
Shimano XT M8000 2X11 Test: vier Jahre hatten wir Zeit uns an die bisherige Shimano XT zu gewöhnen, jetzt war es Zeit für die Wachablösung. Die neue XT-Gruppe [Vorstellung – Shimano XT M8000] steht am Start und kommt mit mehr Schaltvarianten denn je – wir haben die 2×11 Variante der XT-Schaltung am Gardasee einem ersten Test unterzogen.
Im Stand
Was ist neu an der M8000 Schaltgruppe?
Zu den wichtigsten Merkmalen, die sich direkt erkennen lassen, gehören für mich:
- Übersetzungsbandbreiten: 1X11 mit 11-42 Zähnen, 2X11 mit 26/36 und 11-40 Zähnen
- I-Spec II: Lösung zur Kombination von Schaltung und Bremse
- Sideswing Umwerfer mit geänderter Zugführung
- Einstellbare Dämpfung des Schaltwerks
All diese Merkmale lassen sich direkt am Testrad erkennen und begutachten. Am gefälligsten ist dabei sicher I-Spec II. Damit lassen sich Shimano Schalthebel und Shimano Bremshebel nun besser denn je kombinieren. Herzstück des Systems ist die flache Schelle für den Schalthebel, die vom Bremshebel mit an den Lenker geklemmt wird. Sie benötigt dadurch keinen Platz am Lenker selbst. Der Schalthebel lässt sich, und das ist neu, gegenüber dieser Schelle nicht nur verschieben, sondern auch neigen. Die Einstellung wird zudem mit einen Inbus und nicht mit einem Maulschlüssel vorgenommen. So lässt sich das Cockpit wirklich klasse einstellen, und es bleibt viel Platz für sonstige Lenkerfernbedienungen. Die Schalthebel sind sowohl für klassische Klemmschellen- Montage als auch in den zwei I-Spec Versionen verfügbar.

Auch die einstellbare Dämpfung des Schaltwerks ist eine schöne neue Lösung. So lässt sich die Dämpfung nun nicht mehr nur an oder aus schalten, sondern auch einstellen. Dazu findet sich an der Schaltwerk-Unterseite ein Gumminippel, unter dem mit einem Innensechskant die Dämpfung variiert werden kann. Um die Einstellung zu überprüfen, kann mittels einem Drehmomentschlüssel mit Torx T25 am Schaltwerkkäfig gedreht werden, wodurch sich die Dämpfung exakt einstellen lässt.


Alle Teile wirken sehr hochwertig: Keine scharfen Grate, dafür glatte und gleichmäßige Oberflächen sowie gelaserte Logos. Der Sideswing-Umwerfer ist auf den ersten Blick als neu zu erkennen, und er soll auch gleich eine der wichtigsten Neuigkeiten sein. An unserem Cube Stereo 140 Testbike wurde wohl bei der Entwicklung noch nicht daran gedacht, der Schaltzug passt dennoch super. Hintergrund: der Schaltzug kommt bei Sideswing direkt ohne Umwege von vorne zum Umwerfer (Foto). Ein Rahmen muss also nicht unbedingt für Sideswing gemacht sein; es gibt auch Rahmen, bei denen die Züge sich bereits passend verlegen lassen – sollte Sideswing nicht passen, gibt es den neuen XT Umwerfer auch als Down oder Top-Swing-Version.


Auf dem Trail
Cockpit angepasst, Fahrwerk eingestellt und los geht’s. Wie die meisten Kettenschaltungen im Neuzustand läuft die Kette seidenweich und leise, das hätten wir auch nicht anders erwartet. Bergauf können wir uns in der Praxis davon überzeugen, dass die Theorie stimmt und der neue kleinste Gang (26 auf 40) quasi dem kleinsten Gang einer 3X10 Gruppe entspricht, er liegt irgendwo zwischen 22/36 und 24/36. Die Kettenlinie wirkt dabei völlig vertretbar, kein Rasseln, gar nichts. Nur mit zusätzlichem Federn kommt es bei Schlägen ab und zu zu Umwerfer-Kontakt, hier macht sich Sideswing bemerkbar. Der Käfig ist nun nämlich mit quasi vertikalen Stegen ausgeführt und nicht mehr wie bisher geneigt, weshalb die Fahrt am Fully fortan etwas leiser sein dürfte.
Das Schalten selbst ist die helle Freude: Knackig wie nie, mit gefühlt etwas erhöhtem Widerstand zwischen den einzelnen Gängen, rasten die Gänge schön präzise ein. Am größten ist der Schritt beim kleinen Hebel, mit dem am Schaltwerk in größere Gänge geschaltet wird. Hier bietet die XT weiterhin die Möglichkeit, zwei Gänge in einem Rutsch zu schalten. Doch während man bisher häufig versehentlich zwei Gänge schaltete, sind die Rasten nun sehr klar und spürbar definiert. Die Ergonomie selbst passt, die griffigen Oberflächen der Schalthebel helfen da zusätzlich.

Die Schaltvorgänge des Umwerfers gelingen leicht, benötigen aber trotz der neuen Steighilfen noch deutliche Kurbelrotation. Hier hatte ich mir vielleicht zu viel erhofft, ein Umwerfer bleibt ein Umwerfer und der Schritt vom kleinen aufs große Kettenblatt ist auch mit jetzt 10 Zähnen Differenz noch nicht ganz unerheblich.


Geht es bergab, so kommt der große Moment der Schaltwerksdämpfung SHADOW+. Selbst in der ab Werk ausgelieferten Einstellung ist die Dämpfung gegenüber dem Vorgänger noch minimal erhöht. Der Schaltwerkskäfig bleibt damit auch in holprigen Passagen schön ruhig. Wer will, kann die Dämpfung noch straffer stellen – oder eben sanfter. Das soll die Effizienz erhöhen und den Hinterbau leichter arbeiten lassen, in der Praxis scheinen diese Argumente jedoch wenig schwerwiegend gegenüber der besseren Kettensicherheit bei hoher Dämpfung.

Einziges Manko am Schaltwerk auf den ersten Blick: Es sind eigentlich nur noch ein langer und ein sehr langer Käfig verfügbar. Das liegt daran, dass Shimano auf Nummer sicher geht und selbst den Extremfall abdeckt:
Man kann vorne und hinten die Kette aufs größte Zahnrad legen und auch noch einfedern – dafür braucht das Schaltwerk eine entsprechende Kapazität. Im Gegenzug ist der Käfig so lang, dass er gefühlt fast bis zur Felge reicht. Wer hier im falschen Gang zu knapp an einem Stein vorbeifährt, kann unerwünschten Kontakt erzeugen.
Fazit zur Shimano XT M8000 2X11 Schaltung
Der erste Eindruck ist ein überaus positiver. Shimanos neueste XT zeigt sich in einigen Details gegenüber dem Vorgänger-Modell verbessert. Ergonomie, Schaltgefühl und Präzision sind erstklassig. Vor allem die Merkmale “I-Spec II”, der Sideswing-Umwerfer und die einstellbare Schaltwerksdämpfung scheinen echten Mehrwert zu bieten.
Bleiben zwei Dinge herauszufinden: Kann die neue XT auch in Sachen Zuverlässigkeit an ihre Vorgänger anknüpfen, und kann auch die 1X11 Ausführung überzeugen? Wir werden es herausfinden und berichten.
Hier findest du alle technischen Infos rund um die neue Gruppe: Vorstellung Shimano XT M8000 Gruppe
Der Beitrag Shimano XT M8000 2X11 Schaltung: erster Test in Riva ist auf MTB-News.de erschienen.