Harald Philipp und Sebastian Doerk: Die Kombination spricht nicht erst seit SEA OF ROCK für hochqualitative Filme mit einem guten Schuss Abenteuer und immer einer spannenden Story. Auch bei ihrem aktuellen Film geht es um Pioniere der Mountainbike-Geschichte – und die Reise in ein Gebiet, das knorrig, unbequem und anstrengend ist. Text und Biken kommt von Harald Philipp, Fotos und Video von Sebastian Doerk.
Was ihr neben einem tollen Film und einer großartigen Fotostory habt? Vielleicht einen der drei Sachen, die wir zusammen mit Harald und Sebastian verlosen – FiveTen-Schuhe, eine Lupine Piko und als Hauptpreis einen Syntace-Laufradsatz – alle Infos zum Gewinnspiel gibt´s nach der Fotostory.
HORACE AND THE ROUGH STUFF FELLOWSHIP von infinitetrails.de – mehr Mountainbike-Videos
Harald Philipp zu “Horace and the Rough Stuff Fellowship”
Unser neuer Film ist anders. Naja, nicht ganz anders. Wie bei Sea-of-Rock haben wir wieder alte Männer gefunden, die Mountainbiken erfunden haben bevor Mountainbiken erfunden wurde.
Bei unserer Recherche zu Island fanden wir ein gewaltiges Abenteuer. Die Durchquerung der Sprengisandur-Wüste. Zuerst stießen wir auf Dick Philipps (nicht mit mir verwandt), der 1958 eine Offroad-Bike-Expedition durch die unwirklichste Landschaft Europas führte. Sie fuhren mit ihren Fixies dort, wo die NASA kurz später für die Mondlandung trainieren sollte. Dick erzählte uns von den Erlebnissen der „Rough-Stuff-Fellowship“ und von Horace Dall, der völlig im Alleingang bereits 1933(!) diese Expedition unternommen hat. Fahrlässig unvorbereitet ließ er sich über den Fluss Þjórsá schiffen – und stand alleine mit seinem Rad in der Wüste.
Was treibt einen Menschen dazu, in so ein Abenteuer zu starten? Wie fühlt es sich an, völlig alleine durch die unwirkliche Traumlandschaft Islands zu Biken? Und kann man heute noch nacherleben, was Horace Dall 1933 für ein Abenteuer unternahm? Mit diesen Fragen im Kopf starteten Sebastian Doerk und ich im letzten Sommer nach Island. Dort angekommen wurde alles anders. Mit dem fiesen Wetter und Wind hatten wir gerechnet, nicht aber mit der kaum vorhandenen Wegkultur dieser kleinen Insel am nördlichen Ende der Welt. Eine Linie auf der Wanderkarte bedeutet hier „die grundsätzliche Möglichkeit zu Fuss dort zu gehen“ und weist nicht zwangsläufig auf das Vorhandensein eines Trails hin. BikeBergsteigen in Island? Speziell. Radfahren mit Anhänger? Noch spezieller. Sprengisandur heute? Eine Schotterpiste für Touristenbusse. Also umplanen und neu denken, Rad und Anhänger ins Auto packen und wieder woanders hin fahren.
Magne war unsere Rettung. Der Guide von Icebike Adventures kennt alle noch so versteckten Trails in den verrücktesten Landschaften, die ich je gesehen habe. Kein Expressionist könnte Gemälde schaffen, die so aggressive Komplimentärkontraste und gleichzeitig so sanfte Farbabstufungen enthalten, wie es die Landschaft hier hervorbringt. Unfassbar große Gletscher fließen von den Gipfeln ins Meer, wo die Eiswürfel vom Salzwasser abgelutscht werden, bis die nächste Flut sie als blauglänzende Diamanten wieder an den schwarzen Strand spuckt. Überall dampft und blubbert es, die Erde lebt, obwohl kaum eine richtige Pflanze wächst. Hier lebt tatsächlich der Boden selbst, und er verhält sich wie ein wildes Tier. Unter dem flauschigen Moospelz steckt eine Bestie, man spürt ihre Körperwärme und ihren Puls, ab und zu faucht sie laut. Pass bloß auf, dass du beim Biken nicht in ein weit aufgerissenes Maul fällst voll kochendem Schwefelwasser.
Und wenn es Trails gibt, dann sind sie auch richtig gut. Ein Bergrücken in der Nähe von Reykjavik hat mich besonders beeindruckt mit seinem organisch geformten Sandstein. Verspielte kleine Wallrides und Sprünge reitet man hier talwärts über einen versteinerten Drachenrücken. Die größte Traildichte finde ich in Landmannalaugar, dem bekannten Gebiet im Hochland Islands, das aussieht wie in Ölfarben gemalt. Auf jedem Hügel gibt es witzige Pfade mit deftigen Sektionen, teilweise extrem lockeren Ascheboden, auf dem ich eine Fahne aus Staub hinter mir herziehe wie beim Skifahren aus Pulverschnee.
Am Ende eines ganzen Monats in Island blickte ich zurück auf einige fantastische Biketouren und viele sinnlose Hoch- und Runtertrage-Abenteuer. Nach Sebastians Abreise konnte ich erleben, wie es ist, völlig alleine in Island unterwegs zu sein. Der Anhänger und ich sind dabei keine Freunde geworden, der 4×4 macht viel mehr Spaß auf Schotterpisten. Ein Abenteuer wie Horace Dall konnte ich im Island des 21. Jahrhunderts nicht mehr erleben, und auch eine richtige Erstbefahrung blieb mir verwehrt. Aber was ich gefunden habe war viel wertvoller. Ich habe gelernt, wie unwichtig es ist, der erste zu sein. Die selbe Lektion lernte Dick Philipps 1958. Und Horace Dall, der 1933 tatsächlich der erste war – dem war es Wurscht. Manchmal ist der Weg das Ziel.
Gewinnspiel
Herzlichen Dank an Syntace, Lupine und FiveTen: Im Rahmen von “Horace and the Rough Stuff Fellowship” verlosen wir drei satte Preise.
1. Preis: Syntace Laufradsatz nach Wahl
2. Platz: Lupine Piko 4
3. Platz: FiveTen Freerider VXI (nach Verfügbarkeit, nicht alle Größen sind immer am Lager)
Was ihr tun müsst? Folgende Frage beantworten – unter allen kreativen Antworten (“Hallo, ich will gewinnen” ist zum Beispiel weniger kreativ) verlosen wir die drei Gewinne! Eine Antwort pro User zählt, das Gewinnspiel endet am kommenden Freitag, den 27. Juni 2014 um 12 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Gibt es in der heutigen Zeit noch echte Herausforderungen, oder wurde jeder Trail schon befahren, jeder Berg bestiegen? Was wäre für Euch das grösstmögliche Abenteuer auf dem Bike?
Der Beitrag Island-Abenteuer: Horace and the Rough Stuff Fellowship [Video, Fotostory & Gewinnspiel] ist auf MTB-News.de erschienen.