
Das neue Cannondale Habit zielt für 2016 auf den wachsenden Markt der Trail-Bikes. Mit 120 mm Federweg ausgestattet soll das Bike viele Mountainbiker ansprechen – und wird passend dazu in zehn Ausstattungsvarianten angeboten. So findet sich vom Einsteiger-Bike mit Aluminiumrahmen bis zum Highend-Boliden im Wert eines Kleinwagens alles im Sortiment. Wir zeigen die ersten Bilder, alle Modelle und den ersten Fahreindruck vom neuen Trail-Bike aus dem Hause Cannondale, dem Habit.
Cannondale Habit 2016
Kurz & Knapp
Cannondale präsentiert mit dem neuen Habit ein leichtes Trail-Bike, das mit 120 mm Federweg am Hinterau ein flexibel einsetzbarer Allrounder sein soll. Insgesamt wird es zehn Ausstattungsvarianten mit Carbon- oder Aluminumrahmen zur Auswahl geben. Der Einstiegspreis liegt bei 1.899 € (Cannondale Habit 6), das Top-Modell ist das Cannondale Habit Black Inc für aberwitzige 10.999 €. Neben den Herrenmodellen sind auch zwei Damenversionen verfügbar – das Habit Women’s 2 (1.899 €, Aluminium) und das Habit Carbon Women’s 1 (3.499 €, Lefty Federgabel)
Die Details im Überblick
- Trail-Bike mit Zero Pivot Hinterbau (flexende Sitzstreben)
- 120 mm Federweg, 27,5″ Laufräder
- Carbon- oder Aluminiumrahmen
Das Konzept
Wir argumentieren häufig, dass viele Biker in Deutschland mit mehr Federweg unterwegs sind als sie brauchen. Qualität statt Quantität wäre da ein Stichwort und genau auf dieser Welle scheinen die immer beliebter werdenden Trail-Bikes zu reiten. So nun auch bei Cannondale, das mit dem neuen Habit Trail-Bike einen weiteren Vertreter der Gattung “gut geeignet in allen Lebenslagen” auf den Markt bringt. Das Ziel der Entwicklung sei es gewesen, so berichtet man uns bei der Präsentation in Freiburg, kein Race-Bike zu entwickeln. Vielmehr soll das neue Cannondale Habit als Trail-Bike in jeder Lebenslage Spaß machen. Dafür soll ein neu entwickelter “Zero Pivot” Hinterbau mit leichter Progression für einen gut nutzbaren, effizienten Federweg sorgen.

Cannondale ist bekannt für eine weitreichende Systemintegration und damit einher gehende proprietäre Lösungen – also Kombinationen, die nur miteinander funktionieren und eingeschränkt sind, wenn andere Komponenten verwendet werden sollen. In dieser Hinsicht ist das neue Habit eher unauffällig: bis auf die hauseigene Lefty an der Front (120 mm Federweg) gibt es keine Besonderheiten hinsichtlich der Kompatibilität.
Besonders ist dafür der Hinterbau, der wie die Gabel 120 mm Federweg bereit stellt. Hier setzt Cannondale auf das “Zero Pivot” genannte System, das ohne Drehpunkt am Ausfallende aus kommt. Stattdessen ermöglichen die Sitzstreben den notwendigen Flex, um die Bewegungen des Hinterbaus zu ermöglichen. Und zwar unabhängig davon, ob man den teuren Carbon-Rahmen oder das günstigere Modell aus Aluminium fährt. Weitere Details am Hinterbau sind das Offset von 6 mm am Hinterrad (12 x 142 mm Steckachse) sowie die direkt in die Kettenstrebe integrierte Aufnahme für den Bremssattel.

Neue Entwicklungen gibt es auch beim Hauptlager und den anderen Drehpunkten am Rahmen zu sehen. Ein neues, den Schnellspannsteckachsen wie etwa einer RockShox Maxle nicht unähnliches System, kommt hier zum Einsatz. Cannondale nennt es LOCKR. Die im Lager spreizbaren Achsen der Drehpunkte sollen für eine hohe Steifigkeit der Bolzen im Vergleich zu den zuvor verwendeten Lösungen sorgen.

