
Der Winter hat lange genug den Flowspiegel der Biker gedrückt. Jetzt heißt es: Keine Zeit auf Schotterpisten oder Schiebepassagen vergeuden. Die «Pfadfinder» der Supertrail Maps haben für 2015 neun neue Karten ausgetüftelt und zwei Klassiker grundlegend überarbeitet – damit wirklich jeder lohnende Trailmeter unter den Stollen landet. Wir haben vorab eine der Karten sowie die Supertrail Maps App ausprobiert und möchten unsere Erfahrungen hier mit euch teilen.
Dieses Video sagt (fast) alles
Ihr kennt das Prinzip der Supertrail Maps noch nicht? Dieses Video bringt kurz und kompakt auf den Punkt, wie die Idee dahinter und die Nutzung der Karten gedacht sind.
Neue Kartenblätter
Die besten Trails auf einen Blick – flowhungrige Biker führt die Supertrail Map ab sofort auch in Cortina d´Ampezzo, Wuppertal, Walchensee / Isartal, Schwäbische Alb und den Vogesen auf den rechten Weg. Insgesamt locken neun neue Kartenblätter in die anstehende Bikesaison. Eine Generalüberholung gab’s für die Maps “Vinschgau Ost” und “Tegernsee/Schliersee” – neue Traumpfade inklusive.

Wer ohne GPS auf Tour geht, wird sich über die nochmal besseren Kartendetails bei allen neuen Karten freuen: Wegnummern und namentlich gekennzeichnete Hütten sind nun in den auf Kompass-Karten basierenden Blättern eingezeichnet. Ein Vorteil, denn Hütten und Wegnummern sind in den meisten Regionen großzügig ausgeschildert, was den Abgleich von Gelände und Karte vereinfacht. Freunde digitaler Navigation können natürlich weiterhin auf die bewährte Scout App zurückgreifen.
Das Konzept
Nicht jeder muss Fan topographischer Karten sein, aber die Dinger stellen nunmal die beste bekannte zweidimensionale Darstellung eines Geländes und der darin verlaufenden Wege dar. Antipathie beruht meist auf Interpretationsproblemen allgemeiner (was bedeuten die Höhenlinien bergauf? wie weit ist das eigentlich?) oder spezieller Art – denn die Fahrbarkeit eines Trails ist ehrlich gesagt selbst auf der besten Schweizer Karte im Maßstab 1 : 10000 nur schwer zu erkennen. Während sich die Hangausrichtung, Vegetation, Steilheit und besondere Geländestrukturen gut erkennen lassen, sind dies für Mountainbiker nicht die alles entscheidenden Faktoren. Stattdessen ist für uns der Untergrund des Trails an sich entscheidend.
So kann ein Weg selbst in flachem Gelände unfahrbar sein, wenn nur die Steine am Boden grob genug liegen. Andersrum kann ein Trail in extrem steilem Gelände gut fahrbar sein, wenn er breit, griffig und einigermaßen glatt daher kommt. Deshalb enthält die STM die einzig relevante Information für Biker: Wie ist der Trail fahrbar?
Last but not least ist die Fahrbarkeit stark richtungsabhängig – eine weitere Hürde für die Kartographie. Diese Information muss also zusätzlich in die Karte – und für jeden Trail einzeln bewertet werden. Genau das haben die Macher der Supertrail Maps begriffen und für inzwischen ziemlich viele Gegenden durchgezogen. Zusätzlich sind die Karten wasser- und reißfest, ein klarer Vorteil gegenüber den Verschleißteilen der Alpenvereine und Eidgenossen.
Ausprobiert in Zermatt
Das Konzept klang für mich schlüssig – aber ausprobiert hatte ich es noch nie. Also auf nach Zermatt und mit einem Kartenautor, der Karte und der App ab auf die Trails. Drei Tage wollen wir auf den Trails rund um Zermatt und den Mons Montis, den Berg der Berge, verbringen. Zwar kommen wir immer wieder ins Tal, doch auch eine Übernachtung auf der Fluhalp ist geplant.
