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Wenn Firmen neue Produkte vorstellen, veranstalten sie in der Regel sogenannte Press Camps. Ausgesuchte Medien werden dann im Rahmen einer feierlichen Präsentation die neuesten Produkte vorgestellt. Das alles natürlich in passendem Ambiente und im Idealfall an besonders Mountainbike-freundlichen Orten. Den Vogel für eine solche Einladung schoss dieses Jahr eindeutig Specialized ab. In Kooperation mit dem neuseeländischen Tourismusverband lud Specialized zum Stumpjumper Press Camp nach Neuseeland (wir berichteten). Doch lohnen sich 31 Stunden Anreise für drei Tage Präsentation? Nein, und so blieb uns kaum eine andere Möglichkeit, als den Aufenthalt schweren Herzen auf eigene Faust aufzubauen. So ein Pech aber auch… Wie es sich auf der neuseeländischen Nordhalbinsel biken lässt, soll euch die folgende Foto-Story unseres kleinen Abenteuer-Trips zeigen.
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Kia ora!
“Ihre Mietwagen-Buchung haben wir erhalten, ja. Der Mini-Van dort draußen wäre dann für sie. Aber ohne Vorlage eines internationalen Führerscheins darf ich ihnen den Waagen nicht aushändigen, tut mir leid!” Nach strapaziösen 31 Stunden Reisezeit, wovon wir 24 Stunden in einer stickigen Flugzeugkabine verbrachten, ist eine Diskussion um die Anmietung eines Leihwagens wirklich das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können. In all den Jahren der Reiserei ist das bisher keinem von uns beiden passiert. Während die wohlgenährte Dame hinter dem Tresen der Autovermietung nochmals ansetzt um Sebastian, dem deutschen Marketing-Mann der Firma mit dem großen roten S, über die Rechtslage ihres Heimatlandes zu belehren, ruft ein junger Mann vom Nachbartresen eines Mitbewerbers: “Kommen sie zu mir, ich bin sicher, dass sich da was machen lässt!” Fehlanzeige, sein Portfolio aus Kleinwagen hilft uns mit zwei Bike-Bags, zwei Koffern sowie üppigem Handgepäck auch nicht weiter. Es hilft nichts: Sebastian muss die Kreditkarte zücken und eine rechtskräftig beglaubigte Übersetzung seines Führerscheins beantragen. Wer hätte das gedacht, für diese Dienstleistung hat die Autovermietung natürlich prompt den passenden Partner an der Hand. Für uns bedeutet das abzuwarten und erst einmal frische Luft schnappen.
Kaum haben wir den ersten Schritt vor die Tür gesetzt, schon offenbart sich uns ein erstes Indiz für die richtige Wahl unseres Reiseziels. Wir stehen am Ankunfts-Terminal des beschaulichen Flughafens von Rotorua, mitten im Herzen der neuseeländischen Nordhalbinsel. Ein Trail-Paradies, das in der Welt des Mountainbike-Sports so kein zweites Mal zu finden sei, wurde uns versprochen. Die Montageständer neben der Ausgangstür des Flughafens sind ein guter Anfang – hier scheint man sich ganz auf Mountainbike-Tourismus eingestellt zu haben. Perfekt, denn so lässt sich die unerwartete Verzögerung nutzen, um unsere Bikes aus den Taschen zu holen und mit fachgerechten Hilfsmitteln zusammenzubauen. Wenig später trifft auch der übersetzte Führerschein ein, was Sebastians Geldbeutel um 80 Dollar erleichtert und uns endlich ermöglicht das Auto entgegenzunehmen. Also schnell Bikes und Taschen in den Wagen, denn die verlorene Zeit möchte wieder eingeholt werden. Dann kann es ja losgehen!
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Thermal Explorer Highway
Bevor wir Rotorua und sein umliegendes Trail-Paradies erkunden werden, wollen wir einem Tipp von Sebastians neuseeländischem Kollegen folgen, dem hiesigen Specialized-Vertreter. Er schwärmte von einem neu angelegten Trail um den bezaubernden Great Lake Taupo: Wer die Schönheit der neuseeländischen Nordhalbinsel erleben wolle, der müsse diesen Trail gefahren sein, so die Worte unseres privaten Ratgebers. Auf dem State Highway No. 5 – auch bekannt als Thermal Explorer Highway – fahren wir südwärts Richtung Taupo. Wie der Name schon verrät, führt die Straße durch eine beeindruckende Landschaft geothermaler Aktivitäten – überall qualmt und brodelt es. Wir erlauben uns den Luxus und machen trotz unserer Reisemüdigkeit Halt an jeder der zig brodelnden Sehenswürdigkeiten. Nahe den Huka Falls kehren wir auf einem der wenigen kostenfreien Campgrounds des DOC (Department Of Conservation) ein, wo wir uns zwischen zahlreichen anderen Europäern, vor allem Deutsche, ein nettes Plätzchen am Fluss sichern. Hier wollen wir auf den Rückbänken unseres mittelmäßig geräumigen Mini-Vans die Nacht verbringen.