Insgesamt hat man bei Cannondale stark auf das Gewicht des Rahmens geachtet. Ein auffälliges Beispiel dafür ist der obere Umlenkhebel. Er ist aus Carbon gefertigt und bringt 64 g auf die Waage – das Pendant aus Aluminium ist mit 134 g mehr als doppelt so schwer (beide Messungen haben wir selbst vorgenommen).


Cannondale wird das neue Habit in zehn Ausführungen anbieten – davon zwei speziell für Frauen. Bei den Frauenversionen wird es neben der extra kleinen Rahmengröße auch Anpassungen am Cockpit geben, so dass Frauen, die statistisch gesehen kleiner sind, besser mit dem Bike zurecht kommen. Für unseren ersten Fahreindruck haben wir das Cannondale Habit 1 in Größe L zur Verfügung gestellt bekommen, dass zum Preis von 6.999 € in den Handel kommen wird. Während bei diesem Modell ein 1×11 Antrieb von Sram zum Einsatz kommt, wird es auch Ausführungen mit 2x Antrieb zu kaufen geben. Ein Highlight in der Ausstattung beim Cannondale Habit 1 ist der neue Cannondale CZero-Laufradsatz mit einer 23 mm breiten Carbon-Felge (innen) – er soll gut 1.600 g auf die Waage bringen. Alle weiteren Ausstattungsoptionen der verschiedenen Bikes findet ihr am Ende dieses Artikels, ebenso wie die zugehörigen unverbindlichen Preisempfehlungen.









Erster Test
Im Rahmen der Produktvorstellung in der Nähe von Freiburg haben wir etwas mehr als 35 km Singletrial mit über 1.000 Höhenmetern sammeln können – den ersten Eindruck vom neuen Cannondale Habit wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.

Auf dem Parkplatz
Mit 6.999 € ist unser Testbike teuer gewählt und kommt in auffälligem Berzerker Green daher. Mit einem Gewicht von 11,75 kg (ohne Pedale, Größe L) ist es zwar etwas schwerer als das reinrassige Race-Bike von Cannondale, das Scalpel, doch immer noch leicht genug für schnellen Vortrieb. Die Geometrie des Cannondale Habit ist insgesamt ein Spiegel der breit gefächerten Anforderungen. So gibt es einerseits einen steilen Sitzwinkel für gute Klettereigenschaften (74°), die Kettenstreben messen durchschnittliche 429 mm. Relativ steil fällt dann jedoch auch der Lenkwinkel aus, was für ein agiles Fahrverhalten sorgen soll (68°). Der Reach beträgt in Größe L 450 mm, womit das Cannondale insgesamt eher gestreckt daher kommt. Zusammenfassend erwarten uns also relativ steile Winkel aber viel Reach und ein Radstand von immerhin 1.161 mm. Wie sich dieses Paket im Downhill schlägt?
Auf dem Parkplatz machen wir mit Hilfe der Cannondale-Mitarbeiter unser Setup und anschließend geht es auf den Trail. Die Gabel wird aufgrund ihrer lineareren Kennlinie mit weniger Sag als am Heck gefahren, wo die Progression ein etwas weicheres Fahrwerk erlaubt. Für meinen eher downhill-orientierten Fahrstil sei angemerkt, dass sich am Habit 1 keine Druckstufeneinstellung außer der Plattform findet. Das ist in meinen Augen negativ, da es die Tuningmöglichkeiten am Fahrwerk begrenzt. Wer jedoch nicht unbedingt auf er Jagd nach der Bestzeit ist sollte mit dieser Einschränkung leben können. Immerhin werden Gabel und RockShox Monarch XX DebonAir Dämpfer über einen gemeinsamen PopLoc-Hebel blockiert. Auffällig ist, dass sich die Einstellknöpfe für die Zugstufe aufgrund des Schlauchs der Lenkerfernbedienung relativ schwer drehen lassen.



