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Riva 2015: Erster Test – so fährt das Deaneasy Doppelkammer-System

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Neben einer ausführlichen Vorstellung des Deaneasy-Systems durch die Entwickler konnten wir am Gardasee auch eine erste Testfahrt mit dem der Doppelkammer im Reifen unternehmen. Also haben wir beide Kammern mit Luft gefüllt und uns auf die Trails gemacht.

Testbedingungen

Die Idee des Tests war, Bikes mit und ohne Deaneasy im direkten Vergleich Probe zu fahren. So wurden neben Alutech Fanes Enduros auch zwei Alutech ICB2.0 mit Doppelkammer-System aufgebaut, und ebenso viele Bikes ohne. Anschließend fuhren wir zwei Trails und wechselten dabei die Bikes regelmäßig durch. Während wir die Bikes aufbauten, regnete es noch heftig, doch genau zur Testfahrt hatte das Wetter erbarmen. So fuhren wir auf nassen Trails am Gardasee – wer schon einmal dort war, weiß: Auf dem Kalkstein entwickelt sich bei Nässe eine schön schmierige Schicht, dazu Steine und Matsch. Alles in allem durchaus anspruchsvolle Testbedingungen. Wir fuhren den flowigen Narancho (übrigens der spaßigste Trail, den ich bisher am Lago gefahren bin) und den Skull, der auch für seine Felspassagen bekannt ist.

# So funktioniert's - der Schlauchreifen dient als Durchschlagschutz und stützt den Reifen

Das System in Kürze

Deaneasy – das ist ein Schlauchreifen im Reifen. Der innere Schlauchreifen kann mit 8 Bar befüllt werden und übernimmt zwei Funktionen: Er drückt den Reifen gegen die Felgenflanken und dient als Durchschlagschutz, da er über die Felgenhörner hinaus steht. Der Reifen selbst wird tubeless aufgebaut und kann mit sehr niedrigem Reifendruck gefahren werden, denn Burping und Durchschläge stellen dank Innenkammer kein Problem dar.

# Auf geht's - einstellen des Reifendrucks und des Drucks der inneren Kammer
# Deaneasy verwendet ein Autoventil außen - ein Sclaverand-Ventil füllt den Tubular im Inneren
# Über das rote Ventil wird der Reifen befüllt

Testfahrt

Am Parkplatz wurden unsere Bikes mit relativ gewöhnlichem Luftdruck ausgestattet:  1,4 Bar hinten im eigentlichen Reifen, sowie 8 Bar in der inneren Kammer. Auf der ersten kurzen Tretstrecke bergauf war dabei kein Nachteil hinsichtlich des Rollwiderstands festzustellen. Das verwundert nicht, denn der Reifendruck war nicht so außergewöhnlich niedrig (gewöhnlich fahre ich lediglich etwa 0,3 Bar mehr) und bei den Reifen handelte es sich um gewöhnliche WTB Vigilante (Vorne) und Trail Boss Reifen (hinten). Das gleiche galt jedoch auch für den Grip: Gut, aber nicht so, dass er mich vom Hocker gehauen hätte. Als ich bergauf über einige nasse Schrägen fuhr, rutschte der Hinterreifen genau so zur Seite, wie ich es erwartet hätte. Der Fahrkomfort dabei hoch, aber irgendwie nicht ganz die beeindruckende Vorstellung, die ich mit Schwalbe Procore erlebt hatte.

# Auch in langsamem, technischen Geläuf überzeugt Deaneasy - hier im Bild der direkte Vergleich ohne Doppelkammer

Bei der ersten Pause ließen wir dann kollektiv Luft ab: Auf 1 Bar am Vorderrad und 1,1 Bar am Hinterrad. Ab diesem Moment gab es bei den Fahrern der Bikes mit Doppelkammer den sprichwörtlichen Aha-Effekt. Die weichen Reifen schmiegen sich jetzt an jeden Fels, bereits beim Aufsitzen federt man richtig spürbar in die Reifen. Wenn man das Bike hochhebt und fallen lässt, landet es soft, beinahe wie ein Downhill-Bike. Und ähnlich selbstsicher steht man auf dem Bike. Die weicheren Reifen lassen das Bike sicherer stehen, geben sofort Selbstvertrauen. Beim hin und her wechseln mit den Bikes ohne Doppelkammer und mit normalem Reifendruck (1,7 Bar) wird der Unterschied direkt deutlich.

