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“We have a very talented athlete in this group”– Nino Schurter bei der Tour de Romandie

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Sechs Tage Rennrad-Rennen durch die Westschweiz, 635,67 Kilometer, Sieger der Rundfahrt: Kein Geringerer als der Tour de France-Champion 2013 Christopher Froome – und mittendrin der amtierende XCO-Weltmeister Nino Schurter. Bei der Tour de Romandie gab der Schweizer MTB-Crack sein Profidebüt auf der Straße. Als Gastfahrer beim Team Orica Green Edge zeigte Schurter für sein erstes Straßenrennen eine durchaus starke Leistung. Platz 42 im Gesamtklassement, 16 Stunden 36 Minuten und 36 Sekunden Fahrzeit und lediglich 17 Minuten und 50 Sekunden Rückstand auf den Briten Christopher Froome.

Mountainbiker auf dem Rennrad? Können die das denn? Nach Etappe drei sagte Nino Schurters Sport Director Neil Stephens “When it came down to a select group of 30 riders, Nino was the only rider from the team who was still there. That’s when I realised – we have a very talented athlete in this group.” Alles klar!

Wie sich das “Talent” auf fremdem Terrain schlug, lest ihr hier:

Tag 1
Nino Schurter war aufgeregt vor seinem ersten mehrtägigen Rennradrennen. Gegenüber dem Schweizer Fernsehen (SRF) sprach der MTB-Weltmeister von großer Nervosität. Dass diese unbegründet war, konnte keiner vor dem Start zum 5,57 km langen Prolog am Dienstag sagen – er selbst nicht und sonst auch keiner. Schließlich war es Schurters erstes UCI World Tour Rennen überhaupt. Das etliche Straßenstars diese Etappenfahrt als Vorbereitung auf den anstehenden Giro d’Italia nutzen, machte die Situation für den Neuling sicher nicht einfacher. So stand der Eidgenosse letzten Dienstag um kurz vor 16:28 Uhr etwas verunsichert auf dem Startpodest zum anstehenden Zeitfahren.


# Nino Schurter bei Orica Green Edge

Die Uhr tickte herunter, Schurter bekam das Zeichen – noch 5 Sekunden bis zum Start. Pünktlich um 16:28 Uhr wurde die Startnummer 87 losgelassen, direkt vor Jens Voigt. Schnell wurde klar, der MTB-Weltmeister kann hier mehr zeigen als ihm viele zutrauten. Er fuhr zu Beginn des Rennens top Zwischenzeiten und war auf Schlagdistanz zur Spitze. Letzten Endes verlor er auf der ersten Etappe 26 Sekunden auf Michal Kwiatkowski, unter anderem weil er in einer Kurve fast stürzte und deshalb zum Schluss etwas das Risiko verringerte.

Tag 2
Am zweiten Tag sollte es für den gelernten Stollenreifenfahrer dann erstmal ums Ganze gehen. Ein Berg der ersten Kategorie, der Simplonpass, wartete eigentlich nach ca. 60 km auf die Fahrer. 1735 Höhenmeter am Stück hätte es für das Peloton zu bewältigen gegeben. Doch dazu kam es nicht. Auf der Passhöhe des höchsten Berges der Rundfahrt lag Schnee. Die Etappe wurde um ca. 110 km gekürzt, und so gab es schlussendlich für die Fahrer „nur“ noch 88,5 km zu bewältigen, anstatt den geplanten 200 km. Für Schurter, dem man am Berg bessere Chancen ausrechnete, kam dies natürlich nicht entgegen, weshalb er mit 53 Sekunden Rückstand auf seinen Teilzeit-Teamkollegen und Landsmann Michael Albasini als 59. ins Ziel rollte.

Tag 3
Auch die zweite Etappe von Sion nach Montreux war mit zwei Bergen der dritten Kategorie nicht zu unterschätzen. Trotzdem rechneten Experten den Sprintern gute Chancen auf den Tagessieg ein. Es war also wieder keine Strecke, die auf den Offroad-Spezialisten zugeschnitten war – diese sollte aber am kommenden Tagen folgen. Und tatsächlich sicherte sich mit Michael Albasini zumindest ein relativ guter Sprinter den Tagessieg. Es war der zweite Erfolg für Schurters Mannschaft, das Orica Green Edge Team, das wie seine MTB-Mannschaft auch auf Scott Rädern unterwegs ist. Trotzdem erreichte der Schweizer ein tolles Ergebnis. Rang 18 mit der gleichen gewerteten Zeit wie sein Landsmann stand im Ziel für ihn zu Buche.

