We did it… und sind Finisher 2013! 682km und 20.490hm in 8 Tagen. Alle 11 Craft and Friends Team erreichen unverletzt das Ziel.
# Alex und Chris sind durch!
Nun hat es bis zum Bericht der 8. Transalp Etappe doch etwas länger gedauert. Dies lag aber nicht an der Länge der letzten Etappe, sondern eher an der ab Zieleinlauf gestarteten Finisher-Party. Aber nun erst mal der Reihe nach…
Die Nacht von Freitag auf Samstag verbrachten wir schon in Riva. In Rovereto, wo die 7. Etappe endete, waren für unser 20-köpfiges Team keine Betten mehr zu finden. Im Grunde fühlten wir uns deshalb nach der siebten Etappe schon als Finisher. Im Hotel in Riva waren wir natürlich nicht alleine. Einige feierwütige Kids hielten den Geräuschpegel auf gutem Niveau. Das war allerdings nicht die einzige Sache, die uns am Einschlafen hinderte. Unser Konsum an Energiegels mit Koffein hat während der letzten beiden sehr langen Etappen ein Ausmaß angenommen, welches uns nun erklärt, weshalb wir abends im Bett liegen und eher Bäume ausreißen könnten als die Augen zu schließen.
Egal, die letzte Etappe würde kurz werden und 1.300hm würden wir auch noch hochgedrückt bekommen. Das dachten sich auch Slim und Stefan, als sie sich freitagabends früh uns Bett legten. Doch als Stefan Koller morgens um 6 Uhr aufwachte, sah er nicht Slim, sondern einen wildfremden Jugendlichen, der nachts wohl sein eigenes Zimmer nicht mehr gefunden hatte. „So ein Schocker am Morgen ist genau das, was der Koller heute braucht. Das macht ihn schnell. Wir gehen heute nämlich mal richtig Fahrrad fahren“ meinte Slim beim Frühstück.
# Kurz vor dem Start
Die 40km von Riva bis zum Start nach Rovereto saßen Chris und Alex im Laderaum von Martins Multivan. Der Martin ist ein Autonarr und genau so hat es sich ohne Sitz im Laderaum für uns beide auch angefühlt. Wir saßen gemeinsam auf einer mickrigen Werkzeugkiste und hielten uns an irgendwelchen Schlaufen fest, während Martin sehr zügig die Serpentinen hinaufzirkelte. Bleich im Gesicht stiegen wir aus. Martin’s Teamkollege grinste, als er uns beide so sah und meinte. „an den beiden fahren wir heute auf dem Hinterrad vorbei“. Unsere Bikes verbrachten die Nacht über im parc fermé. Aber sie waren zum Glück noch da!
# Letzter Tag am Start. Foto: www.bike-transalp.de
Die ersten vier Kilometer des Rennens verliefen wieder neutralisiert, um extremes Tempo in der Innenstadt zu vermeiden. Als die Führungsfahrzeuge auf die Seite fuhren war das Rennen freigegeben und das Tempo nahm mächtig zu. Und zwar bei allen Teams außer bei uns. Eine Tour d’honneur hatten wir uns vorgenommen, aber wir konnten anfangs so gar nicht in Tritt kommen. „Alex ich weiß nicht was los ist, der Motor will einfach nicht starten“ Die ersten 400hm bergauf wurden wir quasi nach hinten durchgereicht. Die Straße wurde langsam enger und steiler. Und plötzlich zog Chris wie wild los.
„Ich bin jetzt warm, wir können nun starten“ meinte er. Alex kam kaum hinterher. Im Tiefflug preschten wir zu Martin und Volker heran und kaum hörten sie uns reden, hoben sie ihr Vorderrad und fuhren auf dem Hinterrad weiter. So ein Schaufahren hier, wir mussten weiter nach vorne. Als nächstes passierten wir unser Schweizer Damenteam. „Wo ist die Stimmung?“ fragten die beiden. „Die gibt’s heute nach dem Zieleinlauf, und zwar bei den grünen Teams“ meinten wir. Wir mussten weiter, denn, wie sollte es anders sein, vor uns waren mal wieder Ellen und Jörg zu sehen.
Die Verpflegungsstation ließen wir aus, denn selbst heute hatten wir unsere Trinkblase am Rücken hängen. „Heute gibt’s keine Experimente mehr“, mussten wir uns verteidigen, als wir morgens von Volker wieder als Rucksacktouristen bezeichnet wurden. In der Abfahrt haben wir Ellen und Jörg dann wieder verloren, sahen aber bald Gaby und Albert, die wie wir den anfangs recht anspruchsvollen, technischen und erstmals diese Woche auch nassen Trail nach unten flogen. Leider sahen wir bei dieser letzten Abfahrt der Transalp noch einige Stürze – bei keinen der gesehenen Unfällen ist zum Glück ernsthaft etwas passiert.
# Christoph Sauser prescht nach vorne. Foto: www.bike-transalp.de
Auf den letzten 5 km in der Ebene hat sich um uns eine 10er Gruppe gebildet. Wir beide versuchten einige Male die Gruppe durch starkes Beschleunigen zu sprengen. Doch die vorhandene Muskelkraft nach 8 Tagen Quälerei über die Berge reichte nicht aus. Wir zogen gemeinsam durch die Ebene. 500m vor dem Ziel aktivierten wir die letzten Kräfte, konnten uns leicht absetzten und passierten das Ziel. Es hat uns halt doch wieder gepackt. Rennen ist Rennen.
