Kaum ein Enduro-Rennen war dieses Jahr so präsent wie die Ischgl Overmountain Challenge. Kein Wunder, stellte das Rennen doch die inoffizielle Enduro Europameisterschaft dar und sollte zugleich Testlauf für eine offizielle Europameisterschaft im Jahr 2014 sein. Knapp 250 Fahrer folgten dem Aufruf zum Kräftemessen im Tiroler Nobel-Skiort. Die Meinungen über die Veranstaltung klafften jedoch schon nach dem offiziellen Trainings-Tag weit auseinander. Vor allem im Lager der Profis- und Semi-Profis wurde Unmut laut. Der Veranstalter versuchte dies mit zahlreichen positiven Stimmen der breiten Masse zu beschwichtigen, schien dabei jedoch zu vergessen, an wen sich ein Event richtet, dass sich selbst die inoffizielle Europameisterschaft nennt.
Was in Ischgl vor sich ging, berichtet der Gesamtsieger der ersten Specialized Enduro Series im Jahr 2012 – Markus Reiser. Mit seinem fünften Platz in Ischgl stellte Markus ein weiteres Mal seine Klasse unter Beweis und präsentierte sich als bester deutscher Teilnehmer. Zudem haben wir uns im Lager der Enduro-Spezialisten umgehört und nachgefragt, ob das Rennen einer möglichen Europameisterschaft würdig sei. Auch den im Großen und Ganzen sehr professionellen Veranstalter wollen wir zu Wort kommen lassen – dazu jedoch mehr im zweiten Teil unserer Artikel-Reihe.
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# Das Claymore-Schwert: Nicht nur das Produktlogo des gleichnamigen Cannondale Freeriders, sondern auch Markenzeichen der Cannondale Overmountain-Produktlinie und Objekt der Begierde bei der Ischgl Overmountain Challenge.
Rennbericht – Markus Reiser
Es kann nur besser werden
Mit dem Motto „es kann nur besser werden“, machte ich mich Samstagfrüh auf den Weg nach Ischgl. Einen ersten Eindruck hatte ich bereits, auch ohne dort gewesen zu sein – dank Facebook, wo zahlreiche Bilder im Schnee stehender Bikes grassierten. Das erste wirklich Erfreuliche war die vom Navi errechnete Fahrzeit, die sich auf von knapp zwei Stunden belief.
Schon in der Bahn stellten wir fest, dass die Schneefallgrenze über Nacht gestiegen war.
Als ich gegen halb 10:00 Uhr vor Ort war, wurde erst mal im Hotel die Silvretta Gästekarte abgeholt, mit der sich alle Bergbahnen im Tal kostenlos nutzen lassen. Mit dieser in der Tasche ging es ab zum Lift und zur Anmeldung, wo die üblichen Verdächtigen schon versammelt waren und bereits auf mich warteten. Schnell holte ich meine Nummer und durfte zu meiner Überraschung feststellen, dass ich meine Glückszahl die 13 bekam – somit konnte nichts mehr schief gehen. Nachdem endlich der ganze „Papierkram“ erledigt war, ging es mit der Bahn in einer großen und lustigen Truppe mit Fabian Scholz, Petrik Brückner, Ferdinand Brunold und einigen mehr in Richtung Berg, wo wir uns schon auf den ersten Schnee des Jahres freuten. Doch schon in der Bahn stellten wir glücklicherweise fest, dass sich die Schneefallgrenze über Nacht bis an die Gipfel zurückgezogen hatte und wir problemlos Wertungsprüfung 2 besichtigen konnten.
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# Andrang im Rennbüro: knapp 250 Fahrer waren gekommen um die erste inoffizielle Europameisterschaft am eigenen Leib mitzuerleben.
