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Rotwild R.Q1 Pedelec Prototyp – Wenn Automobil-Zulieferer Fahrräder antreiben [Riva 2014]

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Weltpremiere am Rotwild-Stand: Erstmals wurden dort die zwei hauseigenen Pedelec-Prototypen mit dem Brose Mittelmotor präsentiert und durften sogar gefahren werden. Bei den ausgestellten Bikes handelt es sich ausdrücklich um Prototypen, weshalb unser Fahreindruck noch nicht dem des Serienproduktes entspricht, doch interessant ist es allemal, wenn ein Zulieferer-Gigant die Fahrradbranche betritt.

Auf den ersten Blick nicht unbedingt als Pedelec zu erkennen
# Auf den ersten Blick nicht unbedingt als Pedelec zu erkennen

Muss man zu Brose Antriebstechnik viel sagen? Vermutlich schon. Denn obwohl die Produkte der Firma omnipräsent in Kraftfahrzeugen eigentlich aller Deutschen und vieler anderer Auto-Marken sind, treten sie so nie in Erscheinung. Brose verkauft seine Produkte eben nicht an Herrn Müller und Frau Schmid, sondern an die Kollegen Reithofer und Zetsche, ihres Zeichens Geschäftsführer von BMW und Daimler. Das fränkische Unternehmen mit seinen 22.000 Mitarbeitern beliefert über 80 Auto-Hersteller mit elektrischen Fensterhebern, Servolenkungen und sonstigen Gadgets, tritt dort aber für den Endkunden praktisch nie in Erscheinung.

Der Brose Antrieb from rotwild bikes on Vimeo.

Der Schwerpunkt des Bikes liegt sehr zentral und niedrig.
# Der Schwerpunkt des Bikes liegt sehr zentral und niedrig.

Jedenfalls ist das Brose-System nun bald serienreif und belebt den Pedelec-Markt noch weiter. Brose wird sich dort mit den Kollegen Bosch und Panasonic rumschlagen, ebenfalls keine No-Names, und dann sind da auch noch die vielen kleineren Anbieter von Hilfsmotoren. Der Brose Antrieb besteht aus einem eigentlichen Lenkungsmotor und einem neu entwickelten Getriebe.

Getriebe und Motor von Brose arbeiten absolut lautlos
# Getriebe und Motor von Brose arbeiten absolut lautlos

Der 250 W leistende, bürstenlose Innenläufer wurde als Lenkungsmotor bereits millionenfach produziert. Er treibt über einen Zahnriemen mit Übersetzung 1:3 ein Planetengetriebe mit Übersetzung 1:9 an – das ergibt insgesamt eine Verhältnis von 1:27. Zusätzlich wird nicht das Hinterrad direkt angetrieben, sondern das Kettenblatt, wodurch die volle Bandbreite einer Kettenschaltung genutzt werden kann.

Das Komplettbike bringt es auf 17 kg (Hardtail) beziehungsweise 18 kg (Fully, gezeigt)
# Das Komplettbike bringt es auf 17 kg (Hardtail) beziehungsweise 18 kg (Fully, gezeigt)

Im Falle des Hardtails kann man sogar einen Umwerfer montieren, am Fully bleibt es bei maximal 1X11 – in jedem Fall kommt am Hinterrad ein gewaltiges Drehmoment an: Am Kettenblatt kann der Motor allein 90 Nm liefern, dazu kommt noch der Fahrer und die Untersetzung ans Hinterrad. Wie lange die nicht dafür optimierten Kettenschaltungen derartige Belastungen mitmachen? Das Dauermoment begrenzt Brose auf 50 Nm, noch ist aber die Zugkraftunterbrechung für den Schaltvorgang nicht realisiert, die Gänge werden unter Last so richtig über die Kassette gerissen. Bis zur Serie soll sich da aber noch softwareseitig etwas ändern, was sicher im Interesse der Langlebigkeit von Ketten und Freiläufen ist.

Die Akku-Hülle ist das Unterrohr und umgekehrt
# Die Akku-Hülle ist das Unterrohr und umgekehrt

Motor und Getriebe wiegen gemeinsam derzeit 3400 g. Durch Leichtbau sollen noch 400 g rauszuholen sein, gemeinsam mit dem 36 V Akku von BMZ liegen die gezeigten Bikes bei 17 kg (Hardtail) und 18 kg (Fully).

