Wer mit seinem Fahrrad auf Reisen geht, der will das gute Stück so sicher wie möglich verpackt wissen. Ein spezieller Fahrradkoffer bietet sich an, bislang ist in diesem Segment allerdings relativ wenig Auswahl gewesen. Auf der Eurobike 2014 haben wir uns eingehender mit der neuen Version des Thule RoundTrip Pro Fahrradkoffers auseinandergesetzt und diesen in den Wochen danach einem ersten Test unterzogen. Wie sich der Rollkoffer mit integriertem Montageständer in der Praxis schlägt und ob sich die Investition lohnt, klären wir in diesem Artikel.
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Thule Round Trip Pro
Auspacken
In den vielen Videos gesponserter Fahrer finden sich Evoc-Reisekoffer, in denen das Bike sicher verstaut und bequem über Flughäfen, Bahnsteige und Straßenzüge gezogen wird, bevor die darin verpackten Bikes durch epische Landschaften getreten werden. Im Gegensatz zu Kisten aus Pappe haben die speziellen Fahrradtransportkoffer den entscheidenden Vorteil, dass sie eine bessere Polsterung bieten, länger haltbar sind und dank besserer Ergonomie leichter zu manövrieren sind.
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Eine Tasche, die der oben genannten, dominierenden Evoc Konkurrenz machen soll, ist die Thule RoundTrip Pro. Sie hatte uns auf der Eurobike mit einigen durchdachten Eigenschaften angesprochen und musste nun im Test beweisen, was sie zu leisten im Stande ist. Vor wenigen Wochen klingelte es dann an der Türe und ein langes, aber flaches Paket der Firma Thule erreichte die Redaktion. Der Inhalt: Der RoundTrip Pro Fahrradkoffer, kompakt zusammengefaltet.
Beim Auspacken zeigt sich direkt, dass für den hohen Preis von fast 600 € UVP richtig viel geboten wird. Die Stoffe wirken hochwertig, die Rollen sind beidseitig abgestützt und fest mit der harten Kunststoffunterschale des Koffers verbunden. Der Aufbau an sich besteht aus robustem Nylon, der mitgelieferte Fahrradmontageständer ist aus Aluminium gefertigt. Das alles macht einen sehr guten Eindruck und schnell wird überlegt, bei welcher Reise dieser Koffer wohl in den Einsatz gehen könnte. Wenige Minuten später ist der Fahrradkoffer fertig aufgebaut und steht bereit zur Beladung in der Werkstatt.
„Dieser Premium-Softshell-Fahrradkoffer mit integriertem Fahrradmontageständer macht das Reisen mit ihrem Fahrrad zum Kinderspiel.“ - Thule Produktbeschreibung
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Einpacken
Die Fahrkarten sind gebucht – für den Test soll es mit dem Thule RoundTrip Pro über das Trailcenter in Rabenberg zum Singltrek in Tschechien gehen. Das Rad meiner Wahl ist mein ICB in Größe M mit einem Radstand von 1195 mm. Und ich will mit dem Zug reisen, idealerweise mit dem ICE. Wer in der Regel mit dem Auto unterwegs ist, wird bei den letzten beiden Sätzen nicht viel auffälliges bemerkt haben. Doch wer die Bestimmungen der Bahn kennt der weiß, dass ein Fahrrad im ICE nur in einem eigenen Koffer verstaut zugelassen ist. Daher ist eine Lösung wie der Thule RoundTrip Pro zwingend notwendig, um an Bord der schnellen Züge gehen zu dürfen. Plus: im Nahverkehr entfällt die Zusatzgebühr und das Zusteigen und Verstauen werden einfacher. Die Frage bleibt dann jedoch: Wie ist der Koffer in der Handhabung? Findet er Platz? Wie gut erreicht man die Gleise? Und, ebenfalls von grundlegender Bedeutung: Passt mein Rad überhaupt in den Koffer? Machen wir uns also ans Einpacken!
