
Der Rennbericht vom GDC Willingen aus doppelter Sicht: Franzi Meyer, aktuell schnellste deutsche Fahrerin in Downhill und Enduro, sowie Patrick Neukirchen, MRC Young Guns Teamchef und Masters-Teilnehmer, haben das GDC-Rennen für uns zusammengefasst. Dass die Überschriften der beiden das Wetter thematisieren, kommt nicht von ungefähr… Die Fotostory zum Rennen kommt von unserem Fotografen vor Ort, Thomas Dietze.
Vom Winde verweht
von Franzi Meyer
Bereits zum zweiten Mal fand am Wochenende der zweite Stopp des German Downhill Cups auf der abgeänderten World Cup-Strecke in Willingen statt. Neben Festival, Marathon, Enduro und vielen betrunkenen Sauerlandstern-Gästen gab es auch wieder viel Raceaction auf der Downhillstrecke zu bewundern. Am Ende sind Andreas Sieber (GER – Radon Factory Racing) und Franziska Meyer (GER – Conti Nicolai Team) die Schnellsten.
Der Freitag brach in Willingen an und die große Wiese am Fuß vom Ettelsberg füllte sich mit Zelten, Autos und einer Menge Fahrer. Ein bisschen zu lange geschlafen, einige lahme Autofahrer auf den Landstraßen nach Willingen und zack hatte ich den Trackwalk verpasst. Nachdem ich mir ein paar Streckeninfos geholt hatte, war aber klar: es ist ziemlich ähnlich zum letzten Jahr und so ging es dann eben ohne Begehung direkt zum Training.
Auf der ersten Abfahrt zeigte sich die Strecke schneller als im letzten Jahr, ein paar von den Sprüngen waren wieder eingebaut, allerdings fast alle zugeschüttet und somit entschärft. Der extrem trockene und staubige Boden sorgte für viel Hin- und Hergerutsche in Kurven und für fiese Hustenanfälle, wenn man mal in eine Staubwolke vom Fahrer vor sich geriet. Insgesamt war der Track zwar wenig technisch, aber dafür sehr kurzweilig und spaßig.
Abends wurde dann schon mal alles für die Nacht sturm- und regensicher gemacht, denn der deutsche Wetterdienst hatte eine Unwetterwarnung für das Sauerland ausgesprochen. Also nochmal alle Pavillons ordentlich sichern, auf dem Festivalgelände alle Beachflags abbauen und schlafen gehen.
Der Samstagmorgen zeigte dann, dass die ganze Aufregung umsonst war, kein Tröpfchen Regen war gekommen und die Strecke so staubig wie am Vortag. Im Verlauf vom Samstag konnten dann diejenigen, die zum ersten Mal bei einem Rennen hier waren, nur über das allwöchentliche Samstagsschauspiel staunen. Etwa 1000 feierwütige Partypeople fahren mit der Kabinenbahn zur Ettelsberghütte direkt neben dem Start der Downhillstrecke, trinken eher mehr als weniger Alkohol und kugeln/stolpern/rollen dann ab Nachmittags wieder den Berg runter. Wer schon mal hier war kennt das, wer zum ersten Mal hier ist, guckt ein bisschen komisch… Auf jeden Fall macht es die Liftfahrt sehr kurzweilig und lustig.
Pünktlich zum Beginn von den Seeding Runs setzte der typische Willingen-Wind ein. Da der obere und untere Teil der Strecke nicht geschützt im Wald, sondern im Freien liegen und man dort auf einigen Sprüngen ordentlich Airtime hat, ist der Wind hier nicht zu unterschätzen. Ich fand mich mit den anderen Elite Mädels kurz vor unserer Startzeit oben am Ettelsberg ein und man konnte an den vielen wartenden Fahrern schon sehen, dass es wohl eine Startverzögerung gab. Langsam drang dann auch durch weshalb und wir wurden vor dem Zielsprung gewarnt – denn dort waren viele Fahrer aus den Hobbyklassen mitten in der Luft vom Wind erfasst worden und gestürzt. An dieser Stelle noch gute Besserung an alle Verletzten!