Klar, auch ohne Doppelkammer kommt man den Berg runter, und in den flowigen Passagen mit Waldboden ist kein Nachteil spürbar. Doch sobald der Trail fordert, Steine vor die Reifen schmeißt und Wurzeln quer schlagen, ist weniger mehr. Weniger Reifendruck heißt mehr Komfort. Dabei handelt man sich tatsächlich kein sonderlich schwammiges Gefühl ein, stattdessen zieht der Reifen sauber um die Kurve. Die Stützwirkung des inneren Kerns scheint also zu funktionieren.

# Schnelle Kurvenfahrt - der Reifen knickt nicht um, es lässt sich stabil durch die Kurve fahren.

In offenen Steinfeldern, wo man es richtig stehen lassen kann, halte ich bewusst auf einige Felskanten drauf. Der Reifen schlägt durch, was soll er auch sonst tun. Doch der Durchschlag fühlt sich erstens nicht ganz so martialisch an, wie wenn man mal wieder die Felge angeschlagen hat, und zweitens kann ich die Fahrt unbeirrt fortsetzen. Wegen des erhöhten Kerns hätte ich eigentlich erwartet mit nur 1 Bar häufiger Durchschläge zu haben, doch die kleinere Luftkammer scheint sich hier positiv auszuwirken.

# Nasse Testbedingungen am Lago
# Ich sag's jetzt mal so - auf der nassen Holzrampe hilft auch wenig Druck nur bedingt. Irgendwann braucht es einfach auch das passende Gummi.

Wo also ist der Haken? Am Deaneasy-System scheint wenig kaputt gehen zu können: Konventionelles Ventil, konventionelle Gewebekonstruktion, kaum äußeren Belastungen ausgesetzt. Das rote Extra-Ventil, das die äußere Kammer befüllt, muss natürlich auch dicht halten. Bei unseren Testsystemen ist das wenig elegant über Zweikomponenten-Klebstoff gelöst, doch die eingeschraubte Variante klingt da besser zu handhaben. Hier soll dann auch die Tubeless-Milch mithelfen, das System abzudichten.

Grip und Kontrolle ohne Grenzen? Klares Nein! Auch wenn wenig Druck viel hilft – es gibt Situationen, in denen das nicht reicht. Wenn Oberflächen rutschig genug sind, so hilft die vergrößerte Auflagefläche nur bedingt weiter. Dann braucht es ein entsprechend griffiges Gummi.

# Boom, gediegen auf den Kern durchgeschlagen - macht einfach nichts.

Bleibt die Sache mit dem benötigten 10 mm Loch in der Felge. Hier fragen wir uns, ob das wirklich die bessere Lösung ist, als mit 2 normalen Löchern zu arbeiten, wie es bei frühen Procore-Varianten der Fall war. Die benötigten auch kein Spezialventil, sondern lediglich ein gewöhnliches Tubeless-Ventil.

Fazit

Voraussichtlich 240 € sind eine knackige Investition, noch dazu, wenn man dann auch noch seine Felgen aufbohren muss. Aber wir haben es bei Procore gesagt und sagen es hier gerne noch einmal: Keine andere Tuning-Maßnahme für denselben Preis wird für einen solch deutlichen Vorteil hinsichtlich Fahrkomfort und Fahrsicherheit sorgen. Wie sehr der extrem niedrige Luftdruck bergauf bremst, müssen wir noch erfahren, bisher scheint uns der Nachteil, insbesondere abseits von Asphalt, äußerst gering auszufallen. Das Gewicht von Deaneasy + Dichtmilch dürfte dem eines 200 g Schlauch ziemlich ähnlich sein, weshalb ein Gewichtsnachteil nur geringfügig bestehen sollte.

Der Beitrag Riva 2015: Erster Test – so fährt das Deaneasy Doppelkammer-System ist auf MTB-News.de erschienen.


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