird.
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Schutz
Der Rückenprotektor im Ergon BE1 Enduro Protect wird wie bei Evoc von der Firma Leidel & Kracht in Deutschland hergestellt. Er erfüllt die Anforderungen der EN 1621–2:2014 und hört auf den Namen P–2D 04. Die Box-Konstruktion aus EPS ist sehr leicht und schlanker als bei Evoc, was das Gewicht nochmals reduziert.
Während das niedrige Gewicht den Vorteil hat, sich positiv auf den Tragekomfort auszuwirken, muss erwähnt werden, dass es anders als die mehrschichtigen Schaumstoffprotektoren vieler Konkurrenten nicht jeden Einschlag regenerieren kann. So kann ein Sturz bleibenden Schaden am Protektor verursachen, der nur durch einen Austausch des Protektors behoben werden kann. Andernfalls ist die Schutzwirkung nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet.
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Abgesehen davon deckt der Protektor die erforderlichen Bereiche ab und kann eng genug und sicher am Körper fixiert getragen werden, um seinen Schutz entfalten zu können. Gegenüber einem reinen Rückenprotektor – ohne die Rucksackanbauten des Ergons – ist der Abstand dennoch größer und die Fläche kleiner – ein Kompromiss den jeder selbst für sich entscheiden muss. Wer beim Enduro Rennfahren den vollen Schutz genießen will der sollte sich überlegen, ob er nicht mit einem echten Rückenprotektor besser bedient ist.
Fazit
Der Ergon BE1 Enduro Protect Rucksack ist ein konsequenter Minimalist. Das Packmaß reicht gerade so für die nötigste Ausrüstung und mit 1,5l ist auch die Trinkblase limitiert. Das Design ist jedoch wegweisend und abgesehen von kleinen Detailschwächen wie der Helmhalterung macht sich der radikale Ansatz in einem sehr angenehm zu tragenden und absolut ruhig sitzenden Produkt bezahlt. Wer nicht mehr braucht und genau diese Art von Rucksack sucht kann hier zugreifen – auch wenn der Preis hoch ist.
Preisvergleich Ergon BE1 Enduro Protect
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Weitere Informationen
Ergon Homepage
Bilder: Jens Staudt, Stefanus Stahl, Tobias Stahl
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de
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Der Beitrag Rückenprotektor mit Rucksack: Ergon BE1 Enduro Protect im Test ist auf MTB-News.de erschienen.