Schon bei der Anmeldung wurden wir gewarnt, dass uns hier eine fiese Schiebepassage bevorstünde, doch vorerst ging der Trail recht entspannt am Hang entlang. Nur die vielen Holzbrücken und Stege verlangten etwas Vorsicht, um nicht plötzlich abseits im Sumpf zu versinken. Auch der Anfang des Gegenanstieges war vorerst noch harmlos und man konnte bis auf ein paar fiese Steine alles fahrerisch meistern und so freute ich mich schon, dass es gleich wieder abwärtsgehen würde. Doch schon nach der nächsten Kurve wurden wir eines Besseren belehrt und wussten, was mit der angekündigten Schiebestrecke gemeint war. Jetzt hieß es das Bike schultern, um die ca. 50 hm mit den engen steilen Serpentinen zu überwinden. Oben angekommen ging es angenehmerweise erst einmal entspannt bergab, um die Beine wieder zu lockern.
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# Knapp drei Minuten lang galt es auf Etappe 2 einen steilen Schmalen Wanderweg zu Fuß zu bewältigen, um das Rennen auf diesem Kamm auf dem Bike fortzusetzen.
Schön quer um die Kurven, dabei kam Spaß auf.
Bei einer kleinen Pause am Ende der Stage kam es dann zwar zu einer kurzen Diskussion, ob solche Tragestücke in einem Enduro-Rennen nötig sind, dies löste sich jedoch schnell wieder auf, da jeder zügig zur nächsten Etappe wollte, um zu sehen was uns dort erwarten würde. Stage 3 war die kürzeste des ganzen Rennens, konnte aber mit losem, schlammigen und schön rutschigem Untergrund aufwarten, wodurch man das ein oder andere Mal schön quer um die Kurven driftete, wobei der Spaß nicht zu kurz kam.
Zur Stage 4 durften wir wieder an der Mittelstation in die Bahn zusteigen, um nochmals nach oben zu kommen. Die bereits „leicht” verschmutzten Bikes und Fahrer trieben dem zuständigen Liftpersonal aus Angst vor der bevorstehenden Putzarbeit den Schweiß auf die Stirn und so versuchten sie händeringend größeres Übel zu vermeiden. Wieder oben angekommen machten wir uns gleich an den halbstündigen Anstieg zur vierten Wertungsprüfung, deren Start genau auf der Schneefallgrenze lag. Diese Stage führte uns auf einem künstlich errichteten “Bike Park”-Trail auf hartem und steinigem Untergrund mit einigen Anliegern und kleineren Sprüngen zu Tal, wo wir erst mal eine kurze Mittagspause einlegten und uns für den letzten Anstieg zu Stage 1 stärkten.
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# Fachsimpeln an Ort und Stelle: Bei nur einem offiziellen Trainingstag bleibt nicht viel Zeit, um technische Etappen wie hier Stage 1 einzuprägen.
Zum Start der vierten Etappe ging es auf der gegenüberliegenden Talseite ca. 30 Minuten eine schmale Forststraße hinauf, wo ich dann doch langsam aber sicher ins Schwitzen kam, was nicht zuletzt ein meiner etwas suboptimalen Übersetzung von max. 36:36 lag. Stage 1 ließ bei mir keine Wünsche offen: Los ging es schon mit der ersten recht technischen Kehre, bei welcher einige gleich geradeaus ins Unterholz fuhren. Des Weiteren war der gesamte Trail durchgehend schön steil, wurzelig mit einigen rutschigen Steinen gespickt, was mir persönlich sehr viel Spaß bereitete. Gerne wären wir ein zweites Mal gefahren, doch war es an der Zeit, den bevorstehenden Prolog im Dorfzentrum zu trainieren.
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# Markus Reiser war nicht nur schnellster deutscher Teilnehmer sondern am Ende auch auf Rang 5 in der Gesamtwertung
Der Prolog war ein Rundkurs im Herzen Ischgls von gut einer Minute Länge mit einigen aufgebauten Holzhindernissen wie beispielsweise einem Wallride, der vor allem für die Zuschauer eine Attraktion darstellte. Nachdem sich jeder beim Prolog verausgabt hatte, Nicolas Lau die Bestzeit fuhr und die Dunkelheit hereinbrach, war es Zeit ein schnelles Abendessen aufzutreiben, denn die Bikes mussten auch noch für den Renntag präpariert werden.
