
Der Gravity-Mountainbike-Sport wird zunehmend populärer: Besonders in Österreich, der Schweiz und Frankreich entdecken Tourismus-Regionen und Ski-Gebiete den Sport zunehmend als lukrative Einnahmequelle für sich (hier zu einem passenden Interview). Als Sommer-Ersatz für den Ski Alpin-Sport wächst die Anzahl von Strecken und Bikeparks zunehmend. Doch was tun, wenn ein gutes Streckenangebot aber nicht die nötigen Liftanlagen zur Verfügung stehen? Die Antwort könnte auf den Namen “Ziesel” hören. Was es mit dem Rollstuhl der etwas anderen Art auf sich hat, erfahrt ihr hier.

Der Ziesel: das Wichtigste auf einen Blick
- Raupenfahrzeug
- entwickelt für die Agrar- und Fun-Sport-Industrie
- 2 x 4,4 kw (ca. 12 PS) Dauerleistung
- über 250 Nm Drehmoment je Antriebsseite
- 35 km/h Höchstgeschwindigkeit (erreicht in 2 Sekunden)
- 295 kg Leergewicht
- 4 Betriebsmodi wählbar
- bis zu 5 Std. Fahrzeit möglich (bei mittlerer Stufe)
- kann aus dem Stand bis zu 1.000 kg bewegen
- diverse Halterungen und Kupplungsmöglichkeiten erhältlich

Der Ziesel – Made In Austria
Auf der Alpinmesse in Innsbruck entdeckte ich ein Fahrzeug, das mein Interesse weckte. Einen Rollstuhl der etwas anderen Art: auf Raupen stehend, 35 km/h schnell, knapp 12 PS stark und von zwei Elektromotoren betrieben – der Ziesel. Benannt nach dem flinken Nager (Ziesel = ein Nagetier aus der Gattung der Erdhörnchen) soll das Raupenfahrzeug in rauem Gelände naturverträgliche Dienste verrichten.
Eigentlich beabsichtigte die Mattro Mobility Revolutions GmbH aus Schwaz in Österreich lediglich eine Testplattform für ein wechselbares Li-Ion-Akkusystem zu bauen, welches man in Kleinfahrzeuge (Traktoren, Rasenmäher etc.) integrieren wollte. Herausgekommen ist jedoch ein verkaufsfertiger Raupenschlepper in Miniaturausführung. Das handliche Fahrzeug bringt gerade einmal 295 kg auf die Waage und wird von zwei je 6 PS starken PMS Scheibenläufermotoren der Firma Heinzmann in zwei Sekunden auf 35 km/h Spitze beschleunigt.

Dank des enorm tiefen Schwerpunkts und er Abmessungen von 1.320 mm Länge auf 1.220 mm Breite meistert der Ziesel kippsicher nahezu jedes Terrain. Bis zu 60 % Steigung klettert er mit seinem Raupenantrieb hinauf. Dank der beiden Gummiketten verteilt er sein Gewicht dabei auf bodenverträgliche 4,8 kg/dm², was einem geringeren Bodendruck entspricht, als ein durchschnittlicher Ski-Touren-Geher erzeugt.
Bisher wird der Ziesel überwiegend in landwirtschaftlichen Betrieben genutzt. Insbesondere Weinbauern schätzen die kompakte und bodenschonende Bauart des Ziesels. Zudem lässt sich das Gefährt mit diversen Anbaumöglichkeiten ausstatten. Ob Anhängerkupplung, Schneeflug oder Mähwerke, der kleine Flitzer kann es alles aufnehmen und mutiert so schnell zum Arbeitstier. Auch alpine Rettungskräfte setzen das Raupenfahrzeug bereits ein.
Für Mountainbiker könnte der Ziesel als Shuttle-Fahrzeug interessant werden. Aus dem Stand kann es bis zu 1.000 kg ziehen – sechs stämmige DH-Fahrer samt Bike auf einem Hänger den Berg hinauf zu bringen sollte daher die einfachste Aufgabe für den elektrifizierten Alpinisten sein. Im effizientesten der vier Betriebsmodi hält die Batterie ohne zusätzliche Anhängelast bis zu fünf Stunden, fast genauso lang dauert auch der Ladevorgang.

Wer in den Genuss des hochwertig verarbeiteten, mit Eichenholz verzierten und in Österreich produzierten Raupenfahrzeugs kommen möchte, der sollte ausreichend Kleingeld auf der hohen Kante haben. Das Basismodell schlägt mit satten 25.200 Euro zu Buche. Kein billiges Vergnügen, aber mit Sicherheit ein spaßiges.


Wie kann er eingesetzt werden?
Wie das Fahrzeug, das sich auf 25 km/h Höchstgeschwindigkeit begrenzen lässt, in Deutschland vom Gesetzgeber eingestuft wird, ist noch unklar. Da es jedoch mit einem 4-Punkt-Sicherheitsgurt, Scheinwerfern und Bremslicht ausgestattet ist, wäre eine Straßenzulassung möglich. Dies würde die Mattro GmbH nach eigenen Angaben derzeit vom TÜV für den deutschen Markt prüfen lassen. Uneingeschränkt nutzbar ist der Ziesel selbstverständlich auf Privatflächen. Aber auch in Tourismus-Regionen dürfte es beispielsweise für Hoteliers möglich sein, den Ziesel legal als umweltverträgliches Shuttle-Fahrzeug abseits von asphaltierten Straßen zu nutzen.
Einen möglichen Einsatzbereich könnte folgendes Szenario widerspiegeln: Ein Verein der über gut ausgebaute DH-/Bikepark-Strecken verfügt, nicht aber über eine geeignete Liftanlage, könnte den Ziesel mit entsprechender Erlaubnis als Eco-Shuttle-Fahrzeug für seine Vereinsmitglieder zur Verfügung stellen. Da die Bedienung kinderleicht ist und das Fahrzeug auf maximal 25 km/h begrenzt werden kann, könnten auch Jugendliche ab 16 Jahren als Shuttle-Fahrer infrage kommen.
Der Ziesel im Überblick


Das Spaßgerät im Einsatz
Ob der Ziesel in Zukunft für Gravity-Biker als Shuttle-Fahrzeug wirklich in Frage kommen wird, muss sich zeigen. Auf jeden Fall ist er eine interessante Alternative zu herkömmlichen Shuttle-Methoden, insbesondere durch seinen Elektro-Antrieb und die hohe Zugkraft. Könntet ihr euch vorstellen mit so einem Fahrzeug bald zum Start eurer DH-Stecke gefahren zu werden?
Der Beitrag Der Ziesel – Vorstellung: das Eco-Shuttle-Fahrzeug der Zukunft? ist auf MTB-News.de erschienen.