Auf der Homepage nennt Thule in der Produktbeschreibung einen maximalen Radstand von 1168 mm und eine maximale Rahmenhöhe von 46 cm. Beide Maße sind nicht besonders groß und der aufmerksame Leser wird direkt erkannt haben, dass mein Rad da zu Schwierigkeiten führen könnte. Und so ist es auch – ohne Tricks lässt sich da scheinbar nichts machen. Ein anderes Rad nehmen also? Weit gefehlt – in Ruhe mache ich mich an die Überlegung und komme schnell zum Schluss, dass eine um 180° gedrehte Gabel mein Problem direkt lösen sollte. Also löse ich die Steckachse und platziere das Bike auf dem Montageständer, den Thule mit dem Koffer zusammen ausliefert. Die praktische Idee sieht so aus, dass das Bike fest mit dem Montageständer verbunden wird und dann der Querträger des Ständers wiederum fest im Boden des Koffers einrastet. Das umständliche Befestigen des Bikes im Koffer soll damit komplett entfallen und der Prozess wesentlich schneller ablaufen. Und da die schnell abnehmbaren Beine des Ständers direkt mit in den Koffer wandern, soll auch im Urlaubsort alles ordentlich und schnell gehen. Außerdem hätte man dann direkt einen Montageständer mit dabei, was auch zum Einstellen der Schaltung sehr hilfreich sein kann.
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Doch noch sind wir nicht so weit. Die erste Hürde zeigt sich, als ich die 15 mm Steckachse durch den Adapter schieben will. Thule liefert die verschiebbare Aufnahme für das Vorderrad mit drei Adaptern für Schnellspannachsen, 15 mm Steckachse und sogar 20 mm Steckachse aus. Vorbildlich. Das Problem ist nur, dass der Adapter zu dick ausfällt und im Ausfallende der Gabel anstößt. Das Ergebnis: Ich kann die Steckachse nicht durchführen und muss die Gabel ohne den Adapter montieren. Die Folge ist, dass das Rad nicht wie geplant fest mit dem Querträger zu verbinden ist. Kein großes Problem, aber bei einem Produkt dieser Preisklasse dennoch nicht zu akzeptieren. Die gute Nachricht ist, dass Thule auf unsere Rückfrage hin angegeben hat, dass das Problem bei einigen Gabeln bekannt ist (so auch meine Formula 35) und an einer neuen Halterung gearbeitet wird, die speziell auf Steckachsen ausgelegt ist und ohne Adapter auskommen soll.
In unserem Fall heißt es: Kompromiss machen und die etwas weniger feste Montage des Bikes in Kauf nehmen. Ohne Adapter kann das Bike leicht hin und her kippen, doch die Winkel sind begrenzt. Im nächsten Schritt wird schnell das Hinterrad entnommen und der Rahmen am Innenlager mit einem Spanngurt aus Kunststoff fixiert. Damit es hier nicht zu Schäden kommt, lagert das Innenlager auf geschlitzten Gummipolstern, die auch unter dem Innenlager geführte Züge problemlos unterstützen. Schnell ist der Querträger vom Ständer gelöst und ich versuche mich daran, das gesamte Paket im Koffer einzurasten. Dazu wird der Träger am vorderen Ende im Boden des Koffers eingehakt und dann abgesenkt, so dass das Ende fest einrastet.
Das Problem ist nur: Mein Schaltwerk setzt am Boden auf, bevor es der Träger tut. Eine Lösung wäre, das Schaltwerk abzuschrauben. Diesen Weg zeigt Thule im Video zum RoundTrip Pro, doch ich will diese Lösung noch nicht akzeptieren. Schließlich kann ich dann auch mein gesamtes Rad zerlegen und in Einzelteilen verschiffen.
Was also tun? Der Blick durch die Werkstatt bleibt schnell an einem Schleifblock hängen, der etwa doppelt so hoch ist wie der vom Hersteller gelieferte Gummiblock. Also schnell den einen gegen den anderen ausgetauscht und siehe da – im nächsten Versuch rastet der Träger fest im Boden des Koffers ein während das Schaltwerk noch einige Millimeter Abstand zu den großen Rollen des Koffers hält. Problem gelöst – es kann weiter gehen. Als nächstes folgen die Beine des Montageständers, die in seitlich an der Hülle angebrachten Laschen Platz finden. Der Kopf des Ständers wird umgekehrt hinter der Gabel auf dem Querträger fixiert – so müssen nur noch der Lenker demontiert, die beiden Laufräder in den gepolsterten Laufradtaschen verstaut und links und rechts neben dem Rahmen im Koffer verstaut werden.
Hier wird es ein wenig eng, doch nach ein wenig Ruckeln und Drücken verschwindet alles im Koffer und der Reißverschluss schließt sauber. Die umgedrehte Gabel hat es also gebracht – auch 1195 mm Radstand finden im Round Trip Pro Platz. Wer seine Bremse demontieren will, könnte sogar 121 cm schaffen, doch dann wird es richtig kuschelig.