Gemeinsam mit Stefan und Lukas mache ich mich auf den Weg zur ersten Gondel. In Zermatt selbst braucht man keine Karte – an der Hauptstraße erfüllen diverse Luxus-Boutiquen das Klischee des Nobel-Skiorts, erfreulich volkstümlich kommt der Kirchplatz daher. Mangels Dämpferpumpe will ich mich gerade nach einem Bikeshop durchfragen, als mich Stefan dezent an die Karte in meiner Tasche erinnert. Tatsache: Auch der Bikeshop ist eingezeichnet, und sogar überaus freundlich und hilfsbereit, obwohl ich keinen Rappen da lasse. Also weiter zur Talstation der Bergbahn. Das Ticket war schon im letzten Herbst nicht günstig, und seit die Schweizer die Fixierung des Franken-Kurs aufgehoben haben, ist Urlaub in der Schweiz nochmals kostspieliger geworden. Aber selbst hoch fahren ist in Anbetracht der Dimensionen und des unglaublichen Gondel-Angebots eigentlich keine Option.
Den Berg der Berge sieht man nicht nur von einer der vielen Brücken im Ort, doch von dort besonders eindrücklich. Vor 150 Jahren stand Edward Whymper hier und brach zum Wettlauf um die Erstbesteigung des letzten unbestiegenen 4000er der Alpen auf. Fast 3000 m ragt das Horn über Zermatt auf, schier omnipräsent will es mit seinen steilen Wänden und scharfen Graten jeden Blick zur Postkarte machen. Aber ich schweife ab, eigentlich wollte ich ja zur Bergbahn. Anders als gewohnt will ich die Tour nicht gründlich planen, sondern die Karte auf die Probe stellen: Auf den Berg fahren und oben gucken, wie gut mich die Karte ins Tal bringt. Also gleich mal rein in die Bergbahn mit der größten Höhendifferenz – tatsächlich ist das auch die älteste Möglichkeit in Zermatt auf den Berg zu kommen, die zahnradbetriebene Gornergratbahn. Der Zug fährt stündlich, in den Stoßzeiten auch halbstündlich, und zwar den ganzen Tag. Schließlich bringt sie nicht nur Touristen zum Gornergrat, sondern auch Anwohner in die höher gelegenen Ortsteile. Das Zugpersonal verhindert jeden Engpass beim Einstieg, in dem Radfahrer gesondert warten und zuerst einstiegen – das erspart Konflikte beim Anheben der Bikes in die Halterungen und durch die Türen.

Gemeinsam mit dem erneut klischee-erfüllenden Klientel vom kamera- und gehstock-bewaffneten Touristen zuckeln wir den Berg hinauf. Die Blicke aus den großen Fenstern sind spektakulär, auf der Karte verfolge ich die Haltestellen und überlege, wo wir eigentlich aussteigen sollen. Schier endlos scheint das Angebot an Trails zu sein, und für den Anfang will ich mal das ganze Spektrum von gelb bis schwarz erfahren – und werde auf der Karte fündig. Von der Bergstation am Gornergrat auf 3090 m können wir uns allerdings nicht wirklich schnell lösen, was weniger an den Touristen sondern vielmehr an den unfassbaren Ausblicken liegt. Ganz ehrlich: Dieses Panorama schießt den Vogel ab. Monte Rosa, Breithorn, Castor, Matterhorn und ich weiß nicht welche 4000er noch alles bilden einen pompösen Ballsaal, in dem wir uns bald wie Ameisen vorkommen.

Aber zurück zu den Trails. Wir fangen orange an, passieren kurz nach der Bergstation ein Wanderersymbol, an dem wirklich viele Wanderer in Richtung Tal strömen, und dann geht’s gleich los. Der Trail schwenkt auf Lila um, die zweitschwierigste Farbe, und zwar ohne, dass die Höhenlinien große Steilheit symbolisiert hätten. Tatsächlich findet sich im Gelände aber eine Steilstufe, die niedriger als die Äquidistanz der Höhenlinien in der Karte ist, und deshalb kaum aufgeführt werden kann. Die Spitzkehren des Wanderwegs lassen die Steilheit vermuten, durch die Farbe wird’s aber offensichtlich. Danach wechseln wir über rote wieder auf orangene Trails, und was kann ich sagen, viel besser wird’s wohl nicht: Fantastische Flowtrails mit leichten Kurven und hohem Tempo zirkeln durch diese hochalpine Bergwelt, das sich im See spiegelnde Panorama ist da nur das Tüpfelchen auf dem i.
