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Nach der Vorstellung des neuen Devinci Troy am vergangenen Mittwoch waren wir sehr neugierig, einen ersten Fahreindruck zu bekommen. Wo sonst könnte man die Kategorie “It’s a Trailbike – but for trails in British Columbia“ besser überprüfen als auf den technischen Trails rund um Whistler? So trafen wir uns am Devinci-Stand und entführten das Troy auf die Trails um am Rande des Whistler Bikeparks.
Devinci Troy: Erster Eindruck
Julian von Devinci würde mich mit 1,90 am liebsten auf ein XL setzen, aber leider war aktuell nur das L verfügbar. Ein Reach von 460 mm in der niedrigen Einstellung war trotzdem sehr in Ordnung. Was die Optik angeht – 140 mm Plattformen anderer Hersteller kommen zumeist schon ein wenig filigran daher. Weniger voluminöse Rohrstärken und Anbauteile, die oft eine rabiate Fahrweise nicht auf Dauer mitmachen werden… anders das Troy: Volumen, wo man nur hinsieht. Fast schon wirkt es wie ein kleiner Bullterrier: Stämmig, klein, aber mit viel Power.
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Uphill
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Wir testeten die Carbonversion des Bikes, welche keine Möglichkeit einer Umwerfermontage bietet. So ist es mit 1×11 ausgestattet und einem 30er Kettenblatt an der Front. Den gleichen Uphill zur Enduro Stage 1 hatte ich die Tage bereits mit einem Specialized Stumpjumper Fatty bezwungen – allerdings mit einem 28er Kettenblatt an der Front. Es mag ein wenig am Crankworx-bedingten Schlafmangel gelegen haben, aber an den teilweise über 30%igen Steigungen habe ich zu kämpfen. Hier ist die Frage, ob man für einen entspannteren Aufstieg ein kleineres Kettenblatt montiert, um auch nach mehreren Tagen mit nur kurzen Ruhephasen ohne Schieben auszukommen.
Davon abgesehen marschiert das Troy sehr willig den Berg hinauf. Es wippt wenig bis gar nicht und der Monarch am Heck bietet über seine drei Positionen einen Climbmodus, um noch das letzte Quäntchen rauszukitzeln. Nicht viele Bikes in dieser Kategorie bieten die Möglichkeit die Gabel abzusenken und so bin ich froh, dass sich durch die tiefere Front mein Rücken sichtlich entspannter anfühlt, als bei einer nach stark vorne gebeugten Kletterhaltung.
Downhill
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“Loam” ist das Wort, bei dem hier alle Biker leuchtende Augen bekommen. Eine Bezeichnung für losen, aber griffigen Untergrund. Wie lange es bei diesem Loam bleibt, ist die Frage der Menge an Bikern, die darüber fahren. So hieß unser Trail zwar “Roam in the Loam” aber der Name scheint, wie auch der verwinkelte Trail, schon ein wenig älter zu sein und so werden wir mit Wurzeln, Steinen und losem Geröll konfrontiert, die sich mit hartem, staubbedecktem Untergrund abwechseln. Hier geht es zur Sache und das bietet uns sehr gute Testbedingungen.
Direkt am Traileinstieg ist große Aufmerksamkeit gefragt: Kleine Kanten laden zum Abziehen ein, aber die Landungen müssen präzise getroffen werden, um nicht in losem Geröll oder einer garstigen Wurzel zu landen, welche einen über den Lenker befördern möchte. Die Linienwahl muss sehr schnell, spontan und vor allem richtig getroffen werden, wenn man hier nicht im Gemüse landen möchte. Mit 67° Lenkwinkel reagiert das Rad sehr direkt auf meine Eingaben und der 800 mm Lenker sorgt trotzdem für eine ruhige Lenkzentrale. Bei manchen Passagen wurde es aber ganz schön haarig, was die Durchfahrtmöglichkeit angeht. Wer in solch engem Gelände unterwegs ist, möchte vermutlich hier die Säge bemühen – am Lenker, nicht am Baum.
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Das Fahrwerk gibt die ersten Zentimeter des Federwegs sehr bereitwillig frei, was ein wolkengleiches Fahrgefühl auf Wurzelteppichen mit sich bringt – auch mit lediglich 140 mm Federweg. Der Hinterbau arbeitet feinfühlig und gibt nur geringes Feedback an die Pedale weiter, sodass man sich ganz auf die Linienwahl konzentrieren kann.