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# Ein bisschen Spaß muss sein…. Maxi schien der InCity-Prolog beste Laune zu bereiten, auch wenn seine Zeit nicht die beste war.
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Sonntag – Renntag
7:00 Uhr – der Wecker klingelte uns leider auch am Sonntag viel zu früh aus dem Bett. Möchte man jedoch um 9 Uhr wach und gut vorbereitet am Start stehen, so bleibt einem Nichts anders übrig. Auch der Blick aus dem Fenster hob die Motivation nicht besonders, da es erneut leicht regnete. Bis zum Start verflog das schlechte Wetter glücklicherweise und so ging es mit leichtem Gepäck hoch zum ersten Start. Wie bei mir und vielen anderen üblich, ist die erste Abfahrt am frühen Morgen noch nicht die lockerste und flüssigste, dennoch kam ich die anspruchsvolle Stage ohne nennenswerte Fehler hinunter – ein guter Anfang.
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# Start um 09:00 Uhr morgens.
So ging es auch gleich ab in die Bahn und rauf zum Start Nr. 2. Dort war die Lockerheit zurück und so ging es dann auch nach dem ersten flacheren Teil mit Vollgas in den Gegenanstieg, wo ich auch bald die vor mir gestarteten zu Gesicht bekam und der Ehrgeiz diese einzuholen, die brennenden Beine vergessen ließ. Überraschend schnell brachte ich das Schlimmste hinter mich, was mich mit einem guten Gefühl das Ziel erreichen ließ. Auch bei der kurz darauffolgenden dritten Etappe lief alles ohne nennenswerte Probleme ab, wenngleich wie immer ein Stück mehr gegangen wäre. Nach der erneuten Gondelfahrt wurde erst einmal Kraft getankt, um für den Anstieg zur letzten Abfahrt fit zu sein.
Oben angekommen entschädigte ein üppiger Verpflegungsstand, der sogar frischen Kaffee und Tee vorzuweisen hatte, die anstrengende Auffahrt. Jetzt nur noch schnell die Jacke einpacken und sich nochmals kurz sammeln, um ein letztes Mal alles geben zu können. Ja – richtig, nach Etappe 4 war bereits Schluss. Bedingt durch den Neuschnee mussten zwei der anfänglich sechs Wertungsprüfungen abgesagt werden.
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# Jerome Clementz´ Freundin Pauline kämpfte mit allen Kräften, hatte gegen die Zeit von Ines Thoma jedoch nichts auszurichten.
Mehrmals war ich abseits der Ideallinie unterwegs.
Wie schon erwähnt war dies die angelegte Bike Park-Strecke, die schon Vortag sehr locker und flowig abzurollen war, jedoch im Renntempo mit einigen Ecken und Kanten überraschte, die man so nicht mehr in Erinnerung hatte. Gleich mehrmals war ich daher abseits der Ideallinie unterwegs, womit ich mehrere wertvolle Sekunden verschenkte. Nach dem letzten Etappenziel ging es dann entspannt über Trails und Forststraßen ins Zentrum von Ischgl, wo nach der Transponderabgabe gleich die Zeit errechnet wurde. Es blieb nichts anderes übrig, als gespannt vor dem Bildschirm zu warten – mit der Hoffnung auf ein gutes Ergebnis. Nach bangen Minuten leuchtete mein Namen auf Platz 5 auf – kaum zu glauben, waren doch nahezu alle schnellen Fahrer bereits im Ziel. Vor mir reihten sich der US-Amerikaner Mark Weir, der Franzose Nicolas Lau, der Schweizer Gusti Wildhaber sowie der Sieger Jerome Clementz aus Frankreich ein.
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# Gute Laune nach der Zieleinfahrt. Trotz strapaziösem Tragestück schienen die Gemüter im Ziel wieder beschwichtigt zu sein.