An der Riffelberg-Station wird’s unübersichtlich: Hier gabeln 4 Trails und 2 Forstwege auseinander. Die Detaillierung der Karte reicht aber aus, um den richtigen Trail zu identifizieren, passt. Gerade als ich den Weg besonders ausführlich loben will, fällt mir der Daumen in der Karte auf – da kann ich mich nur anschließen. Wir drehen eine weitere Runde Gornergrat, und weil die Abfahrten mit 1500 hm und Gucken fast eine Stunde dauern, ist es dann auch schon Mittag. Tatsächlich vermisse ich jetzt ein Symbol in der Karte: “Gutes Essen” – das wäre noch was!
Am Kirchplatz werden wir fündig: Selten habe ich von einer so schlecht gelaunten Bedienung so ein gutes Sandwich gemacht bekommen, es schmeckt einfach fantastisch, schon jetzt weiß ich, wo ich meinen “Gutes (bezahlbares) Essen”-Button auf der Karte platzieren würde. Tatsächlich gibt es in den Karten “Restaurant”-Buttons, aber nicht in einer Ortschaft, in der alle drei Häuser eines zu finden ist. Nach der Mittagspause zieht es uns in Richtung Monte Cervino, wie das Matterhorn im Italienischen heißt: Mit der Gondelbahn über Furi zur Station Schwarzsee, immer Richtung Berg. Wir steigen aus, machen uns auf den Hobbit-Trail und wundern uns, wie dieses Stück Neuseeland hier in der Schweiz gelandet ist. Die Karte gibt wieder den Daumen, wieder kann ich zustimmen.
Der Trail führt leider nicht ganz bis ins Tal, stattdessen lässt sich mit etwas Treten ein weiterer schöner Trail anhängen. Als wir wieder in die Gondel steigen, bleiben wir einfach mal bis Trockener Steg sitzen. Das ist offiziell nicht erlaubt, aber manchmal hat man Glück. Als wir den Trail bei tief stehender Sonne ins Tal fahren, müssen wir ihn nur mit den Steinböcken teilen. Die absolut beeindruckenden Ziegen haben es nicht eilig, den Singletrail für uns zu verlassen. Einige hundert Höhenmeter tiefer Abendessen im Restaurant “Zum See” etwas oberhalb von Zermatt. Ich kenne mich mit Gourmet-Essen nicht aus, aber wenn mir Kalbsleber schmeckt, ist sie gut gekocht…
Um niemanden zu langweilen: Eine Übernachtung auf der Alp Flue mit Halbpension gehört ebenfalls in die Kategorie “nicht günstig, aber unvergesslich”. Die Hütte wird von Tirolern bewirtet, die die Gastfreundschaft einfach im Blut haben, die Küche beherrschen und sich um jeden Wunsch bemühen – für uns zum Beispiel das Abendessen mit Blick auf Sonnenuntergang über dem Mattertal. Davor bietet sich entweder die Abfahrt vom Gornergrat an, oder aber ein Abstecher in hochalpine Gegend: Nur 400 hm muss man selbst treten, schieben und tragen, dann steht man auf dem 3414 m hohen Oberrothorn.
