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Es ist mir noch nie passiert, dass hier in der Community Überlegungen angestellt wurden, ein Crowdfunding für mich zu starten. Das Produkt, dass diese Überlegungen initiieren konnte, ist die 100% Speedcraft Brille – Grund genug, ihr keinen gewöhnlichen Testbericht zu widmen, sondern sich mit objektiven und subjektiven Produkteigenschaften auseinander zu setzen.
Für mich ist die Sache klar: Niemand kauft ein Bike-Produkt nur aufgrund von objektiven Produkteigenschaften. Selbst jemand, der keine Kohle hat, lässt sich noch das Bike schenken, das ihm besser gefällt. Und sogar der Leichtbau-Fetischist wird ein Gramm nicht sparen, wenn ihm das Produkt dazu nicht taugt. Denn all das hier ist Hobby, nur dazu da, unseren Alltag zu bereichern. So. Deshalb können wir hier grundsätzlich viel und möglichst objektiv testen – am Ende entscheiden beim Kunden (auch) ganz subjektive Dinge: Gefällt mir, gefällt mir nicht. Anhand der Speedcraft von 100% kann ich das glaube ich ganz gut zeigen.
Objektive Eigenschaften
Mein Gesicht ist eher etwas schmal, aber im Grunde ziemlich mitteldick. Da passt mir die Speedcraft, die nur in einer Größe verfügbar ist, gut. Es sind drei verschiedene Nasenpolster im Lieferumfang. Dadurch lässt sie sich an verschieden breite / tiefe Nasen anpassen. Dank der silikonierten Bügel sitzt die Brille damit Headbang-fest. Passt.
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Es sind zwei verschiedene Glashöhen verfügbar. Ich teste hier die hohen Gläser, die einen unten umlaufenden Rand haben. Die Gläser sind austauschbar, was allerdings jede Menge Kraft erfordert – weshalb ich regelmäßig Angst hatte, Glas oder Bügel dabei zu zerstören. Mit etwas Übung gelingt’s aber einigermaßen schnell; jedoch nicht ohne die Gläser mit Fingerabdrücken zu übersäen.
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Bei höheren Geschwindigkeiten stellt sich tatsächlich ein leichter Zug ums Auge ein. Das konnte ich angesichts der riesigen Gläser kaum glauben, aber die Luft findet einen Weg um an die Wimpern zu blasen – nicht stark, aber eben auch nicht „zugfrei“. Dadurch werden die Gläser aber auch nach kürzester Zeit von Beschlag (der objektiv auftritt, wenn man dampfend stehen bleibt) befreit.
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Die Bügel haben mit keinem der getesteten Helme (Specialized Ambush, Specialized Tactic II, Sweet Bushwacker, Uvex, POC Trabec) Probleme gemacht, höchstens beim POC musste man etwas zielen, bis die Brille angenehm sitzt. Dann sitzt die Brille aber druckfrei – stundenlang.
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Die verspiegelten Gläser sind recht dunkel und im Grunde nur für echte Sonnentage geeignet. Dass leider auch 100% eine derart verspiegelte Beschichtung nicht so robust gemacht hat, dass sie nicht mehr verkratzt, ist ebenso schade wie wenig überraschend. Das mitgelieferte Schlechtwetterglas ist für mitteleuropäische Wälder zu dunkel. Hier wäre ein noch helleres Glas wünschenswert. Das Sichtfeld ist, unabhängig vom Glas, riesig; ja goggle-gleich und damit ein absoluter Gewinn.
Subjektive Eigenschaften
Bei Sonnenbrillen bin ich extrem wählerisch. Sie sehen im Grunde fast alle entweder furchtbar aus (und dadurch ich, wenn ich sie trage) oder sind unfunktionell, sprich es zieht, ich sehe zu wenig oder ich werde trotz Brille geblendet. Die Speedcraft sieht meiner Meinung nach enorm gut aus. Sie schafft es, den coolen Look einer Goggle in einer Sonnenbrille zu ersetzen. Ich fuhr vorher häufig Goggle im Halbhelm, aber dann nur bergab – woraufhin ich trotzdem dauernd was im Auge hatte oder geblendet wurde. Diese Riesenbrille sieht so spektakulär aus, dass die Goggle beim Halbhelm vollständig überflüssig ist – und ist dabei kleiner, leichter, bequemer.
Bei noch keiner anderen Brille haben mich so viele Leute gefragt, ob sie sie mal aufziehen dürfen. Dürfen sie, klar. Nur: Warum? Denn der Blick durch die Brille ist vollständig unspektakulär, sie ist sozusagen eine Einbahnstraße der Auffälligkeit.
Außerdem polarisieren die Gläser. Es sind keine polarisierenden Gläser in dem Sinn, dass sie polarisiertes Licht filtern, nein, sie polarisieren meine Mitmenschen. Während die einen sie feiern, finden die anderen sie so albern, furchtbar, hässlich, lächerlich – mit so etwas konfrontiert profitiert ihr Träger dann von den großen Gläsern der Speedcraft, um dahinter darüber zu schmunzeln…
Pro und Kontra
+ Riesiges Sichtfeld
+ Bequem
+ Blendfrei
– Nicht gänzlich zug- und beschlagfrei
– Beide Gläser jeweils etwas dunkel
Testerprofil Stefanus
Testername: Stefanus Stahl
Körpergröße: 177 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
Schrittlänge: 82 cm
Armlänge: 65 cm
Oberkörperlänge: 63 cm
Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: Verspielt, sauber und mit vielen Drifts
Was fährst zu hauptsächlich (Trail, Enduro ect.): Trail, Enduro
Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Relativ niedrig, relativ lang
Fazit
Kann ich diese Brille empfehlen? Objektiv leistet sie sich leichte Schwächen: Der Glaswechsel ist ruckelig, die Brille nicht zugfrei und beide mitgelieferten Gläser jeweils einen Tick zu dunkel. Subjektiv finde ich sie aber so gut, dass ich persönlich darüber hinweg sehen kann. Bleibt der happige Preis von 179 €. Ich sage es nur ungern, aber die einzige Konkurrenz auf dem Markt der Goggle-ähnlichen Sonnenbrillen, die Oakley Prizm, ist nochmal 30 € teurer – und sieht nun wirklich albern aus.
Preisvergleich 100% Speedcraft Brille
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Weitere Informationen
Website: www.ride100percent.com
Text & Redaktion: Stefanus Stahl | MTB-News.de 2015
Bilder: Stefanus Stahl
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Der Beitrag 100% Speedcraft Brille im Test: Von objektiven und subjektiven Produkteigenschaften ist auf MTB-News.de erschienen.