Eine niedrige Kompressions-Dämpfung an der montierten 150 mm Pike bedeutete speziell in meinem Fall, dass ich sie mit komplett geschlossener Low-Speed-Druckstufe und 15% Sag fahren musste – was aber zugegebenermaßen auch am steilen Terrain des Trails lag. Wir hatten aus Zeitgründen leider nicht die Möglichkeit, die Gabel – bis auf den Luftdruck – weiter an unsere Vorlieben anzupassen. So hätten wir gerne einige Tokens montiert, um im groben Geläuf und über Stufen höher im Federweg zu stehen, um nicht wegzusacken. Dies machte eine Positionsanpassung von mir in Richtung Heck erforderlich. Die Endprogression am Heck ist hoch genug gewählt, dass man bei harten Einschlägen nicht das Gefühl hat, dass es gleich den Rahmen zerreißt – und trotzdem nutzt man beim Troy die volle Bandbreite des Federwegs.
Geometrie
Low
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 410 mm | 435 mm | 470 mm | 500 mm |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Lenkwinkel | 67° | 67° | 67° | 67° |
Oberrohrlänge | 579 mm | 602 mm | 626 mm | 651 mm |
Reach | 420 mm | 440 mm | 460 mm | 480 mm |
Kettenstrebenlänge | 426 mm | 426 mm | 426 mm | 426 mm |
Radstand | 1138 mm | 1162 mm | 1186 mm | 1211 mm |
Tretlagerhöhe | 338 mm | 338 mm | 338 mm | 338 mm |
SOH | 699 mm | 709 mm | 722 mm | 736 mm |
Stack | 599 mm | 609 mm | 618 mm | 632 mm |
Steuerrohrlänge | 105 mm | 115 mm | 125 mm | 140 mm |
High
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 410 mm | 435 mm | 470 mm | 500 mm |
Sitzwinkel | 74,9° | 74,9° | 74,9° | 74,9° |
Lenkwinkel | 67,4° | 67,4° | 67,4° | 67,4° |
Oberrohrlänge | 578 mm | 601 mm | 624 mm | 650 mm |
Reach | 424 mm | 444 mm | 464 mm | 484 mm |
Kettenstrebenlänge | 424 mm | 424 mm | 424 mm | 424 mm |
Radstand | 1137 mm | 1160 mm | 1184 mm | 1210 mm |
Tretlagerhöhe | 343 mm | 343 mm | 343 mm | 343 mm |
Überstandshöhe | 705 mm | 715 mm | 728 mm | 742 mm |
Stack | 597 mm | 607 mm | 615 mm | 628 mm |
Steuerrohrlänge | 105 mm | 115 mm | 125 mm | 140 mm |
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Testerprofil Jens
Testername: Jens Staudt
Körpergröße: 190 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 92 kg
Schrittlänge: 91 cm
Armlänge: 58 cm
Oberkörperlänge: 56 cm
Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Was fährst zu hauptsächlich (Trail, Enduro ect.): Singletrails, sprunglastiger Localspot, Freeride, DH
Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Kettenstreben nicht zu kurz ( ca. 430 mm), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Fazit
Ein 140 mm Bike fürs Grobe: So die Beschreibung seitens Devinci. Auf unserem ersten Test können wir dieser Aussage voll zustimmen. Der steife Rahmen sorgt für eine sehr berechenbare Handhabung, wenn viele Richtungswechsel und ein aktiver Fahrstil gefragt sind. Das Troy ist ein kleiner Bruder des Spartan, aber wer aufgrunddessen seine Fähigkeit anzweifelt, mit grobem Terrain zurecht zu kommen, liegt daneben. Die moderne Geometrie sorgt für ein sicheres Fahrgefühl in jeder Situation. Zusätzlich wird einem durch das niedrigere Gewicht gegenüber dem Spartan und der angenehmeren Bergauf-Geometrie der muskelbetriebene Aufstieg zum Trail sehr erleichtert, ohne große Abstriche in der Abfahrt machen zu müssen.
Wer gerne auf kleinen Federwegen in rauhem Gelände unterwegs ist und sich ohne Lift die Abfahrt erarbeitet, sollte ein Auge auf das Troy werfen. Interessant hierbei auch die Möglichkeit, einen größeren Dämpfer mit Ausgleichsbehälter montieren zu können: Dieser zusammen mit einem noch potenteren Fahrwerk (RockShox Vivid/Lyrik, Fox 36/Float X2), könnten das Bike noch mehr in Richtung Spartan rücken, ohne wirklich große Abstriche bei der Bergaufleistung machen zu müssen.
Weitere Informationen: www.devinci.com
Devinci wird in Deutschland über Shocker Distribution vertrieben.
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Der Beitrag Devinci Troy 2016: erster Test des Trailbikes fürs Grobe ist auf MTB-News.de erschienen.