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Willkommen in Taupo
Der nächste Morgen ist wie aus dem Bilderbuch. Tau-behangene Felder und Büsche werden zögerlich von ersten Sonnenstrahlen berührt, die sich langsam aber sicher durch den auflösenden Bodennebel kämpfen. Wir sitzen bereits im Auto und steuern die Stadthalle von Taupo an, wo wir unseren Shuttle-Fahrer treffen werden. Pete ist Taupos Tourismus-Manager und betreut zudem die Mountainbike-Sparte des Tourismus-Vereins. Er ist der perfekte Ansprechpartner wenn es um den Great Lake Trail geht. Begeistert erzählt er uns von den Bauarbeiten, die nötig waren um den insgesamt 47 km langen Trail quer durch den Busch ans Ufer des Lake Taupo und um diesen herum zulegen. Während er unsere Bikes auf den Hänger lädt, verspricht er uns ein unvergessliches Erlebnis.
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Der Great Lake Trail
Mit dem Shuttle-Bus geht es zum knapp 30 km entfernten “drop off point” – von hier aus startet unsere Tour. Auf dem kleinen Parkplatz findet sich eine große Karte. Pete erklärt uns ein letztes Mal den Weg, dann braust er mit seinem Mini-Van davon. Ab jetzt sind wir auf uns allein gestellt. Laut Pete dürfte uns Teil eins der Tagestour am besten gefallen. Ein 10 km langer Downhill vom Startpunkt bis ans Ufer des Lake Taupo würde uns erwarten, so sein Versprechen. Wir sind gespannt und machen uns motiviert auf den Weg.
Gemütlich geht es dahin, natürlich in der Ebene – von Downhill weit und breit keine Spur. Wir gehen die Sache entspannt an und genießen die umwerfende Landschaft. Unbeschreiblich große Farne säumen den Wegesrand. Der Weg selbst ist breit und bestens ausgebaut. Mein bulliges und auf Abfahrt-getrimmtes Enduro ist hier eindeutig fehl am Platze – Sebastian hingegen hat mit seinem leichten 29er gut lachen. Obwohl der Weg so einfach ist, dass er selbst mit einem Trekkingrad befahrbar wäre, macht er uns unheimlich Spaß. Einfach nur geradeaus gibt es nicht. Es geht ständig hoch und runter, ein Richtungswechsel folgt dem anderen und künstlich eingebaute Wellen verlocken zu spaßigen Manual-Einlagen. Je tiefer wir in die Natur vordringen, desto spaßiger wird auch der Trail. Kurven werden zu Anliegern und hinter jeder Kuppe wartet ein Richtungswechsel. Wir verfallen zunehmend in den Rausch der Geschwindigkeit – und das, obwohl wir vom versprochenen Downhill nach wie vor kaum etwas merken. Nach einigen Kilometern müssen wir uns bewusst ausbremsen, schließlich wollen wir neben Fahrspaß auch die Landschaft genießen.
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Zeit für eine Erfrischung
Die Hitze zur Mittagszeit wird an diesem Spätsommertag zur Herausforderung. Auch wenn der Trail glücklicherweise überwiegend durchs Unterholz verläuft, so sind wir froh, als wir endlich den Kawakawa Bay erreichen, wo wir prompt für eine Abkühlung ins Wasser springen. Die Aussicht, die sich hinter der Bucht über den See erstreckt, ist gewaltig – die tiefblaue Wasserfarbe rundet das Bild ab. Den wenigen vorbei radelnden Neuseeländern scheint jedoch eher etwas anderes ins Auge zu fallen – zwei nackte Germans scheinen dem sittlichen Anspruch der Kiwis wohl zu missfallen. Uns stört das nicht und so genießen wir in aller ruhe das kühlende Nass.
Vom Kawakawa Bay geht es weiter Richtung Kinloch, dem kleinen Fischerdorf, das die Halbzeit unserer Route markiert. Der Weg dort hin ist erneut abwechslungsreich und bereitet fast noch mehr Fahrfreude als der erste Streckenabschnitt. Von einem Aussichtspunkt lässt sich fast der gesamte See überblicken. In der Ferne ragt der imposante 2.797 Meter hohe Mount Ruapehu in den Himmel. Dank klarer Sicht lässt sich selbst die weiße Gletscherkuppe auf dem Vulkan erkennen.