Der Elektromotor treibt über einen Zahnriemen und ein Planetengetriebe die Abtriebswelle an
# Der Elektromotor treibt über einen Zahnriemen und ein Planetengetriebe die Abtriebswelle an

Mit 250 W Nennleistung sind die aktuellen Rotwild Prototypen reine Pedelecs und dürfen ohne Zulassung gefahren werden. Brose plant auch eine 500 W E-Bike und S-Pedelec Ausführung, die dann allerdings nur noch mit Zulassung und nicht mehr im Wald legal unterwegs sein darf.

Der Elektromotor ist kaum zu sehen und überhaupt nicht zu hören Motor und Getriebe wiegen mit Hülle 3,4 kg, könnten aber noch bis zu 400 g abspecken. Am Display (noch nicht final) können Eigenleistung, Motorleistung, Geschwindigkeit, Reichweite und mehr abgelesen werden. Ein Magnetstecker lädt den Akku im Unterrohr in aktuell 2,5 h auf.
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Was uns bei einer kleinen Probefahrt sehr beeindruckt hat, war der absolut lautlose Lauf der Unterstützung. Auch die Tatsache, dass beim Fahren aus eigener Kraft überhaupt keine zusätzliche Kraft nötig war, gefällt. In Sachen Kraftentfaltung kann noch optimiert werden, aber wir waren wie gesagt mit einem Prototypen unterwegs. Was ebenfalls eine Herausforderung sein wird: Das verschraubte Unterrohr (Zur Montage / Demontage des Akkus) ist hochbelastet und unter Dreckbeschuss – Geräuschentwicklung gut möglich.

Der Brose-Mittelmotor unterbietet die Konkurrenz von Bosch sowohl in Gewicht als auch Bauraum. Vorteil für Mittelmotoren gegenüber Radnabenmotoren: Sie nutzen das Schaltgetriebe Kettenschaltung zusätzlich mit Die Geschwindigkeit wird am Hinterrad gemessen Das fette Unterrohr fällt optisch kaum auf
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Der Wirkungsgrad des Systems aus Motor und Getriebestufen liegt bei 75 – 82 %, auch dank der Tatsache, dass die Kettenschaltung hilft, den Motor im richtigen Drehzahlbereich zu betreiben. Brose gibt einen Arbeitstemperaturbereich von -10 – 50°C an, die Dichtigkeit der Einheit wird mit IP56 beziffert, man darf sein Rad also weiterhin auch mit dem Schlauch abspritzen.

Am Hardtail ist der Brose-Motor sogar Umwerfer-Kompatibel Am Fully kann (in der Rotwild-Konfiguration) kein Umwerfer gefahren werden, dafür aber der Drehpunkt gut positioniert werden Der Hinterbau an sich ist kinematisch identisch zu dem des Rotwild ohne Hilfsmotor Verschiedene Unterstützungsmodi stehen zur Verfügung und können vom Lenker bedient werden
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Den Akku bezieht Rotwild von BMZ. Das erklärte Ziel: 1500 – 1600 Höhenmeter mit einer Akkuladung. Natürlich hängt das stark vom gewählten Grad der Unterstützung ab, aber so lautet das Ziel. In Strecke umgerechnet ergeben sich 40 – 90 km, erneut stark abhängig von Fahrergewicht, Strecke, Unterstützungsgrad und ähnlichem. Derzeit wird noch an einem Ladegerät im Kleinformat getüftelt, damit man auch unterwegs, beispielsweise während der Rast auf der Hütte, dem Bike etwas Leben einhauchen kann.

Was kostet der Spaß? Das 29er Hardtail wird mit ca. 4000 €, das 140 mm Fully mit ca. 5000 € angegeben. Verfügbar ab der Eurobike.

Der Beitrag Rotwild R.Q1 Pedelec Prototyp – Wenn Automobil-Zulieferer Fahrräder antreiben [Riva 2014] ist auf MTB-News.de erschienen.


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