An meinem fünften Platz sollte sich auch zwei Stunden später nichts mehr ändern – das Ergebnis war damit final. Müde aber zufrieden konnte ich die Heimreise antreten und auf ein erfolgreiches Wochenende zurückblicken. Vielleicht bis zum nächsten Jahr in Ischgl, dann wahrscheinlich zur offiziellen Europameisterschaft und hoffentlich mit einem ähnlichen Ergebnis.
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# Die inoffiziellen Europameister in der Masters-Klasse: Peter Nilges, Wilfred van de Haterd und Christian Hofer [v.l.n.r.]
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# Die Damenwertung: Pauline Dieffenthaler, Ines Thoma und Anita Gehrig [v.l.n.r.]
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# Die Herren: Gusti Wildhaber, Jerome Clementz und Nicolas Lau [v.l.n.r.]
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Statements aus dem Fahrerlager
Wie die Ischgl Overmountain Challenge aus Sicht der Fahrer selbst verlief und was sich die Elite für eine Europameisterschaft im kommenden Jahr erhofft, schildern die TeilnehmerInnen Ines Thoma, Ludwig Döhl und André Wagenknecht.
MTB-News.de: Ihr seid erst seit weniger als einer Stunde hier zurück im Ziel, wie war für euch die Teilnahme an ersten Ischgl Overmountain Challenge?
Ines Thoma: Das Rennen war auf jeden Fall um einiges besser als erwartet. Ich bin im Vorfeld davon ausgegangen, dass es regnen oder evtl. sogar schneien würde und war daher schon im Vorfeld kaum noch motiviert am Rennen teilzunehmen. Heute Morgen war dann aber tatsächlich teilweise blauer Himmel zu sehen, und auch die Stages waren gut zu fahren. Gerade Stage 1 war nahezu trocken. Auch Stage 2 ließ sich bis zur Schiebe-/Trage-Passage sehr gut fahren – und selbst die Schiebe-Passage selbst war gut machbar.
Stage 3 hat mir dann richtig Spaß gemacht – für mich fühlte sich der Trail dort sogar ein wenig griffiger an als gestern im Training. Auch die vierte und damit letzte Stage war super zu fahren – gerade auch weil sie einfach schön lang war. Alles in allem ist es super gelaufen.
Ludwig Döhl: Also ich hab das ganze Event hier ganz locker gesehen, insbesondere da das Rennen zu keiner Gesamtwertung zählt. Ich hab mir hier einfach mal ein Bild von der Lage gemacht, um einen Eindruck zu bekommen, wie sich das Rennen für kommendes Jahr entwickeln könnte.
Ich war nicht ganz zufrieden mit der Streckenführung, gerade wegen des sehr langen Uphills auf der zweiten Wertungsprüfung. Wir haben aber gerade eben nochmals lange mit Veranstalter Georgy Grogger gesprochen, er hat unsere Kritik verstanden und sich sehr kooperationsbereit gezeigt. Es ist einfach nicht ganz die Richtung, die unser Sport einschlagen sollte. Man muss an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass wir immer noch in der Anfangsphase sind, in der sich der Sport als Solches auch erst einmal finden muss. Und gerade in dieser Hinsicht ist es eben wichtig, dass alle Beteiligten den Dialog suchen und nicht auf stur schalten.
Ich habe als Protest bei der zweiten Etappe ordentlich zurückgeschaltet und Renntempo raus genommen, um zu zeigen, dass solch eine Etappe nicht in meine Definition von Enduro passt. Daher hab ich meine sportlichen Ambitionen an diesem Wochenende einfach mal ganz hinten angestellt.
André Wagenknecht: Für mich persönlich verlief die ganze Veranstaltung, wie auch für meinen Team-Kollegen Ludwig eher entspannt. Da das Rennen zu keiner Serie gehört, haben wir die Veranstaltung quasi als Schnupperkurs genutzt. Sicherlich hatten wir, wie auch einige andere Fahrer, Probleme mit einer der vier Wertungsprüfungen. Konkret geht es um die sehr lange Trage-Passage auf Stage 2. Diese Entwicklung sehen wir bei uns im Team nicht als richtige Richtung für unseren Sport. Das ist jedoch sicherlich Ansichtssache.