Bergauf
Das Cannondale Habit ist ein Trail-Bike und das bedeutet, dass wir uns die Abfahrten selbst erarbeiten müssen. Bergbau pedaliert es sich mit einer angenehmen Sitzposition und es gibt auch in steileren Abschnitten keine Probleme mit einem steigenden Vorderrad. Hier hilft der steile Sitzwinkel, um guten Vortrieb zu haben. Wenn das Fahrwerk geblockt wird gibt es keinerlei Wippen zu beanstanden – allerdings gibt die Lefty klackernde Geräusche von sich, wenn man in diesem Modus über holprige Wege bergauf fährt.

Im offenen Modus hingegen arbeitet der Hinterbau angenehm effizient. Es ist kaum Wippen bemerkbar und die Traktion ist sehr gut, da der Hinterbau alle Unebenheiten schluckt und das Hinterrad am Boden hält. Trotzdem sinkt man auch im Sitzen nicht zu tief in den Federweg ein sondern behält eine angenehme Position – gelungen.

Auf dem Trail
Hier sollte die Sternstunde des Cannondale Habit schlagen: auf dem Trail. Da wäre zu aller erst ein sehr guter Antritt. Der Drehpunkt befindet sich auf Höhe des Kettenblatts und so geht es ohne störende Antriebseinflüsse auf den Weg. Auch hier wirkt sich die Progression am Hinterbau positiv und gut ausbalanciert aus. Das Bike lädt so zum Spielen ein und Manuals oder kleine Sprünge über Wurzeln sind kein Problem. Insgesamt liegt das Habit relativ ausbalanciert auf dem Trail und neigt nur im Grenzbereich etwas zum Untersteuern.

Dank der gewohnt steifen Lefty sowie den Carbon-Laufrädern ist das Rad insgesamt ziemlich steif, was sich in einem präzisen Fahrverhalten widerspiegelt. Positiv zu bemerken ist, dass die Carbon-Laufräder nicht zu steif sind, so dass eine Dämpfung von seitlichen Schlägen gegeben ist. Und sie scheinen einiges einstecken zu können, denn auch nach teils heftigen Durchschlägen laufen sie problemlos und mit konstanter Speichenspannung um.
Im groben Geläuf kommt da schon eher das Fahrwerk an seine Grenzen. Hier würde die oben erwähnte Druckstufeneinstellung weiter helfen und am Ende des Tages siegt doch die Erkenntnis, dass ein Trail-Bike eben kein Enduro ist. Wem das bewusst ist, der kann mit dem neuen Cannondale Habit viel Spaß haben. Allein die Lefty gibt insgesamt relativ viele Schläge an den Lenker weiter und mir persönlich haben die Cannondale Griffe nicht gut gefallen. Doch das ist ein kleines Problem, das sich ohne großen Aufwand beheben lässt.

Fazit
Das neue Cannondale Habit ist ein leichtes, vortriebsstarkes Trail-Bike für diejenigen, die viel Spaß suchen und mit einem Bike einen weiten Spagat an Einsatzbereichen abdecken wollen. Im Preisbereich von 1.899 – 10.999 € sollte so ziemlich jeder fündig werden und abgesehen von kleinen Details wie dem fehlenden Kettenstrebenschutz (Oberseite) macht das Habit einen sehr soliden Eindruck. Besonders hervorzuheben ist dabei der mit einer angenehmen Progression ausgelegte Hinterbau.
Weitere Informationen
Cannondale Habit – Ausstattungen
Cannondale Habit – Preise
Cannondale Bikes 2016 – Preisliste by IBC_Tobi
Testerprofil Nathan
Testername: Nathan Engels
Körpergröße: 180 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 75 kg
Schrittlänge: 79 cm
Armlänge: 55 cm
Oberkörperlänge: 54 cm
Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: Gerne auf Linie und wenn eine Wurzel zum Abziehen einlädt, nehme ich diese Einladung gerne an
Was fährst zu hauptsächlich (Trail, Enduro ect.): Singletrails, sprunglastiger Localspot, Freeride, DH
Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Lowspeed-Druckstufe, progressive Kennlinie
Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Kettenstreben gerne kurz ( ca. 430 mm), Sitzdom nicht zu hoch
Der Beitrag Cannondale Habit 2016: Neues 120 mm Trail-Bike im ersten Test ist auf MTB-News.de erschienen.