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Wer möchte, kann jetzt noch bequem Helm, Schuhe und Knieprotektoren mit in die Tasche packen und sich auf die Reise machen. Da der Koffer selbst allerdings schon 9,5 kg inkl. Montageständer auf die Waage bringt, sollte man vorher rechnen. Die meisten Fluglinien erlauben maximal 32 kg für derartiges Gepäck und wer mit der Bahn verreisen will, der sollte bedenken, dass er den Koffer auch noch heben können muss ;).
Trotz der ersten Hindernisse ist in meinem Fall nach gut 25 Minuten dann doch alles geschafft und ich freue mich auf die bevorstehende Reise. Das Einpacken sollte mit etwas Übung schneller von der Hand gehen, doch aufgrund der Montage auf dem Querträger wird sie immer ein wenig länger dauern als beispielsweise bei dem erwähnten Konkurrenzprodukt von Evoc. Für zusätzliche Sicherheit kann außerdem der Rahmen noch mit Luftpolsterfolie umwickelt werden.
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Verreisen
Der nächste Morgen – es regnet. Mit leicht säuerlicher Miene mache ich mich auf dem Weg und laufe zur U-Bahn. Der Aufzug ist außer Betrieb und so geht es die Treppen hinab. Die beiden Handgriffe an den oberen Ecken sind günstig platziert und so lässt sich das in meinem Fall mit Zubehör 26 kg schwere Paket halbwegs angenehm die Treppen hinunter bewegen. Die nächste Herausforderung ist die U-Bahn selbst. Es ist 7:30 Uhr in München, Berufsverkehr. Mit großer Begeisterung empfangen mich die anderen Reisenden, doch durch die hinten abgeflachte Form kann der Thule RoundTrip Pro einfach hochkant gerollt und gegen eine Wand gelehnt abgestellt werden. Frei stehen kann er so jedoch nicht, weshalb eine weitere Wand erforderlich ist. Diese Eigenschaft sichert mir die Gunst der anderen Reisenden und innerlich bin ich gespannt, wie die Tasche wohl im ICE an- und unterkommen wird. Das zeigt sich nur wenige Minuten später, als ich die Stufen ins Abteil erklimme und nach einem Platz für meinen Koffer suche. Auf dem Gang ist es zu eng, doch erneut erweist sich das Hochformat als Lösung: Hinter den Türen zu den Großraumabteilen gibt es Platz für Koffer und hier passt der Thule auf den letzten Millimeter hinein. Glück gehabt – die Reise kann los gehen.
Am Zielort angekommen, rolle ich ein wenig durch die Gegend. Die Rollen machen einen guten Job und der gepolsterte Haltegriff erlaubt ein angenehmes Ziehen der Tasche. Zumindest, solange man genügend Kraft in den Armen hat. Denn besonders leicht ist die Tasche nicht und der Hebel von 1,20 m Länge macht es nicht unbedingt einfacher. Abgesehen davon ist das Handling jedoch problemlos und der robuste Stoff zeigt sich von Regen und Wind unbeeindruckt – mein Bike ist sicher im Trockenen unterwegs. Als wir das Hotel erreichen, geht es an den Aufbau. Im RoundTrip Pro ist alles an Ort und Stelle geblieben und nach wenigen Minuten steht das Rad neben dem Montageständer.
Da der Platz im Zimmer limitiert ist, erweist es sich als praktisch, dass der Koffer kompakt zusammengefaltet werden kann. Hierzu werden einfach die Versteifungseinsätze aus den Seitenwänden genommen und diese anschließend zusammengefaltet. So wird die vorhin noch so große Tasche plötzlich auf die Höhe der robusten Unterschale reduziert und findet bequem unter dem Bett, dem Sofa oder in einer Nische Platz. Das ist clever und ein echter Vorzug gegenüber Hartschalenkoffern, die allerdings einen besseren Schutz bieten würden.