Das völlig Überraschende daran: Trotz der enormen Höhe ist der Weg quasi glatt wie ein Babypopo, als hätte jemand gekehrt. Die Wahrheit ist: Es hat jemand gekehrt. Zermatt beschäftigt 6 Wegepfleger in Vollzeit, die ständig damit beschäftigt sind alle Wege in Schuss zu halten. Davon profitieren Mountainbiker und Wanderer gleichermaßen, das Ergebnis sind Flowtrails in schwindelerregender Höhe. Nach 400 hm Aufstieg schon auf 3400 m zu stehen fühlt sich zwar ein wenig geschummelt, aber auch einfach gut an. Auch diese Seite des Tals weiß zu beeindrucken, als wir am nächsten Morgen am Stellisee die Spiegelung des Panoramas bestaunen und uns wenig später den “Murmeltier-Trail” hinunterjagen – auf dem wir zwar keine Murmeltiere, aber dafür jede Menge Walliser Schwarznasenschafe treffen. Die zotteligen Gesellen genießen wie wir die frühen Sonnenstunden, doch die Trailmap warnt: Bald kommen die Wanderer, schnell weiter! In der Gegend lohnt der fast ebene, super flowige Trail durch “Üssere Wäldli”, an dessen Einstieg es luftige Tiefblicke aufs Dorf gibt.

Auch am dritten Tag gibt es in Zermatt noch genügend neue Trails zu entdecken. Die Fahrt mit der ersten Gornergratbahn lohnt, es ist knackig frisch aber sonnig. In der ersten Bahn sitzen auch die Pony-großen Bernhardiner, die für die Touristen auf den Berg gebracht werden. Zu kitschig? Sicher, also schnell wieder Richtung Tal.
Um 9 Uhr morgens sind wir komplett allein in dieser wunderschönen Bergwelt und beginnen Schwierigkeitsraten mit der Supertrail Map. Wir fahren, ich rate die Schwierigkeit und erst dann ziehen wir die Karte raus. Als ich fast immer richtig liege, überlege ich kurz, ob jetzt ich oder meine Guides einen guten Job machen. Mein Fazit: Es war derjenige, der die Skala entwickelt hat. Die fünf Stufen gelb, orange, rot, violett und schwarz sind alle eindeutig zu unterscheiden und nachvollziehbar. Die Schwierigkeitsstufen der Supertrail Maps sind hier ausführlich beschrieben und in der Praxis tatsächlich klar zu differenzieren.

Zu guter Letzt haben wir auch die App ausprobiert. Auch erfahrene Kartenleser und all jene, die des Rückwärts Einschneidens fähig sind, werden GPS und Kompass zu schätzen wissen. Damit positioniert die App den aktuellen Standort genau auf der digitalen Karte, dreht unmittelbar mit und erlaubt ein feines Hineinzoomen. Einziger Haken: Die meisten Smartphones stoßen bei Sonneneinstrahlung an ihre Grenzen, was die Lesbarkeit angeht – und der Akku macht auch irgendwann schlapp. Ob Papier oder LCD bleibt also in erster Linie Geschmacksache, ans Ziel führen beide. Zum Abschluss wollte ich noch eine Liste meiner Lieblingstrails aus Zermatt anfügen – leider konnte ich mich nicht festlegen.
Verlosung
Klingt, als könntest Du eine Supertrail Map gebrauchen? Dann poste Deinen Supertrail-Gesichtsausdruck hier im Thread – etwa so wie der hier, und Deine Chancen stehen nicht schlecht, zu den 10 glücklichen Gewinnern zu gehören, die sich eine Karte aussuchen dürfen.
Eine Antwort pro Teilnehmer zählt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen; Bekanntgabe der Gewinner und alle Angaben ohne Gewähr. Ausschluss der Teilnahme von Zweit- oder Fakeaccounts vorbehalten. Das Gewinnspiel endet am kommenden Dienstag, den 28.04.2015 um 16 Uhr.
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Alle Infos gibt´s natürlich auch auf der überarbeiteten Homepage www.supertrail-map.com.
- Tipp #1: Bis 10.05.15 gibt es durch einen Gutscheincode 20 % Rabatt auf alle Karten im Online-Store.
- Tipp #2: Bis 10.05.15 ist die Scout App für iOS im Appstore gratis. Und das Kartenblatt Bike Festival Riva gleich dazu.
- Tipp #3: Wer die Karten mal in die Hand nehmen will, findet den Supertrail Stand am Gardasee direkt am Ausgang 3 bei der Riva Bar.
Der Beitrag Neue Supertrail Maps: Geheimtipps für die Hosentasche – Kartenblatt Zermatt ausprobiert [Gewinnspiel] ist auf MTB-News.de erschienen.