Die Rennleitung traf kurze Zeit später die Entscheidung, das Ziel 50m vorzuverlegen und somit den Zielsprung aus der Wertung zu nehmen. Eine Entscheidung, die meiner Meinung nach die einzig richtige war, denn der Wind hielt sich bis Sonntag und hätte sonst mit Sicherheit für noch mehr Verletzte gesorgt. Etwas später als geplant ging also der Seeding Run über die Bühne. Bei den Elite Herren wurde die Bestzeit auf der Strecke von Rick Balbierer (Team NRG) auf 2:04.090 gesetzt, gefolgt von Andreas Sieber und Fabian Heim. Die U19 und U17 gewannen Tim Schüßler und Max Hartenstern. Bei den Masters setzte sich Benjamin Herold durch und bei den Elite Woman konnte ich mich mit einem guten Lauf vor Maria Franke und Sarah Lentes behaupten.
Der Sonntag zeigte sich von seiner besten Seite für uns Fahrer, blauer Himmel, etwas Wind und viele Zuschauer an der Strecke, die ordentlich Lärm machen. Die Aufregung stieg, je näher es an die Finalläufe ging und ich war ganz besonders nervös, da ich als letzte in meiner Klasse aus dem Starthäuschen fahren sollte. Eine ganz untypische Startreihenfolge in den Klassen sorgte bei den Elitefahrern für eine sehr kurze Pause zwischen Training und Rennlauf. Grund dafür war ein Fernsehteam, welches nicht den ganzen Tag Zeit hatte und wohl am liebsten die spektakulärsten und schnellsten Läufe von den Elite Herren abgefilmt haben wollte.
Also ging es ganz untypisch für einen GDC schon um kurz vor 13 Uhr an den Start für mich. Jetzt hieß es volle Konzentration, denn es warteten Podiumsplätze, wertvolle Punkte für die Gesamtwertung und ein Fernsehteam! Also volle Kraft voraus aus dem Starthäuschen, so viel treten wie es die Beine und das größte Kettenblatt zulassen, die Sprünge sauber nehmen, durch die zwei frischen, losen Waldkurven Geschwindigkeit mitnehmen und ganz am Schluss nochmal richtig durchtreten bis ins Ziel.
Wieder ein sauberer Lauf, ein dickes Grinsen, weil es so viel Spaß gemacht hat – und dazu noch der Gewinn in der Elite Woman Klasse mit 2:23.730 vor Maria Franke und Katrin Karkhof. Bei den Elite Männern konnte Rick Balbierer seinen Vortagessieg nicht wiederholen und landete auf Platz 2. Sieger wurde, wie schon im Vorjahr, Andreas Sieber mit einer Zeit von 2:05.199 Min. In der U17 Klasse dominierte Max Hartenstern mit einer Wahnsinnszeit, die in der Elite Herren Klasse für den fünften Platz gereicht hätte. Riesengroßen Respekt und Glückwunsch dafür!!
Wie auch schon im Seeding Run gewann Tim Schüßler die U19 Klasse. Bei den Pro Masters holte sich Nino Antic den Sieg. Nachdem alle Hobbyklassen ebenfalls im Ziel angekommen waren, fand die Siegerehrung leider nur im kleinen Kreis im Zielbereich statt, denn die meisten Zuschauer waren wieder in Richtung Festivalgelände verschwunden, wo alle anderen Siegerehrungen auf der großen Hauptbühne stattfanden. Das Wochenende war für mich persönlich und wahrscheinlich auch für viele andere Fahrer sehr gut, denn wir hatten eine spaßige Strecke, viel Zeit zum Trainieren, eine meistens erträgliche Wartezeit am Lift und immer genug Wasser im Start- und Zielbereich, was bei so viel Staub und Hitze wirklich angenehm ist.
Vielen Dank für dieses schöne Wochenende und Glückwunsch an alle Sieger und Platzierten, auch wenn hier nicht alle genannt sind.