Tag 4
Am Freitag stand die dritte Etappe auf dem Plan – die Königsetappe. 180 km und vier Berge der ersten Kategorie waren zu bewältigen. Eine Etappe, bei der der MTB-Spezialist sicher größere Chancen hat als bei einer Sprintankunft. Und Schurter zeigte in überragender Manier, dass dieses Terrain auf ihn zugeschnitten ist und man mit ihm bei solchen Strecken rechnen muss. Zum Erstaunen seines Straßenteamchefs Neil Stephens war er der beste Fahrer vom Team Orica Green Edge. Zum Tagessieg fehlten ihm zwar fast 15 Minuten, doch mit Rang 43 konnte man nicht unbedingt rechnen. Dass Schurter das Potenzial dazu hat, stand zwar außer Frage, doch dass er mit der ungewohnten Umgebung zurecht kommt war nicht selbstverständlich, da ihm einfach die Erfahrung fehlt um Straßenrennen ganz vorne zu beenden. Auf dieser Etappe war er übrigens nur zwei Plätze hinter Jean Christophe Peraud, der 2008 in Peking die Silbermedaille im XCO hinter Julien Absalon gewann und dann auf die Straße wechselte. Gewonnen hat die Königsetappe Simon Spilak.

Tag 5
Am Samstag ging es auf die vorletzte Etappe der Rundfahrt über 174 km. Eine Etappe, die wieder für die Sprinter gemacht war. Es gab kaum größere Steigungen zu bewältigen, sodass es wieder zu einer schnellen Zielankunft kam. Schurter brachte sich im Finale in eine super Position und konnte bis zum Schluss vorne mitziehen. Noch einmal erreichte er als 18. das Ziel und war somit zweitbester Fahrer seines Teams, da Albasini sich seinen dritten Etappensieg holte. Dabei rollte er praktisch neben dem späteren Gesamtsieger Christopher Froome über den Zielstrich.

Tag 6
Das abschließende Zeitfahren über 18,5 km sollte für die Spitzenfahrer über die Gesamtwertung entscheiden. Und auch der Schweizer Mountainbiker hatte nochmals die Chance die ein oder andere Position im Gesamtranking gut zu machen. Im Ziel in Neuchâtel hatte der Scott-Odlo-Fahrer dann 2 Minuten und 10 Sekunden Rückstand auf Christopher Froome, der eine Sekunde vor dem deutschen Zeitfahrweltmeister Tony Martin gewann. Er zeigte sich noch einmal von seiner besten Seite und konnte sich so schlussendlich auf einem hervorragenden 42. Gesamtrang platzieren. Somit distanzierte er Rennradgrößen wie zum Beispiel Tony Martin und Francis Mourey klar in der Endabrechnung. Im Vergleich zu den ehemaligen Mountainbikern schnitt Schurter ebenfalls nicht schlecht ab, vor allem wenn man bedenkt, dass er längst nicht die Erfahrung hat, wie Jakob Fuglsang, Jean Christophe Peraud und Co. Fuglsang, der Nino Schurter 2007 den Weltmeistertitel auf dem MTB in der U23 wegschnappte, wurde sehr guter Siebter. Peraud landete kurz vor dem Schweizer auf Rang 32 und Frederik Kessiakoff, der früher für Cannondale Vredestein unterwegs war, wurde vom amtierenden MTB-Weltmeister klar distanziert. Der Schwede wurde zum Schluss 94.

Fazit
Es war also ein erfolgreicher Einstand für den Eidgenossen auf der Straße. Natürlich drängt sich nun wieder die Frage auf, ob Schurter dem MTB-Sport den Rücken kehren wird und sich ausschließlich aufs Rennrad setzt. Gegenüber SRF erteilte er aber diesen Gerüchten eine klare Absage. Er fährt dieses Jahr zwar noch die Tour de Suisse und will dort bessere Ergebnisse einfahren als bei der Tour de Romandie, doch der MTB-Szene wird er zumindest erstmal erhalten bleiben. „Im Herzen bin ich […] Mountainbiker, und das werde ich wohl auch bleiben.“, stellte er bei den Kollegen vom Schweizer Fernsehen klar. Wir können uns also freuen, einen vielleicht noch stärkeren Nino Schurter in Nove Mesto und Albstadt sehen zu können. Kann er dann die Siegesserie von Julien Absalon im Weltcup stoppen? Wir dürfen gespannt sein. Eines steht dann allerdings fest: Aus sechs Tagen Rennen wird eineinhalb Stunden Rennen und aus 635,67 Kilometern vielleicht 30. Eine gehörige Umstellung für den MTB-Weltmeister.

Fotos und Rennberichte von Schurters Team findest du hier (auf Englisch):

Prolog
1. Etappe
2. Etappe
3. Etappe – Königsetappe
4. Etappe
5. Etappe

Der Beitrag “We have a very talented athlete in this group” – Nino Schurter bei der Tour de Romandie ist auf MTB-News.de erschienen.


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