Sportograf – das sind doch die Jungs, die auf den Events wirklich von jedem ein Foto hinkriegen, oder? Genau. Und genau die sind auch bei uns im Forum unterwegs, momentan aber zum Arbeiten / Urlauben in Kanada. Davon erzählen sie uns hier. Vollformat.
Anreise
Viele von euch kennen uns sicher als die Fotografen, die bei vielen Mountainbike-Marathons am Streckenrand sitzen, und jedes Mal, wenn einer von euch vorbei kommt, kurz auf den Auslöser drücken und – bäääm – haben wir euch mal wieder mit unseren Blitzen geblendet ;). Wir sind bei sehr vielen Marathons deutschland- und europaweit unterwegs, aber hin und wieder gibt es auch ein paar wenige Events in Übersee. Als ich im Frühjahr gefragt wurde, ob ich, statt auf die Eurobike zu gehen, lieber zwei Events in Kanada fotografieren wolle, die im Abstand von zwei Wochen erst östlich und dann am westlichen Rand der Rocky Mountain stattfinden, hab ich nicht lange gefackelt. Immerhin liegt genau dazwischen das angebliche Mekka des Mountainbikens, Whistler.
Auch Dominik, mit dem ich in Freiburg oft die Trails unsicher mache, war sofort dabei und hat dafür seine Masterarbeit noch ein paar Wochen nach hinten geschoben. Es wurden Flüge gebucht, Trails rausgesucht (hauptsächlich Dominik) und ein bisschen geplant. Viel zu spät haben wir uns entschlossen ein Wohnmobil zu mieten, das hat bis jetzt noch nicht ganz geklappt ;) Wir haben jetzt erst mal einen großen Van und hoffen, dass wir eventuell bis Mitte nächster Woche noch ein Wohnmobil bekommen, die Chancen steht gar nicht so schlecht.
Beim Einchecken drücken wir wieder die Daumen, dass mit den ungelogen 25kg Fotorucksäcken als Handgepäck alles glatt geht. Air Canada zeigt sich tolerant und auch die Sicherheitsfrau beim Abscannen fragt uns nur, wo es denn mit dem ganzen Fotozeugs hingehen soll. Wir antworten grinsend: Kanada. Sie wirft uns neidische Blicke zu…
Erster Einsatz
Der Gran Fondo in Banff ist unser erster Einsatz: 1500 Teilnehmer auf einer 150km Panorama-Strecke. Der Kurs ist relativ flach, was es schwierig für uns macht die Fahrer einzeln und nicht in Gruppen zu kriegen. Sportograf-typisch stehen wir um 4:45 auf, nachdem wir die Nacht auf dem “Tunnel Mountain Campground” verbracht haben. Das Wetter ist bewölkt und es ist schwierig, das türkise Wasser auf die Bilder zu bannen.
Ich bin am Start und Ziel und zwischendurch am Bow River, der wie scheinbar alle kanadischen Flüsse einfach geil aussieht. Am morgen ist es noch zu dunkel, düstere Stimmung und trotz ISO 6400 reicht die Verschlusszeit nicht. Verwundert schau ich in die Masse am Startbereich, als 2 min vor dem Startschuss alle ihre Helme abnehmen. Erstmal Hand aufs Herz und die kanadische Nationalhymne mitsingen. Spätestens hier ist klar, den Kanadiern fehlt es nicht an Patriotismus. Wir geben hinter dem Sucher Vollgas und den Veranstaltern gefallen die ersten Ergebnisse.
Urlaub
Nach der Arbeit beginnt der Urlaub. Nordic Center Canmore habe ich bei meiner Planung aufgeschrieben, Austragungsort der BC Enduro Series. Da kann man gar nichts falsch machen. Wir bewegen unseren V8 also Richtung Canmore und fangen auf dem Parkplatz zwei Biker mit nagelneuen Santa Cruz Carbon-Rädern ab. Wenn jemand weiß, wo die besten Trails sind, dann doch diese Typen. Wie die meisten Kanadier sind sie supernett und hilfsbereit.
Wenige Minuten später sitzen wir endlich auf unseren Bikes. Wir nehmen die gelbe Route bergauf und wollen zu Nector Noodle und The Albertan. Alle Trails werden auch bergauf getreten und generell sind sie viel verwundener mit mehr Turns. Man merkt einfach, dass hier Biker Mountainbikestrecken gebaut haben und wir nicht auf zweckentfremdeten Wanderwegen fahren. Die Abfahrt rockt, es geht hoch und runter, Rollercoaster-Style, aber auch technisch. Immer wieder beneide ich Hans für seine hydraulische Sattelstütze, die Dinger sind doch ziemlich bequem.
Auf dem “EKG” treffen wir eine Gruppe kanadischer Bikemädels, die sicherlich nicht ihr erstes Mal auf dem Bike sitzen. EKG schlängelt sich erst durch den Wald, dann auf eine freie Fläche, die im warmen Licht liegt. Im Hintergrund die Berge, wo schon das Unwetter aufzieht. Der perfekte Fotospot. Zurück am Nordic Center sind wir begeistert von der Art und Vielfalt der Trails. Es fängt an zu hageln und wir quartieren uns im überaus ansehnlichen Alpine Club Canmore ein.
Früh am nächsten Morgen ist alles wieder in unseren außen riesigen, aber innen doch zu kleinen SUV gepackt und wir cruisen auf dem Highway No. 1 Richtung Westen. Wir queren die Grenze nach BC und sind kurze Zeit später in Golden. Wir navigieren zum Cedar Lake Campground, der direkt am Moonraker Trailnetz liegt.
Auspacken, umziehen, biken! Keine Viertelstunde später sitzen wir im Sattel. Der erste Trail geht leicht wellig bergauf, aber schon nach wenigen Metern kommt der erste Abzweig. Ich war vorher noch nie hier und bin deshalb ziemlich verblüfft über diese genialen Trailnetzwerke. Wir arbeiten uns langsam durch das Trailnetz durch, fahren mal bergab, mal bergauf, aber immer mit einem Grinsen im Gesicht. Viel zu selten halten wir an, um mal ein Foto zu knipsen, aber das Flowgefühl kommt auf den Trails hier so schnell, da will man gar nicht mehr anhalten.
Wir schaffen es nach gut zwei Stunden am unteren Ende des Trailnetz anzukommen und folgen dann einer breiten Forstpiste wieder bergauf. Kurz vor Ankunft am Campingplatz biegen wir nochmals auf einen Trail ab und finden in Sichtweite unseres Autos einen Suicide Lake-Swing. Es ist der perfekte Abschluss heute, noch einmal mit unglaublich viel Adrenalin in den Adern in den kalten See zu springen!
In Kürze gibt’s den zweiten Teil der Foto-Truppe – weiter auf dem Weg nach Westen.
Der Beitrag Sportograf in Kanada 2014 – Teil 1/2 ist auf MTB-News.de erschienen.