Rückblick
Wie hat sie sich also geschlagen, die Reisetasche der anderen Art in Form des Thule RoundTrip Pro? Optik, Verarbeitung und das kompakte Packmaß haben mich an sich überzeugt. Praktisch unterwegs ist, dass die hochwertigen Rollen problemlos mit der Last zu Recht kommen und der Koffer im Hochformat abgestellt relativ wenig Platz in Anspruch nimmt. Gemischte Gefühle habe ich gegenüber der Fixierung über den mitgelieferten Montageständer. Er treibt einerseits das Gewicht nach oben und hat andererseits noch Überarbeitungsbedarf. So ist es in meinen Augen nicht akzeptabel, dass das Schaltwerk beim Verpacken demontiert werden sollte. Immerhin lässt sich das Problem durch eine angepasste Unterlage unter dem Innenlager umgehen. Außerdem sollte bei diesem Preis der Adapter für die 15 mm-Steckachse mit allen Gabeln kompatibel sein – solche Überraschungen will man nicht haben. Thule hat hier Besserung gelobt und wir sind gespannt auf die neue Halterung. Andererseits ist der Montageständer eine praktische Lösung, um das Rad sicher mit dem Koffer zu verbinden ohne viele Schnallen, Laschen und sonstige Vorrichtungen vorsehen zu müssen. Und bei Montage und Einstellung ist er wirklich praktisch.
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Wer mit dem Flugzeug auf Reisen geht, sollte sich dennoch überlegen, ob er das Mehrgewicht in Kauf nehmen will. Denn für eine lange Flugreise würden wir empfehlen, das Bike im Koffer vollständig in Luftpolsterfolie einzuschlagen und mit Schaumstoff dafür zu sorgen, dass nicht Metall auf Metall zu liegen kommt. Zu guter Letzt wäre da dann noch das Thema mit dem Radstand. Die heutigen Bikes sind ganz schön lang geworden und in unserem Test haben wir bis zu 1200 mm Radstand im RoundTrip Pro untergebracht. Wer also ein langes und auch hohes Rad (44 cm Sitzrohr + Reverb + Ergon SME–3 Pro Sattel gehen gerade so) mit auf die Reise nehmen will, sollte vorher genau nachmessen oder besser noch ausprobieren. Der Trick die Gabel umzudrehen hilft dabei, bis zu 1200 mm zu kommen, doch darüber wird es eng… zu eng. Und für Downhill-Bikes ist er nicht geeignet.
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Und es gibt noch mehr zu überlegen: Wer wirklich viel auf Reisen geht, der sollte sich den Thule RoundTrip Transition genauer ansehen. Er verfügt über eine harte Schale, die den bei Flügen auftretenden Belastungen wesentlich besser standhalten können sollte und das Rad wirkungsvoller schützen kann. Wer hingegen mit dem Auto unterwegs ist, könnte sich für die folgende Information interessieren: In einem VW Sharan finden problemlos vier der Koffer nebeneinander Platz.
Fazit
Der Thule Round Trip Pro Fahrradkoffer ist bei Reisen mit dem Auto, dem Zug oder auch dem Flugzeug ein zuverlässiger Begleiter. Für den sehr hohen Preis gibt es eine sehr gute Verarbeitung und praktische Details wie einen integrierten Fahrradständer, der das Rad sicher und einfach in der Tasche fixiert. Oder fixieren soll, denn Nachbesserungsbedarf gibt es bei den Steckachsadaptern, der Innenlageraufnahme und beim maximalen Radstand. Die Bikes werden länger und mit einem offiziellen maximalen Radstand von 116,8 cm fallen doch einige Bikes aus dem Raster. Mountainbiker sollten folglich vor dem Kauf sauber nachmessen, Rennradfahrer haben keine Probleme zu erwarten.
Stärken
- guter Schutz des Bikes
- praktische Fixierung des Bikes über integrierten Montageständer
- hochwertige Verarbeitung
Schwächen
- hoher Preis
- hohes Gewicht (9,5 kg)
- 15 mm Steckachsadapter nicht mit allen Federgabeln kompatibel
- Radstand auf 120 cm begrenzt
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Weitere Informationen
Technische Daten
Hersteller: Thule
Modell: RoundTrip Pro
Modelljahr: 2015
Kategorie: Fahrradkoffer
Innenabmessungen (Länge x Höhe): 125,7 x 88,9 cm
Maximaler Radstand: 116,8 cm (Herstellerangabe), 120 cm (getestet mit umgedrehter Gabel)
Maximale Rahmenhöhe: 46 cm
Adapter: Schnellspannachse, 15 mm Steckachse, 20 mm Steckachse
Material: Nylon, Kunststoff
Gewicht: 9,5 kg
Farbe: schwarz
Preis: 599,95 € (aktueller Straßenpreis ca. 479 €)
Homepage: Thule Website
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Der Beitrag [Test] Gut sortierter Reisebegleiter: Thule RoundTrip Pro Fahrradkoffer ist auf MTB-News.de erschienen.