Wetterprognosen.
von Patrick Neukirchen
Nun ja, es gibt mittlerweile unzählige Wetter-Apps, die scheinbar alle eins gemeinsam haben: Sie funktionieren nicht. An diesem Wochenende glücklicherweise zu unserem Vorteil. Für den Samstag und den Verlauf der Qualifikation waren teils heftige Regenschauer vorhergesagt, die aber letztendlich auf Grund des heftigen Windes ausblieben.
Apropos Wind: Die Strecke in Willingen ist seit vielen Jahren bekannt. Bekannt für geringen technischen Anspruch, aber durchaus hohe Geschwindigkeiten mit weiten Sprüngen. Die Sprünge sind für jedermann gut „anfahrbar“ ,und hier liegt das Risiko der Strecke. Viele überschätzen ihre Fahrfähigkeiten und es kommt zu heftigen Stürzen.
Wenn man allerdings als Streckenbauer hingeht und im Zielbereich einen Sprung kreiert, der auf Grund des immer existenten Windes (meist aus gleicher Richtung) in Willingen extrem gefährlich ist und wahnsinnig viele Starter per Helikopter ins Krankenhaus müssen, sollte man das Ganze mal hinterfragen bzw. überdenken. Der Sport bringt durchaus seine Gefahren mit sich – das ist auch jedem Starter bewusst – aber muss man den Sport künstlich in solch einem Licht darstellen?
Nach geschätzten drei Helikoptern nebeneinander entschied man sich, das Ziel räumlich vorzuverlegen. Diese Mitteilung ereilte als erstes die Lizenz Masters, die mittlerweile mehr als eine Stunde auf ihren Start warten mussten. Diese langen Wartezeiten waren für viele Starter nicht einfach, ständiges Aufwärmen und doch wieder warten sorgte für eine teilweise chaotische Qualifikation.

Sonntag war das Wetter ein Biker-Traum. Die Startzeiten der gesamten Klassen wurden komplett umstrukturiert, da sich das Fernsehen für den Sonntag ankündigte. So kam es erstmals dazu, dass alle Eliteklassen als erstes starteten und erst im Anschluss die Hobbyklassen. Diese Umstrukturierung sorgte anfangs bei allen Fahrern für ordentlich Verwirrung, der Informationsfluss war an diesem Wochenende etwas zäh.
Als erstes begannen die Lizenz U17, wo Max Hartenstern das Rennen für sich entschied, wohlgemerkt mit einer Zeit, die bei der Elite für eine Top 10 Platzierung gereicht hätte. Doch wurde der Abstand aus der Qualifikation deutlich geringer. Till Ulmschneider (MRC Young Guns) folgte mit 3 Sekunden Rückstand auf den 2. und Felix Krüger (MRC Young Guns) auf Rang 3.

Im Anschluss startete die U19-, die Masters- und zur besten Zeit dann die Eliteklasse, wo sich der Seriensieger Andreas Sieber (Radon Factory) eindrucksvoll den Sieg vor Rick Balbierer (Team NRG) und Dave Goris (Giant Germany) sicherte. Nach so vielen Jahren sollte auch dem letzten Biker klar sein, dass man an einem Andreas Sieber in Willingen nicht so einfach vorbei kommt!
Trotz des Fehlens vieler Top-Fahrer die in Leogang beim WC an den Start gingen, war es ein spannendes, tolles und ereignisreiches Wochenende. In zwei Wochen geht es in die dritte Runde des GDC, inklusive der Deutschen Meisterschaft in Todtnau. Doch zuvor lädt das wundervolle Schladming zum 2. Lauf des EDC ein!
Fotostory

Ergebnisse
Vollständige Ergebnisse gibt es hier: www.ixsdownhillcup.com/media/5148.pdf
Der Beitrag iXS GDC #2 – Willingen: Doppel-Rennbericht & Fotostory vom Finale ist auf MTB-News.de erschienen.