Ich persönlich habe das Rennen auf Etappe 2 einfach etwas ruhiger angehen lassen, um ein Zeichen zu setzen und natürlich auch, um eine Diskussion zu diesem Thema anzuzetteln. Gerade der Dialog zwischen Fahrern und Veranstaltern ist in Hinblick auf solche Strecken-Entscheidungen wichtig und hat nach dem Rennen bereits begonnen. Von den restlichen Stages war ich jedoch sehr begeistert.
Wir hatten kurze knackige Etappen, ebenso wie lange flowige Stages, aber auch physisch anspruchsvolle Wertungsprüfungen. Dennoch würde ich das Rennen, so wie es heute ausgetragen wurde, nicht als würdiges EM-Rennen bezeichnen – insbesondere aufgrund der Trage-Passage. Ich denke einfach, dass eine Schiebe-/Trage-Passage mit der Länge das Ergebnis am Ende zu sehr verfälscht. Ich persönlich sehe mich immer noch als Rad- und nicht als Laufsportler. Gerade für Teilnehmer, die nicht regelmäßig Bergläufe absolvieren, war das einfach zu weit weg vom eigentlichen Enduro-Geschehen.
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# Das Pilot-Event: Die erste Ischgl Overmountain Challenge war gleichzeitig die inoffizielle Enduro Europameisterschaft.
Die Ischgl Overmountain Chellege stand dieses Jahr unter dem Motto “European Enduro Open” und sollte somit zugleich als Test-Veranstaltung für die im kommenden Jahr geplante Europameisterschaft fungieren. War das Rennen in euren Augen bereits einer Europameisterschaft würdig?
Ines Thoma: Also meiner Meinung nach waren Stage 1 und 3 zu kurz für eine Europameisterschaft – insbesondere wenn man das mit den Strecken der Enduro World Series vergleicht. Das Gelände hier vor Ort hat aber auf jeden Fall das nötige Potenzial. Schade war jedoch, dass es für Zuschauer so schwierig war, das Rennen live am Streckenrand mitzuerleben, da keine der Wertungsprüfungen bis in den Start-Ziel-Bereich hineinführte.
Ich könnte mir aber gut vorstellen, das eine verlängerte Stage 4, die bis ins Tal hinab führen könnte, das ganze Event für Zuschauer deutlich attraktiver machen würde. Eventuell könnte man noch dazu eine kurze Stage einrichten, die ebenfalls im Dorf enden sollten.
Ludwig Döhl: Also die einzelnen Stages waren schon richtig gut und man sollte jetzt nicht das ganze Rennen nur auf diese zweite Stage mit ihrer Uphill-Passage reduzieren. Ich finde jedoch, dass eine Uphill-/Trage-Passage die über drei Minuten lang ist, nicht zu unserem Sport gehört. Ich denke, dass so ein Event einfach mehr Stages braucht – das Grundgerüst war ja gegeben, doch musste die Anzahl der Stages aufgrund des Neuschnees leider verringert werden.
Ganz wichtig wäre es, das Event zuschauerfreundlich zu gestalten. Am besten mit einer Stage, die ganz zum Schluss nochmals in Zielnähe ausgetragen wird und bei der nach dem aktuellen Ranking des laufenden Rennens gestartet werden würde. Das könnte die Spannung für die Zuschauer erheblich erhöhen, so wie bei einem DH-Rennen.
André Wagenknecht: Wie schon gesagt – nein. Ich hoffe, dass die Diskussion zu diesem Thema jetzt Fahrt aufnimmt und das die Fahrer zukünftig, und das finde ich besonders wichtig, ein Mitspracherecht eingeräumt bekommen, gehört und natürlich auch ernst genommen werden. Ich denke, dass viele Fahrer – dazu zähle ich mich auch – bereits viele Jahre bevor sich die heutigen Enduro-Serien und Rennen etabliert haben, schon tief greifende Erfahrungen in diesem Sport gesammelt haben und daher durchaus konstruktive Kritik abgeben können.