Sekunden später wurde uns die Finisher-Medaille überreicht. Und erst in diesem Moment realisierten wir, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. 8 Tage körperliche Höchstleistungen, tonnenweise Adrenalin im Körper, die längsten und steilsten Anstiege der östlichen Alpen überwunden und die geilsten Trails bei Sonnenschein hinuntergeflogen. Aber, und das wird beim Zieleinlauf sehr schnell vergessen: Es gab auch einige Tiefpunkte. Stellenweise konnten wir uns selbst nicht mehr motivieren und fragten uns nicht nur einmal, warum wir das überhaupt machen. Besonders morgens half ab Mitte der Woche nur noch unsere Transalp Motivations-Playlist.
Für uns beide gab es keine Siegprämie zu holen und ein Platz auf dem Podest war genauso unerreichbar. Es war einzig und alleine der Kampf gegen den Berg und der unbedingte Wille, diesen zu besiegen. Und nach einem besiegten Berg musste schnell der nächste dran glauben. „Ich drück dich so was von weg“ hörte man uns sicher einige Male schreien, wenn es in den Anstieg ging. Doch diese Motivation konnte man nur gemeinsam im Team aufbauen. Alleine hätten wir das vermutlich nicht durchgestanden. Aufeinander eingespielt genügte ein kurzer Blick ins Gesicht des Anderen um zu verstehen, wie es ihm ging, um dann das Tempo entsprechend anzupassen.
2011 konnte Chris aufgrund gebrochener Hand nicht finishen. Aber schon vor 2 Jahren haben wir gemeinsam beschlossen, dieses Abenteuer noch mal anzugehen. Umso wichtiger war es für uns beide dieses Jahr, gemeinsam ins Ziel zu kommen. Wie ihr ja in unseren Berichten entnehmen könnt, sind wir in den letzten 2 Tagen bergab kein Risiko mehr eingegangen. Wir wollten unser gemeinsames Ziel unbedingt erreichen. Und da war es wirklich egal, ob wir in der Gesamtwertung 5 Plätze weiter vorne oder weiter hinten landen. Wir sind so gut gefahren, wie es für uns beide ging und sind stolz darauf, es gemeinsam geschafft zu haben.
Noch viel stolzer sollten wir alle auf diejenigen Finisher sein, die tagtäglich bis zu 10 Stunden auf der Strecke waren, noch mehr kämpfen mussten als wir beide und somit deutlich weniger Zeit hatten, sich zu regenerieren. Zwei von Ihnen sind unsere Teamkollegen André und Reiner. Nach dem zweiten Tag noch nicht sicher, ob die beiden das überhaupt durchstehen würden, erreichen sie am Samstag um 12.30 Uhr das Ziel in Riva. Das komplette Craft and Friends Team war den beiden entgegen gefahren und passierte gemeinsam mit den beiden nochmals die Ziellinie.
# Zieleinfahrt Craft and Friends
Mit Tränen in den Augen umarmt André jeden einzelnen unserer Teamkollegen. Auch Reiner konnte seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Im Interview mit dem Kamerateam hörte man wiederholt: „Das ist der Wahnsinn. Das ist ja so geil. Das kann keiner spüren, der nicht selbst mitgefahren ist.“
# Andre hat gefinisht und wird von seinen Gefühlen übermannt. Foto: www.bike-transalp.de
Mit 11 Teams ist Craft and Friends in Mittenwald gestartet. Und genau mit 11 Teams erreichen wir auch die Ziellinie. Dass alle angekommen sind lag am beeindruckenden Zusammenhalt dieses Teams und seiner Helfer und Unterstützer. Jeder Einzelne hat auf seine Art dazu beigetragen, dass diese Herausforderung ein gemeinsames Grünes Erlebnis wird, von dem man noch lange zehren wird. Leistungsdruck gibt es bei uns nicht und das ist auch gut so. Wir sind ausnahmslos Hobbyfahrer und freuen uns daran eine große Leidenschaft zu teilen: Mountainbiken!
# Marc Schneider (Race Director), Holger Hoffmann (GF Craft Germany), Karl Platt (7facher Sieger und diesjähriger 3.) und unbekannt
Ein großer Dank geht deshalb an das komplette Craft Team mit Holger Hoffmann, Wolfgang Lagler und Nicola Wolf, die diese Transalp für uns ermöglicht und organisiert haben. Großer Dank auch an Alfred und Lukas, die jeden Morgen und jeden Abend mit dem Auf- und Abbau des Promo Trucks beschäftigt waren. Ohne folgende Damen wäre diese Transalp wirklich zur Tortur geworden: Gabi und Sabine massierten Beine im Akkord, drückten Schmerzen in der Rückenmuskulatur weg und haben morgens reihenweise Knie und Schultern getaped. Vielen Dank. Dann natürlich vielen, vielen Dank an die 11 geilen grünen Teams: Gaby und Albert, André und Reiner, Claudia und Frerk, Ellen und Jörg, Felix und Georg, Kerstin und Jörg, Lars und Silke, Mario und Frank, Martin und Volker und Stefan mit Slim.
# Wir mit den Siegern Käs und Kaufmann
# Christian, Ellen und Alex
Die Finisher-Party startete quasi schon direkt nach Zieleinlauf. Der Craft Stand war ein magischer Anziehungspunkt, denn dort gab es Freibier. Der Nachmittag und Abend verging wie im Flug. Auch das Schweizer Damenteam lief uns noch über den Weg. Sie waren auf der Suche nach 2 grünen Typen, in deren Blog sie mehrmals erwähnt wurden…
Viele Grüße nun zurück aus München. Wir sehen uns nächstes Jahr wieder!
Chris und Alex
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Fotos: Craft & Friends, www.bike-transalp.de
Der Beitrag Transalp Tagebuch – 8. und letzte Etappe: We did it! ist auf MTB-News.de erschienen.