In Kinloch angekommen gönnen wir uns eine weitere Pause. Ein kleiner Tante-Emma-Laden ist weit und breit die einzige Verpflegungsstation. Mit Eis und Ginger Beer genießen wir den frühen Nachmittag und fachsimpeln mit einigen weit gereisten einheimischen Rentnern über internationalen Radsport und die Zukunft des Mountainbike-Tourismus. In einer Sache sind wir uns einig: Wege wie der Great Lake Trail werden auf kurz oder lang auch in Mitteleuropa für zusätzlichen Aufschwung der Tourismus- und Sportartikel-Industrie sorgen und dem Freizeitsportler eine jedermann-taugliche Möglichkeit des Naturgenusses bieten.
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Das Ende nahe, ein letzter Sprint!
Langsam aber sicher schwinden unsere Kräfte. Mit unseren Foto- und Badeeinlagen liegt mittlerweile ein langer Tag hinter uns. Umso größer die Freude, als ein Schild endlich die finale Abfahrt zum Whakaipo Bay ankündigt. Unten am Wasser werden wir uns wieder mit Pete treffen, uns gemütlich auf die Rückbank seines Shuttle-Vans fläzen und den Rücktransport nach Taupo mit einem kühlen Ginger Beer und einer fettigen Portion Fish’n’Chips genießen. Doch zuerst muss die letzte Abfahrt gemeistert werden. Ein letztes Duell um den Tagessieg: gib Kette! Vorderrad an Hinterrad nehmen wir die teils sandig-rutschigen Kurven eng gepresst im Two-Wheel-Drift. Ich sichere mir die Pole und halte eine gute Pace, abschütteln kann ich Sebastian aber nicht. Zunehmend spüre ich meine Ermüdung, bis es mir kurz vor Ende den Stecker zieht und ich unsanft eine Bodenprobe nehmen muss. Sebastian geht vorbei und sichert sich den Sieg. Gratuliere!
Ein erstklassiges Erlebnis, dass jedem nur zu empfehlen ist.
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Pünktlich zum Abendessen zurück nach Rotorua
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Was für ein geiler Trip! Neuseeland, immer wieder gerne!
Weitere Informationen
Kartenmaterial
Welches Bike empfiehlt sich?
Der Great Lake Trail ist wahrlich keine Herausforderung für Mensch und Material. Bei entsprechend rücksichtsvoller Fahrweise ließe sich der Trail selbst mit einem Trekkingrad problemlos meistern. Dennoch bietet das ständige Auf und Ab mit seinen unzähligen Richtungswechseln beste Voraussetzungen für spaßig spritzige Trail-Jagden. Und da sich vor so mancher Kehre ganze Bremswellenfelder ausgefahren haben, ist man mit einem Fully bestens beraten. Ein leichtes 29″-Fully ist unserer Meinung nach daher die beste Wahl für den Great Lake Trail.
Great Lake Trail: diese Abschnitte gibt es!
- insgesamt 71 km Trail
- aufgeteilt in zwei Segmente
Westseitiges Segment des Great Lake Trail:
- Waihaha Trail: 13 km Länge
- Waihora Trail: 17 km Länge
Nordseitiges Segment des Great Lake Trail:
- Orakau Trail (Whangamata Road nach Kawakawa Bay): 9,8 km Länge
- K2K Trail (Kawakawa nach Kinloch): 9,2 km Länge
- W2K Trail (Whakaipo Bay nach Kinloch oder anders herum): 13 km Länge
- Headland Track (Rundkurs): 9 km Länge
Videos zu beiden Segmenten und ihren Trail-Abschnitten findet ihr hier: youtube.com/user/GreatLakeTaupo/videos
10 Erkenntnisse über den Great Lake Trail
- lasst euch nicht von der Beschreibung “Downhill” täuschen – in Wahrheit geht nur selten am Stück bergab
- breiter Schotterweg? kaum anspruchsvolle Abfahrten? macht das Spaß? Ja, und wie! Die gesamte Strecke ist der reinste Flow-Trail!
- ideal mit einem kurz-hubigen, spritzigen 29″-Trail-Bike-Fully
- Proviant und Trinken sollte in ausreichender Menge am Mann mitgeführt werden
- Badesachen nicht vergessen! Der Kawakaw Bay ist unvergleichlich schön und darf auf keinen Fall ausgelassen werden!
- Picknic in Kinloch! Ja, aber erwartet euch dort keine große Einkaufs-Vielfalt!
- Kartenmaterial ist natürlich zu empfehlen, aber nicht nötig: die Strecke ist perfekt beschildert
- unbedingt den gesamten Great Lake Trail fahren!
- Achtung Abzocke: Start- und Endpunkt liegen weit auseinander, daher nutzen viele den Shuttle-Transport. Kostenpunkt: ab 80 Dollar pro Person
- Redaktion: Maxi Dickerhoff
- Bilder: Sebastian Maag, Paris Gore, Maxi Dickerhoff
- Weitere Informationen: greatlaketrail.com // greatlakeshuttles.co.nz
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Der Beitrag Fotostory: Züngelnde Krieger und nackte Biker – radeln auf dem Great Lake Trail ist auf MTB-News.de erschienen.