Ich selbst bin auch Veranstalter eines Rennens, bei dem unter anderem Tret- und Bergauf-Passagen zum Rennen gehören. Aber dabei ist es immer wichtig, den Race-Charakter zu erhalten und nicht zunehmend einen Touren-Charakter Einzug halten zu lassen.
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# Ischgl Overmountain Challenge: Unter dem Slogan “European Enduro Open” eine Test-Veranstaltung zur nächst jährigen Europameisterschaft hier in Ischgl.
Die steile Schiebe-/Trage-Passage auf der zweiten Etappe scheint ja für eine Menge Diskussionsbedarf zu sorgen. War dieser Streckenabschnitt wirklich so fehl am Platze?
Ines Thoma: Vor dem Rennen hab ich die Passage auch kritisiert – vor allem da sie so lang ist und sich daher zu stark auf das Ergebnis auswirkt. Im Rennen selbst hat mir die Sektion dann sogar Spaß gemacht, obwohl ich es natürlich schon sehr hart fand. Ich hab mich aber damit motiviert, in dem ich mir immer wieder in den Sinn gerufen habe, dass sich alle hier hoch quälen müssen und keiner der anderen wirklich darauf trainiert hat. Dennoch glaube ich, dass man dies für eine EM ändern sollte.
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# Auch nach dem anstrengenden Tragestück gab es auf Stage 2 noch einiges zu treten.
Ein weiterer Streitfaktor war an diesem Wochenende die Einhaltung des Reglements – sei es in Bezug auf Abkürzungen auf der Strecke, oder das Missachten des Zeitplans, welcher ein Training ausschließlich am Samstag gestattet. Viele Fahrer haben diese Regel missachtet – muss hier härter durchgegriffen werden?
André Wagenknecht: Nach dem zweiten Jahr der Specialized SRAM Enduro Series, bei der lediglich ein Tag Training erlaubt ist und wo dieses Reglement auch wunderbar funktioniert, finde ich, dass das genau der richtige Weg ist. Einen Tag Training akzeptiere ich voll und ganz – allein schon aus Sicherheitsaspekten.
Mir geht es allerdings erheblich zu weit, wenn im Vorfeld schon trainiert wird, bzw. noch schlimmer, wenn außerhalb des offiziellen Trainings schon Abkürzungen auf der Strecke ausgekundschaftet und parat gelegt werden. Meiner Meinung nach lebt der Sport von der Masse – und da es sich diese Masse nicht erlauben kann, bei jedem Rennen schon Mitte der Woche anzureisen, um zu trainieren, wird der Enduro-Sport so nicht weiter kommen oder sogar wieder einen Schritt zurück machen.
Ich finde, wir sollten alle wissen, wovon unser Sport lebt und profitiert, und das sind einfach die Masse der Leute die gerne Rennen fahren, werktags aber arbeiten müssen. Gerade diese Masse ist es auch, die uns Profis überhaupt erst ermöglicht gesponsert zu werden um letzten Endes als Profi vom Sport leben zu können.
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# Nicht jeder beweist so viel Sportsgeist wie der hier zu sehende Peter Nilges. Viele Fahrer nutzten die schlecht abgesteckte Strecke für zahlreiche Abkürzungen über die offenen Bergwiesen.
Im zweiten Teil unserer Artikel-Reihe lassen wir Veranstalter Georgy Grogger zu Wort kommen, den wir mit den Vorwürfen und Vorschlägen der Kritiker konfrontierten.
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Rennbericht: Markus Reiser // Redaktion: Maxi Dickerhoff // Bilder: Christoph Bayer
Der Beitrag Ischgl Overmountain Challenge: ein zweischneidiges Schwert [Teil 1: Foto-Story & Statements] ist auf MTB-News.de erschienen.